Knepper-Zukunft noch ungewiss

| Keine Kommentare

Diese Silhouette wird verschwinden – mit einem großen Knall. Kühlturm und Schornstein werden gesprengt.

Sicher ist: Kühlturm und Schornstein werden gesprengt

Die Zukunft des ehemaligen Kraftwerksgeländes „Gustav Knepper“ liegt im Dunkeln. Welche Firmen aus welchen Branchen sich hier ansiedeln ist ebenso ungewiss wie Art und Anzahl der entstehenden Arbeitsplätze. Sicher ist, dass die vertraute Silhouette mit Kühlturm und Schornstein verschwinden wird. Eine Woche, nachdem die neue Eigentümerin, die Gütersloher Hagedorn-Gruppe, betroffene Anwohner und Bezirksvertretung zur Information eingeladen hatte, veranstaltete die SPD im Stadtbezirk jetzt im Saalbau einen öffentlichen Informationsabend für alle Mengeder(innen).

Den Fragen der Bürger stellten sich neben Firmenvertreter Rick Mädel SPD-Ratsmitglied Torsten Heymann, der Dortmunder Bereichsleiter Städtebau, Heinrich Finger, Pascal Ledune von der Wirtschaftsförderung und Sandra Spitzner, die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Oestrich.

„Wir sind der Marktführer im Bereich Abbruch,“ so beschrieb Mädel, Geschäftsleiter der Hagedorn Revital GmbH., zunächst das eigene Unternehmen, wobei der Abbruch allein nur einen Teil der anfallenden Aufgaben ausmache. In der Tat gehe es darum, alte Industriebrachen grundlegend zu revitalisieren; dazu gehöre die Beseitigung von Altlasten, das Recyceln von Wertstoffen, sowie alle erforderlichen Maßnahmen, um die Flächen baureif zu machen. Das sei auch in Oestrich so vorgesehen.

Revitalisieren – weit mehr als abbrechen

Gesprächspartner der Bürger: Torsten Heymann, Heinrich Finger. Rick Mädel, Pascal Ledune, Sandra Spitzner (von links).

Die Aufbereitung der Materialien erfolge getrennt. Es werde nicht alles abtransportiert; vieles werde zerkleinert und an Ort und Stelle wieder eingebaut. Das gelte vor allem für Steine und Beton, die zu einem großen Teil wieder verwendet werden können. Es sei geplant, das Gelände zu begradigen.

Den Kaufvertrag für das fast 60 Hektar umfassende Grundstück aus dem Besitz von Uniper (früher Eon) habe man im November letzten Jahres unterzeichnet. Das Terrain liegt zum größten Teil auf Dortmunder, zu einem kleineren Teil auf Castrop-Rauxeler Gebiet; Dortmund habe die Eigentumsüberschreibung bereits vollzogen; Castrop-Rauxel werde das in den nächsten Wochen tun. Danach werde man die Arbeiten in Angriff nehmen. Dazu müssten allein über 50 Abbruch-Anträge gestellt werden. Mädel: “Sicher ist, dass der Schornstein und der Kühlturm gesprengt werden.“

Die spektakuläre Maßnahme werde langfristig geplant und von einem darauf spezialisierten Unternehmen realisiert. Für die Sicherheit der Nachbarschaft werde durch Evakuierung gesorgt; Feuerwehr und Polizei würden einbezogen. Er versprach, man werde, wie bei solchen Aktionen üblich, „ein Event“ daraus machen, bei dem die Bürger in bestimmten Bereichen zuschauen dürfen.

Sowohl Städtebau-Bereichsleiter Finger wie auch Wirtschaftsförderer Ledune lobten das Gütersloher Unternehmen und stellten seine Fachkompetenz für eine derart große Aufgabe heraus. Die optimistische Einschätzung Fingers, man werde die Fläche vermutlich zügig entwickeln können, „da nicht mit besonderen Belastungen zu rechnen“ sei, wurde von den Vertretern der Lokalpolitik allerdings nicht geteilt.

