Geburtstagsfeier für einen Garten

2001 übergaben Staudenfreunde ihr „englisches Beet“ an die Stadt Dortmund

Lupinen-Pracht im "Englischen Beet".

Lupinen-Pracht im “Englischen Beet”.

 

Ein Garten der Superlative feierte jetzt Geburtstag. Obwohl alles andere als geheim und jederzeit kostenlos anzuschauen, ist er längst nicht allen Dortmundern bekannt: 2001 überreichte die Dortmunder Gesellschaft der Staudenfreunde (GdS) der Stadt und ihren Bürgern im Botanischen Garten Rombergpark ein Geschenk, das „Staudenbeet im englischen Stil“. Im Rahmen ihres Beetfestes erinnerte die Regionalgruppe mit einem bunten Programm an das kleine Jubiläum.

Was ist das überhaupt, ein Beet „im englischen Stil“, mag sich mancher fragen, der sonst dabei eher an die Hüte der Queen oder Minzsauce zu Lammbraten denkt. Aber im Gegensatz zu diesen Spezialitäten sind die Bewohner des Vereinigten Königreiches in Sachen Gartenkultur international wegweisend geworden. Ihre Art, scheinbar wilde Blütenfülle mit Sträuchern, Bäumen, mauerartigen Hecken und anderen Formgehölzen zu kombinieren, Gärten in „Zimmer“ aufzuteilen, findet seit langem überall Bewunderer und Nachahmer.

Start zunächst nur auf halber Fläche – nach drei Jahren Vorarbeit

Ganz schön blau, dieser Irishorst Anfang Juni.

Ganz schön blau, dieser Irishorst Anfang Juni.

Vor 15 Jahren hatte die (fast) ständig blühende Staudenschau noch nicht die beeindruckenden Ausmaße von heute. Zunächst war am Richard-Nose-Weg zwischen Clematis- und Heidegarten nur ein fünf Meter breiter Streifen einseitig auf 100 Meter Länge gestaltet worden. 1996 entstand die Idee dazu, einem Vorschlag von Parkleiter Heribert Reif in Zusammenarbeit mit Regionalgruppenleiter Dr. Peter Mosebach folgend. Von 1997 bis 2000 wurden Pläne gezeichnet, Pflanzen bestellt und in die Erde gebracht. Eine Eibenhecke als Außengrenze und zunächst Buchsbaum-, heute Eibenkugeln am vorderen Rand liefern den architektonischen Rahmen des Blütenmeeres. Letzteres ist nach Farben geordnet: es gibt einen blauen, rosa/lila, roten, gelben und weißen Bereich. Für jeden sind andere Betreuer zuständig. Derzeit arbeiten zehn GdS-Mitglieder in der Beetgruppe mit, einige von ihnen seit Beginn.

Einige Zeit nach der Übergabe an die Stadt wurde die zweite Seite des Weges ebenfalls mit einbezogen und die reine Pflanzfläche auf über 1000 Quadratmeter erweitert. Eine Riesenaufgabe, die von den ehrenamtlich tätigen Laien kaum ohne Unterstützung der Stadt zu schultern wäre.

Ein Blütenmeer mit Baum und Strauch-“Inseln“

Dr. Knopf erklärt die Besonderheiten einer Kaukasusfichte.

Dr. Knopf erklärt die Besonderheiten einer Kaukasusfichte.

Neben dem bei jedem Beetfest üblichen Kuchenbüffet feierten die Staudenfreunde diesmal mit umfangreichem Programm. Dabei standen, wen wundert’s, Pflanzenthemen vorne an. Der neue Leiter des Botanischen Gartens, Dr. Patrick Knopf, führte durch das Beet, um die dort wachsenden Gehölze vorzustellen. Dazu gehören ungewöhnliche Nadelbäume wie die klein und kugelig wachsende Kiefer Pinus sylvestris  ‘Watereri’ und die Kaukasus-Fichte Picea orientalis. Es gibt auch kultivierte Formen des gewöhnlichen heimischen Holunders, die durch besondere Blattform und Färbung aus dem Rahmen fallen, z. B. die englische Sorte ‘Black Lace’ (schwarze Spitze) mit tiefdunkel roten, fast schwarzen, fein gefiederten Blättchen und rosa Blütentellern.

Diese und andere malerischen und mit den Stauden um die Wette blühenden Sträucher bieten Beispiele für Kombinationsmöglichkeiten, die sich in vielen Gärten verwirklichen lassen.

Pfingstrosen : auch in Weiß unübersehbar.

Pfingstrosen : auch in Weiß unübersehbar.

Filme wurden gezeigt; es gab eine Tombola und ein Pflanzenquiz, bei denen besondere Stauden und Fachbücher zu gewinnen waren. In Erinnerung an die große Einweihungsfeier mit Tanz- und Musikdarbietunge vor eineinhalb Jahrzehnten durften alle Gäste zum Abschluss historische Tänze in stilechten Kostümen zu alter Musik genießen. Mitglieder des Dortmunder Vereins „Elffeast e. V.“ präsentierten höfischen Gesellschaftstanz aus der Renaissance. Isolde Kaiser ist Tanzmeisterin dieses Vereins von Liebhabern alter Gewandung, Handwerkskunst, Musik und Theater.

Zum Abschluss höfischer Tanz im Renaissance-Gewand

Höfische Grazie aus der Renaissance.

Höfische Grazie aus der Renaissance.

„Wir sind ausnahmslos Amateure,“ versichert sie. Die Elffeast-Mitglieder sind mit Leidenschaft dabei und zunehmend erfolgreich. Sie treten nicht nur in der Nähe wie beim Mittelalter-Gaudium in Mengede, im Ruhrgebiet und in Norddeutschland auf, sondern ernten sogar in Island und Irland Applaus.

Isolde Kaiser ist auch Mitglied der Staudenfreunde, ebenfalls eine Vereinigung von Liebhabern. Dass Laien durchaus Besonderes zu leisten vermögen, beweisen sie seit eineinhalb Jahrzehnten mit ihrem „Staudenbeet im englischen Stil“.

Über die Gesellschaft der Staudenfreunde und die Angebote der Regionalgruppe kann man sich unter www.gds-staudenfreunde.de informieren.

Hinweis: Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!

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