Hypochonder im Herbst

Über gefährliche Krankheiten und ebensolche Verkäufer

Eine Kolumne von Heinrich Werbedes

Prost Stammtischbrüder!

Herbstzeit! Gute Zeit, um mich um meine diversen lebensgefährlichen Krankheiten zu kümmern. Habe mir bei Wilhelm Tackenberg aus der alten Apotheke in Mengede die Apothekenumschau besorgt. Im Volksmund wird sie ja Rentner-Bravo genannt.

Nach dem Studium dieser Broschüre habe ich sämtliche Krankheiten, die sich ein gesunder Mensch nur vorstellen kann. Ein kleiner Pickel wird bei mir schnell zu lebensgefährlichem Hautkrebs. Werde ich nach drei Pils langsam wuschig, ist mein Kurzzeitgedächtnis bestimmt bald im A…. ! In Säuferkreisen nennt man das Korsakow-Syndrom. Beim Pinkeln stelle ich fest, dass die Inkontinenz auch nicht mehr fern ist. Bin wie Woody Allen, der mal sagte: „Ich habe die letzte Nacht in der Notaufnahme eines Krankenhauses verbracht. Morgens erhielt ich die Diagnose der Ärzte. Mein Knutschfleck sei gutartig.“

Mein Freund Klaus nennt mich nur noch Prof. Dr. med. plag. Hypochonder. Das Kürzel plag. steht für Plagiat. Manchmal nennt er mich auch Doktor Unblutig – Facharzt für nebensächliche Krankheiten.

Ernsthaft habe ich aber momentan mit meinem Blutdruck zu kämpfen. War heute Morgen in Mengede einkaufen. Da ich noch tanken musste, beehrte ich die Shell-Tankstelle mit meinem Besuch. An der Kasse sagte die Verkäuferin: „ Willkommen bei der Shell. Was kann ich für Sie tun?“ Verdutzt erklärte ich, dass ich getankt habe und zahlen möchte. Sie blinzelte mich geheimnisvoll an und meinte: „ Wir haben heute Mars im Angebot. Zwei zum Preis von einem.“ Ich verneinte, zahlte und ging.

Nun ab zu Kodi. Freute mich schon auf die Kassenfrau dort. War in dem Laden mit bald Siebzig der jüngste Kunde. An der Kasse saß ein junger Mann.
Beim Bezahlen sagte mir der Kodimann freundlich, dass Imprägnierspray im Angebot sei. „Mumifizierungsspray wäre vielleicht angebrachter“, scherzte ich. Er meinte: „Och, da kann man aber auch Mullbinden nehmen.” Nächste Station war Aldi.

Dort an der Kasse hörte ich, wie mein ebenfalls sehr junger Kassenwart sich mit seiner auch jungen Kollegin über die Dämlichkeit von uns Kunden unterhielt. Geflissentlich würden wir doch ein – gefühlt ca. 2,46 cm x 5,319 cm großes – Schild übersehen, welches besagt, dass die Kasse der Kollegin nicht mehr besetzt sei. Langsam hob sich meine Schädeldecke. Auf dem Rückweg fiel mir ein, dass ich Zigaretten vergessen hatte.

Wieder bei Shell brüllte ich schon an der Eingangstür: „ Ich bin nicht senil. Ich weiß, dass ich bei der Shell bin und nicht bei Aral. Mars fresse ich nicht!!! Eine Schachtel Lucky`s bitte.“

Im Briefkasten finde ich, nachdem ich mich mit Klosterfrau Melissengeist wieder beruhigt habe, ein weiteres Gedichtfragment von Herbert Floenz dem Mengeder Heidedichter:

(IIebergeschrieben: Dem Herbst)

Scheen ist, wenn der Wald wird bunt,
Frau macht Grog – wenn kalt- gesund!
Schlimm ist, wenn du rutschen tust – aus auf Blatt – und
Frau dann sagt: „ Besoffnen Hund!“

In diesem Sinne: Prost!!!
Euer Heinrich Werbedes

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