Baudenkmäler im Stadtbezirk (14)

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Wie halten wir es mit den Baudenkmälern im Stadtbezirk Mengede (Folge 14)

Heute Williburgstraße 10

Die Denkmalliste der Stadt Dortmund umfasst im Stadtbezirk Mengede 79 Baudenkmäler, darunter 21 Wohnhäuser, Villen oder Wohnsiedlungen und landwirtschaftliche Gebäude, 16 Wohn- und Geschäftshäuser, fünf öffentliche Gebäude und Kleindenkmäler, drei Sakralbauten und Industrieanlagen, zwei Adelssitze sowie einen Friedhof, ein Geschäftshaus und eine Verkehrsanlage. Absicht dieser Serie ist es, über die Baudenkmäler im Stadtbezirk Mengede zu informieren.
Ein manchmal nicht ganz einfaches Unterfangen, weil es sich häufig um private Entscheidungen handelt, wie man mit einem Denkmal umgeht. Aber: Es gibt auch ein Denkmalschutzgesetz. Unsere Beiträge, die wir in loser Folge einstellen, sollen es dem Leser ermöglichen, die Regelungen dieses Gesetzes mit der Realität vor Ort zu vergleichen.
Und noch eine weitere Vorbemerkung: Baudenkmäler zu erhalten, ist in dieser Gesellschaft nicht einfach. Kapitalisten, Anarcho-Linke, Bürgerliche und vor allem Behörden sind gleichermaßen gefragt und stehen in der Verantwortung, eine dem Denkmal, und damit einer Kultur des Stadtbezirks dienende Lösung zu finden.

In dieser Folge 14 stellen wir ein Baudenkmal vor, das im alten Ortskern von Mengede anzutreffen ist, und zwar in der Williburgstraße. Es handelt sich um das Wohn- und Geschäftshaus Williburgstr. 10. (In der nachfolgenden Plan die Parzelle Nr. 30 in der Lehmbrinkstraße, die danach Königsstraße und erst in neuer Zeit Williburgstraße heißt).

In Verbindung mit dem Widum um die evgl. St Remis Kirche bildete die Williburgstraße den wesentlichen Teil des alten Mengeder Ortskernes. Wie aus dem vorstehenden Plan – Mengede nach dem Urkaster aus dem Jahr 1826* – zu entnehmen ist, waren die meisten Grundstücke um die Kirche herum im Jahr 1826 bereits bebaut, so auch die in der Williburgstraße.
Im Gegensatz hierzu sieht man, dass die Fläche in der heutigen Siegenstraße (damals Siegenweg) noch völlig unbebaut waren.

Heutige Wiiliburgstraße 10 steht auf Parzelle Nr. 30

Wie lange das jetzige Gebäude in der Williburgstraße schon existiert, weiß von den derzeit noch lebenden Nachkommen der Familie Buschmann niemand zu beantworten. Sicher ist, dass es sich nicht um das Gebäude handelt das bereits im Jahr 1694 auf dem Grundstück gestanden haben soll.
Es kann aber davon ausgegangen werden, dass dieses Haus bereits Mitte des 19. Jahrhunderts an seinem jetzigen Standort errichtet wurde. Frühere Eigentümer war ein Brinkmann (1824), D.M. Rosenthal (1849), Rosenthal Meier (1860). 1892 Kaufte es die Familie Buschmann, deren Nachkommen jetzt dort noch wohnen.

Diese Daten hat der frühere Mengeder Pfarrer Dr. Albrecht Stenger zusammengetrage, nachzulesen in einer Veröffentlichung „Die alte Bürgerschaft von Mengede.“ Darin heißt es u.a.: „Nur die waren Bürger, welche innerhalb dieser durch Emscher und Umflut gezogenen Grenzen wohnten.“ In dieser Arbeit gibt es auch Hinweise auf frühere Bebauungen in Mengede, die in verschiedenen Verzeichnissen auftauchen.

Das erste Verzeichnis der Mengeder Bürgerschaft hat der ev. Pfarrer Bernhard Ludolf Hansemann im Jahr 1694 erstellt. Das zweite ist im Jahr 1824 entstanden und eine dritte Liste im Jahr 1860. Hierbei handelt es sich um eine von der ev. Kirchengemeinde erstellten Übersicht, in der alle Häuser, die Lieferungen an die Kirche zu entrichten hatten, mit ihren alten und neuen Namen aufgeführt wurden – ohne Rücksicht auf die Konfessionszugehörigkeit. Und schließlich erfolgte eine Erhebung im Jahr der Eingemeindung 1928.

