Baudenkmäler im Stadtbezirk (13)

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Wie halten wir es mit den Baudenkmälern im Stadtbezirk Mengede? (Folge 13):

Das Gebäude Williburgstraße 11 

Die Denkmalliste der Stadt Dortmund umfasst im Stadtbezirk Mengede 79 Baudenkmäler, darunter 21 Wohnhäuser, Villen oder Wohnsiedlungen und landwirtschaftliche Gebäude, 16 Wohn- und Geschäftshäuser, fünf öffentliche Gebäude und Kleindenkmäler, drei Sakralbauten und Industrieanlagen, zwei Adelssitze sowie einen Friedhof, ein Geschäftshaus und eine Verkehrsanlage. Absicht dieser Serie ist es, über die Baudenkmäler im Stadtbezirk Mengede zu informieren. Ein manchmal nicht ganz einfaches Unterfangen, weil es sich häufig um private Entscheidungen handelt, wie man mit einem Denkmal umgeht. Aber: Es gibt auch ein Denkmalschutzgesetz. Unsere Beiträge, die wir in loser Folge einstellen, sollen es dem Leser ermöglichen, das Denkmalschutzgesetz mit der Realität vor Ort zu vergleichen.
Und noch eine weitere Vorbemerkung: Baudenkmäler zu erhalten, ist in dieser Gesellschaft nicht einfach. Kapitalisten, Anarcho-Linke, Bürgerliche und vor allem Behörden sind gleichermaßen gefragt und stehen in der Verantwortung, eine dem Denkmal, und damit einer Kultur des Stadtbezirks dienende Lösung zu finden.

In dieser Folge 13 stellen wir ein Baudenkmal vor, das im alten Ortskern von Mengede steht. Es handelt sich um das Gebäude Williburgstraße 11. Hier hat seit knapp 130 Jahren die Firma Albert Drucks / Dieter Linde ihren Geschäftssitz.  Da die Firma in diesem Monat das 150-jährige Geschäftsjubiläum feiert, hat MENGEDE:InTakt! den folgenden Beitrag nicht nur – wie üblich – dem Baudenkmal, sondern auch dem Jubilar gewidmet.

Zeitlos von außen und von innen

Merkmale des Baudenkmals
Das Gebäude Williburgstraße 11 ist unter der lfd. Nr A 488 in der Denkmalliste der Stadt Dortmund eingetragen. In der Anlage  zur Denkmalliste ist zum Objekt Williburgstraße 11  vermerkt:

Herr F. Haarmann ließ 1889 ein 2-geschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit Attikageschoss von 5 Achsen im Obergeschoss und mit Satteldach errichten. Der ausführende Architekt gestaltete die Fassade im Stil des Neoklassizismus, das Erdgeschoss erhielt einen Bänderputz, Ecklisenen mit aufgesetzten Diamantquadern und einem neuzeitlichem Klinkersockel. Im Erdgeschoss liegt zwischen zwei Schaufenstern der Ladeneingang von gusseisernen Säulen mit korinthischen Kapitellen flankiert. Das Erdgeschoss ist durch ein Gesims zum Obergeschoss getrennt, das mit einem durchlaufenden Sohlbankgesims und Bänderputz versehen ist. Die Fenster haben eine einfache Rahmung, im Brüstungsbereich durch Diamantquader betont. Das Attikageschoss trennt ein Gesims. Hier in den Achsen befinden sich doppelte, kleine Blindfenster.
Um 1983 erfolgte eine Fassadenrenovierung, dabei wurden die alten, originalen Fenster durch neue, ohne Kämpfer, Schlagleiste und Sprossenteilung ersetzt.

150 Jahre Werkzeug- und Eisenwarengeschäft Drucks/Linde
Auf ein rundes Jubiläum kann in diesem Monat das Werkzeug- und Eisenwarengeschäft Albert Drucks / Dieter Linde zurückblicken. Mit seinen 150 Jahren gehört gehört das seit bald 50 Jahren von Dieter Linde geführte Geschäft damit zu den 12 ältesten Firmen in Dortmund.

Auf ihrer Internetseite beschreiben die derzeitigen Eigentümer ihr Unternehmen wie folgt:
Von außen ein Stück Nostalgie im alten Ortskern, innen ein Geschäft, das nach modernen Gesichtspunkten konzipiert ist. So präsentiert sich Mengedes älteste Firma A. Drucks , die seit 1867 in der Nachbarschaft der evangelischen Remigiuskirche existiert.

Und in der Tat, Haus und Geschäft gehören zum alten Ortskern von Mengede ebenso hinzu wie die evgl. St. Remigiuskirche mit dem Widum, um ein weiteres prägnantes Gebäude-Ensemble zu nennen, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Haus Williburgstraße 11 steht.