Besonders problematisch: Asbest-Entsorgung

Sowohl Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch als auch SPD-Sprecherin Gudrun Feldmann wiesen darauf hin, dass im Laufe der Jahre vieles bekannt geworden sei, was durchaus Grund zu Sorgen gebe. Dazu gehöre u. a. das sichere Vorhandensein von Asbest, dessen Entsorgung besonders sorgfältig erfolgen müsse und wofür eine spezielle Qualifikation nötig sei.

Deutlich wurde, dass die örtliche Politik, aber auch die Bürger sich Gedanken machen, welche Auswirkungen die Umgestaltung der großen Fläche zwischen den Autobahnkreuzen Dortmund-Nordwest und Castrop-Rauxel-Ost auf den Stadtbezirk haben wird. Dabei geht es auch darum, welche Transportwege die Lkw der Hagedorn-Gruppe nehmen werden, wenn sie eventuell gefährliche Stoffe durch Mengede transportieren. Der ehemalige SPD-Bezirksvertreter Werner Locker forderte, es müsse unbedingt dafür gesorgt werden, dass An- und Abtransport vom Langenacker aus über die Autobahn erfolge und nicht durch die Wohngebiete. Mädel zeigte sich erstaunt: „Wollen Sie damit sagen, Sie kennen Lkw-Fahrer, die nicht so schnell wie möglich auf die Autobahn möchten?“ Die Antwort gab er sich selbst nach einem Augenblick des Überlegens:“Stimmt, da ist oft Stau. Da habe ich selbst schon drin gestanden.“ Er versicherte, er werde den Hinweis auf jeden Fall an die Fahrer weiterleiten.

Transportfahrten – nicht durch die Wohngebiete

Mögliche Belastung durch die in den nächsten zwei Jahren zu erwartende zusätzlichen Lkw-Fahrten befürchtete auch die Sprecherin der Bezirksfraktion der Bündnisgrünen, Isabella Knappmann. „Wir haben gerade den Bau von zwei großen Regenrückhaltebecken hinter uns.“ Dabei habe es viel Ärger gegeben wegen stark verschmutzter Straßen, durch unkorrekt beladene Lkw und das rücksichtslose Verhalten von Fahrern. Knappmann sah den Grund für diese Ärgernisse auch darin, dass man offenbar mit Subunternehmen gearbeitet habe. „Wird das jetzt wieder auf uns zukommen?“ Rick Mädel versicherte, solche Probleme gebe es bei ihnen nicht. Hagedorn setze ausschließlich eigene Fahrer ein, die professionell arbeiteten. Sollte etwas derartiges geschehen, so würden auch Beschwerden angenommen. Natürlich gebe es auf Baustellen immer etwas Schmutz; ganz sei das nicht zu vermeiden.

Prognosen, den Zeitraum der Arbeiten betreffend, waren dem Hagedorn-Geschäftsführer ebenso wenig zu entlocken wie die Vorhersage, welche Art der Gewerbe- oder Industrieansiedlung zu erwarten sei. „Bisher hatten wir noch keine ernsthafte Nachfrage.“ Erst wenn mögliche Nutzer Interesse zeigte, könne man mehr sagen. Wie berichtet, hatte sich die Bezirksvertretung mehrfach gegen weitere große Logistikbetriebe ausgesprochen, da der Stadtbezirk bereits doppelt so viel wie andere an Lkw-Verkehr verkraften muss (70,5% Logistik-Anteil gegenüber 34,4% der Gewerbeflächen im gesamten Stadtgebiet).

Ein Grund für eine zumindest kleine Verzögerung ist übrigens natürlichen Ursprungs. Auf dem Terrain sind zwei besondere, gefiederte Bewohner daheim. Rick Mädel: „Genauer gesagt, ein Turm- und ein Wanderfalke. Die beiden müssen erst umgesiedelt werden.“

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.