Zunehmend enttäuscht

„Nordwärts“ wärmt nurM. Zybon-Biermann Foto © J. Krohl

alte Rezepte auf

Ein Kommentar von Monika Zybon-Biermann

Gab es im Mai noch große Hoffnungen angesichts des „Nordwärts“-Projektes, so ist zumindest im Stadtbezirk Mengede derzeit nicht mehr viel davon zu spüren.

Eine Informationsveranstaltung war alles, was die Stadt an Anstrengung unternahm, um Bürger vor Ort anzusprechen. Die Nordwanderungen fanden woanders statt. Dabei böte der Bezirk mit über 60 Prozent Grünanteil und mehr Baudenkmälern als beispielsweise Hombruch zahlreiche Strecken, auf denen man die Stärken des verkannten Nordwestens hätte kennenlernen können.

Das Versprechen, jetzt die nördlichen Gebiete zu fokussieren und voran zu bringen, hatte bei manchen den Eindruck erweckt, das die Stadt sich um qualitative Verbesserungen bemühe. Doch aktuelle Planungsvorlagen wie die Ausweisung von drei Konzentrationszonen für Windenergieanlagen allein im Mengeder Außenbereich und die wenig erfreulichen Details des „Masterplan Wirtschaftsflächen“ lassen zweifeln.

Allerdings verstecken die Verantwortlichen von „Nordwärts“ ihre grundlegenden Ideen keineswegs. Im Newsletter von Oktober heißt es unter „Der Norden: Produktionsstandort im Grünen“, dass derzeit 70 Prozent der betrieblich genutzten Flächen Dortmunds im Projektgebiet lägen. Gleichzeitig auch (in Mengede mit über 60 Prozent) überdurchschnittlich viel Grün. Welche Konsequenz ziehen die Planer? Es sei Platz für Unternehmensansiedlungen und Erweiterungen. 320 Hektar für derartige Zwecke und 188 Hektar für weitere Wohnbauflächen stünden in den nächsten Jahren bereit.

Der hohe Freiraumanteil mit Wald und Landwirtschaft mache es möglich: alte, ungeliebte Rezepte, zu oft schon aufgewärmt.
Viele Bürger des Nordwestens möchten ihren Freiraum vor der Haustür behalten. Er ist Ausgleich für die durch frühere Planungsfehler verursachten Belastungen. Dazu gehören Lärm und Emissionen stark frequentierter Verkehrswege, die mitten durch Wohngebiete führen, aber auch nach dem Gießkannenprinzip verstreute Gewerbegebiete ohne ausreichende Verkehrsanbindung.

Von einigen hastig hochgezogenen Großwohnanlagen der 60er und 70er Jahre, die sich in einem sonst bunt gemischten Lebensraum zu sozialen Brennpunkten entwickelten, ganz zu schweigen.

Es wäre tragisch, wenn die Stadt die Chance verstreichen ließe, alte Irrtümer zu korrigieren. Das Dümmste scheint das Ausschließen der Bürger vor Ort aus dem Meinungsbildungsprozess. Die Reaktionen könnten fatal sein, sie reichen vom Modell Stuttgart 21 bis zur Wutbürger-Demo. Oder beschränken sich auf den Protest an der Wahlurne.

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