Anhand dieser Erhebungen lässt sich vermuten, dass das Grundstück, auf dem heute das Haus Williburgstraße 10 steht, bereits im Jahr 1694 bebaut war.

Das Gebäude Williburgstraße 10 liegt etwas eingeklemmt zwischen den Nachbarhäusern 8 und 12 und wirkt dadurch um einiges unscheinbarer als die übrigen mindest dreigeschossigen Gebäude in der Williburgstraße.

Auch die Denkmalakte zu dem Gebäude sprüht nicht gerade vor Begeisterung, wenn es dort heißt:Im ausgehenden 19. Jahrhundert errichtetes Wohnhaus. 2-geschossiges Gebäude mit neobarocken Anklängen in der Fassadengestaltung. Gesamte Fassade mit Putzquadern überzogen. Geschosstrennung durch Gesims. Fensterveränderung im Erdgeschoss durch den Einbau eines Ladens, im Obergeschoss in der rechten Achse und Einbau von Veluxfenstern im Satteldach.
Fenster in jüngster Zeit erneuert ohne Anlehnung an historische Vorbilder, im EG moderne Rollläden.

All dies mag auch mit ein Grund sein, warum es nur wenige private Fotos von diesem Gebäude gibt. Die beiden abgebildeten Fotos aus dem Besitz von Otto Buschmann sollen aus dem Jahr 1910 stammen. Die Schriftzüge auf den Schaufenstern lassen erkennen, dass damals der Bäckermeister Heinrich Buschmann hier seine Backwaren verkaufte.
Vermutlich handelte es sich um den 1870 geborenen Heinrich Buschmann, der am 31.7.1920 mit nur 50 Jahren verstarb. Mit seiner Ehefrau Carolin, die am 18.6.1950 mit 81 Jahren verstarb, hatte dieser Heinrich Buschmann 9 Kinder.

    

Einer davon, der 1901 geborene Sohn Heinrich, setzte nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1920 das Bäckerhandwerk fort. Heinrich jun. absolvierte 1926 seine Meisterprüfung und führte den Betrieb bis zum Ende des 2.Weltkrieges. Ihm folgte ein weiterer Heinrich Buschmann, ehe im Jahr 1973 dessen Sohn Otto Buschmann den Betrieb übernahm. 1998 – nach 25 Jahren – war es dann für Otto Buschmann und seine Ehefrau Angelika mit der Brotbackstube zu Ende. Eine kleine Bäckerei, wie die Buschmanns konnte auf Dauer gegen die Konkurrenz der Großbäckereien nicht ausrichten. Maßgeblich beeinflusst wurde diese Entscheidung auch dadurch, dass Sohn Björn, der eigentlich als Nachfolger vorgesehen war, in seiner Lehrzeit als Bäcker eine Mehlstauballergie bekam und dadurch für eine Nachfolge nicht mehr infrage kam.

Vater Otto ist gelegentlich noch in seinem früheren Beruf als Bäckermeister tätig – aber nur wenn es ihm Spaß macht. Und Spaß macht es ihm beispielsweise, wenn er in der Weihnachtszeit für den Förderverein der evgl. St. Remigiuskirche kleine Weihnachtsstollen backen kann, wenn er gelegentlich in seinem kleinen Backofen, den er in der früheren Backstube noch ab und zu „anwirft“, für den privaten Gebrauch ein paar Brote backen oder wenn er zusammen mit seinem Vetter Axel dessen Brotbackofen testen kann.

    

So lässt es sich aus seiner Sicht aushalten und wenn er dann an seine Zeit als Brot- und Kuchenbäcker zurückdenkt, dann ist er froh und dankbar, dass es ihm und seiner Familie vergönnt ist, bei guter Gesundheit den Alltag im vertrauten Mengede verbringen zu können.

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* Friedhelm Treckmann: Der Einfluss der Gründerzeit auf den Ort Mengede und seine Bürger. In. 100 Jahre Volksbank Mengede.
Hinweis: Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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