Das Team auf einem Fotos um 1910

Gegründet wurde das Werkzeug- und Eisenwarengeschäft vom Mengeder Kaufmann Schmoll, ihm folgte Kaufmann Haarmann aus Bochum, ehe Albert Drucks das Geschäft übernahm. Drucks war aus Halver (bei Lüdenscheid) nach Mengede gekommen. Er führte das Geschäft bis zu seinem Tod im Jahr 1943, seine Tochter Ilse Meister übernahm die Firma bis 1953. Dann endete die Drucks-Ära, denn mit Oskar Schneider stieg ein „Zugereister“ in die Firma ein. Allerdings wurde er hierbei von Minette Drucks, der Schwiegertochter Albert Drucks’ tatkräftig und kenntnisreich unterstützt.

Das Team im Jubiläumsjahr 2017

1970 übernahm Dieter Linde das Geschäft, nachdem er von 1959 an die Firma als Lehrling und anschließend als Angestellter von Grund auf kennengelernt hatte. Er ist auch heute noch Seniorchef, hat aber mit seinem Sohn Martin schon die Nachfolge geklärt.

Das Leistungsangebot der Firma hat sich im Laufe der 150 Jahre zwangsläufig geändert. Wollte der Betrieb konkurrenzfähig bleiben, musste er sich den stets ändernden Kundenbedürfnissen anpassen. Wer würde heute noch einen Kohleherd in einem Eisenwarengeschäft kaufen, nicht einmal für eine Kohlenschütte würden Kunden Verwendung haben.
Baulich allerdings hat sich äußerlich und vor allem im Inneren des Ladenlokals in den 150 Jahren seines Bestehens nicht viel geändert. Die Treppe z.B., die aus der Mitte des Ladens zu einer Empore führt, hat es schon vor 150 Jahren gegeben. Auch die vielen Schubläden und Fächer, in denen Nägel, Schrauben und Unterlegscheiben aufbewahrt und bei Bedarf auch einzeln verkauft werden, wecken zumindest bei den älteren Kunden nostalgische Erinnerungen.

Mit dieser Beschreibung des Ladeninneren sollte nicht der Eindruck erweckt werden, die Firma Drucks/Linde sei ein Überbleibsel aus der Zeit der „Tante-Emma-Läden“. War es über einen langen Zeitraum ein Hauptzweig des Geschäfts, die örtlichen Handwerker zu versorgen oder die Heimwerker mit einem „Do-it your-self-segment“ zu bedienen, hat sich vor allem in den letzten Jahren einiges auf der Angebotsseite des Unternehmens geändert. Der Wandel wurde insbesondere durch die Konkurrenz der Baumärkte beschleunigt. Auch ein kleiner Familienbetrieb muss in dieser Situation flexibel reagieren und mit neuen Leistungsangeboten neue Kunden gewinnen. Über den Aufbau eines „rund um die Uhr“ einsatzbereiten Schlüsseldienstes entwickelte man das Segment Sicherheitstechnik – inzwischen ein Schwerpunkt der unternehmerischen Tätigkeit.
Hierzu gehören Einbau und Nachrüstung von elektronischen und mechanischen Schließsystemen und Schließanlagen, Sicherung von Türen und Fenstern gegen Einbruchsversuche.

Vor dem Einbau solcher Systeme und Anlagen bedarf es natürlich einer ausführlichen Beratung und sorgfältigen Produktauswahl, denn „Tür ist nicht gleich Tür und Fenster nicht gleich Fenster. Bei uns gibt es kaum etwas von der Stange. Jede Tür, jedes Fenster stellt spezifische Anforderungen an die Sicherheit, auf die individuell reagiert werden muss“, so die beiden Lindes.
Diese notwendige Beratung erfährt der Kunde nur von Fachleuten, und deswegen sind in diesem Geschäftszweig Internethandel oder Baumärkte im Augenblick keine Konkurrenz. Eine stete Fort- und Weiterbildung des gesamten Personals ist unabdingbar, um über den neuesten Stand der Technik informiert zu sein. Ladenhüter zu verkaufen, geht gar nicht.

Deswegen sind sich Vater Dieter und Sohn Martin darüber im Klaren, dass ein zufriedenes Zurücklehnen für sie nicht infrage kommt. Der Markt ist hart umkämpft und auf seinem guten Ruf oder auf der Tradition des Hauses kann man sich nicht ausruhen. Zudem ist die zunehmende Digitalisierung auch für mittelständische Kleinunternehmen eine dauerhafte Herausforderung. 
Die Ausbildung, die Martin als Elektrofachmann bekommen hat und die anschließende spezielle Ausbildung im elterlichen Betrieb geben Vater und Sohn die Zuversicht, dass es gelingen wird, das Unternehmen auch zum 175-jährigen Jubiläum noch in guter Form präsentieren zu können.

Mit dieser Zuversicht haben Vater und Sohn inzwischen die Übergabe des Geschäftes in Gang gesetzt. Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums seien der Firma Drucks/Linde viel Erfolg und gute unternehmerische Entscheidungen gewünscht. Besonders für die nächsten 25 Jahre wünschen wir ein herzliches Glück Auf!

Hinweis: Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!

 

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