Muss das sein?

Fünfzig graue SchattenFesselspiele-1

Jetzt meldet sich sogar die Londoner Feuerwehr. Seit dem Erfolg der Roman-Trilogie „Fifty Shades of Grey“ sei es vermehrt zu Einsätzen gekommen, weil Nachahmer der dort beschriebenen Fesselspiele allzu bedenkenlos vorgehen und sich beim Sex in verhängnisvollen Situationen verirrten.

Mit dem Start der Verfilmung erwarte man sogar noch eine Steigerung der Fallzahlen. Den Steuerzahler koste jeder derartige Einsatz mindestens 295 Pfund, heißt es von der Feuerwehr – das sind umgerechnet etwa 400 Euro. In den vergangenen drei Jahren seien so Kosten von rund 388.000 Pfund entstanden.

Man mag es nicht glauben: Es sollen überwiegend die Frauen sein, denen die Produzenten dieser Sadomaso-Schmonzette ihren kommerziellen Erfolg verdanken. Mit einem Rollenbild, das antiquitierter nicht sein kann und allen Emanzipationsbemühungen widerspricht. Und das nicht nur beim Sex, dort aber (wahrscheinlich der Hauptaspekt der Produktionsverantwortlichen), natürlich in allen Spielarten. Alles, was Anastasia Steele, die Protagonistin der Handlung, ansonsten unternehmen will, wird ihr von ihrem Dominator (im Film-Sprech „Dom“), dem Milliardär Christian Grey, vorgeschrieben: Das Auto, das sie fährt, wie oft sie zu trainieren hat (sie hasst Sport), welche Kleidung sie zu tragen hat, wie viel Alkohol sie trinken darf, wie viele Stunden sie pro Nacht zu schlafen hat, wie viele Mahlzeiten sie zu sich nehmen darf und wie viele Stunden sie ihm zur Verfügung stehen muss.

Fesselspiele-1Der überwältigende Erfolg des Buchs und nun auch der Verfilmung ist natürlich vorrangig auf die alles übertreffende Werbekampagne zurückzuführen. „Sex sells“ und alle Medien (hier natürlich vor allem der Boulevard) erwarteten mit Recht eine Steigerung ihrer Verkaufszahlen.

Hoffnung macht aber nun doch – wenige Wochen nach dem Filmstart – die Meldung, dass das Besucherinteresse in den Kinos deutlich eingebrochen sei. Die Neugierde sei verflogen. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass den Voyeuren, entgegen anderer Erwartungen, nun doch zu wenig spektakuläre Sexszenen geboten werden.
Übrigens: Immerhin 32 Prozent der bisher gezählten Zuschauer des Films waren männlich. Ob sie nun freiwillig drin waren oder mitgeschleppt wurden, ist dabei nicht untersucht worden.