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Ein Jahr Freiwilligendienst in Mosambik (5)

Die Mengederin Meret Willing, die bisher noch nie alleine länger aus Mengede weg war, lebt seit dem 1.8.2017  in  Mosambik und nimmt dort an einem einjährigen internationalen Jugendaustausch des ICJA statt. (vgl. auch die bisherigen Berichte auf MENGEDE:InTakt!).
Der ICJA ist ein weltweit tätiger Verein, der für junge und ältere Menschen Freiwilligendienste in aller Welt organisiert. Gleichzeitig betreut er ICJA Freiwillige aus allen Kontinenten, die in Deutschland in sozialen, politischen oder ökologischen Projekten mitarbeiten. Wir haben mit ihr verabredet, dass sie in unregelmäßigen Abständen über Ihren Aufenthalt berichtet. Hier ist nun ihr fünfter Bericht. (K.N.)

Reifen und Wachsen in Mosambik

Ich lebe nun seit gut sechs Monaten in Maputo, Mosambik und habe viel erlebt, musste Situationen händeln, die mir die Augen für neue Blickweisen öffneten.

Da ich zum Halbjahr mein Projekt gewechselt habe, möchte ich auch ein bisschen über das Einleben in meinem neuen Projekt sagen, das Heim für Menschen mit Behinderung Obra Dom Orione.
Nachdem Maria, eine andere Freiwillige, und ich einige Probleme in unserem alten Projekt u.a. mit dem Chef hatten, bekamen wir die Möglichkeit nach dem Zwischenseminar das Projekt zu wechseln.

Ich fühle mich nun im Dom Orione sehr wohl. Die Atmosphäre ist liebevoll, die Pflegerinnen kümmern sich warmherzig und gekonnt um die Menschen mit Behinderung. Außerdem wurde ich gut aufgenommen, meine jetzigen Portugiesischkenntnisse haben die Sache aber auch deutlich vereinfacht. Nach nur drei Wochen sind wir nun gut in den Projektalltag integriert. Wir helfen beim Füttern, Wickeln, Waschen und Unterhalten der Kinder. Hier fühle ich mich auch so, als könnte ich wenigstens ein bisschen zurück geben, nachdem ich vollkommen zufällig gesund in einem Land mit gutem Bildungssystem und quasi grenzenlosen Möglichkeiten geboren wurde.

Was mir noch in meinem neuen Projekt gefällt und mich erleichtert, ist, dass wir lediglich die Rolle von Helfern haben, ganz im Gegensatz zum alten Projekt, wo unsere Rolle als Freiwillige missverstanden wurde und wir sehr viel Verantwortung trugen.

Ich möchte mich im kommenden halben Jahr in der Arbeit mit meinen Kolleginnen anfreunden und einfach helfen, wo ich kann und weiterhin dankbar für das wunderbare Arbeitsumfeld sein.

Da ich zum Ende des letzten Jahres etwas unglücklich war, überlegte ich, welche Aspekte ausschlaggebend dazu beitrugen.
Da meine Gastmutter fast nie zu Hause war, sie fehlte oft auch mehrere Tage am Stück, fand ich leider nur wenig Anschluss zu meiner Gastfamilie. Außerdem war mein Zuhause eineinhalb Stunden von meiner Arbeit entfernt. So entschloss ich zusammen mit anderen Freiwilligen und zwei Mosambikanerinnen in eine WG zu ziehen, jedoch lebe nur ich von den Freiwilligen hier dauerhaft.
Hier fühle ich mich wohl und beginne langsam einen Alltag zu haben, der aus Sport, Kochen, mich mit Leuten aus der Nachbarschaft unterhalten und Arbeit besteht.

Zu Beginn des Freiwilligendienstes habe ich mir vorgenommen, so wenig wie möglich mit den anderen Freiwilligen zu machen. Das Vorhaben habe ich inzwischen aufgegeben.
Ich merke hier, dass Freundschaft schon oft etwas anderes ist.

Eine (tiefe) Verbindung zu anderen Frauen aufzubauen, fällt mir sehr schwer, was ich unter anderem durch einen Basketballverein versucht habe. Dafür werde ich zu Hauf von Männern angesprochen, die aber zum Großteil auf sexuelle Beziehungen aus sind. Ich denke, dass das mein größtes Problem mit der Integration hier ist, und ich es als Mann schon einfacher hier hätte.
So kommt es, dass ich viele mosambikanische Bekannte habe, die ich anrufen kann, mich mlt ihnen treffen kann, es aber nie besonders tiefgründig wird. Deswegen habe ich nur einige wenige Freunde, meist vor allem unter den anderen Freiwilligen, die aufgrund ähnlicher Erlebnisse schnell zu engen Verbündeten wurden.

Auch wegen meiner Neuanfänge möchte ich nochmal offener und unvoreingenommen auf Menschen zugehen, was mir zwischenzeitlich leider komplett misslang u.a. , weil das Patriarchat hier noch viel stärker ist als in Deutschland, womit ich so stark nicht gerechnet hatte. Zu Beginn des Jahres hätte ich echt nicht gedacht, wie verschieden die Umfelder Menschen einer Welt sein können und dass mir die Anpassung doch recht schwer fällt, was sich für mich aber erst im Laufe der Monate herausstellte.

Es wurde mir auch nochmal bewusster, dass das einzige, was sich in diesem Jahr in Mosambik verändert, ich bin.
Ich musste und muss lernen mit Situationen umzugehen, bin gelassener geworden – besonders durch die Ausstrahlung vieler Menschen um mich herum – und reife an so mancher Erfahrung.

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