Flüchtlingsunterkunft in Oestrich wurde jetzt Bürgern vorgestellt
Die temporäre Flüchtlingsunterkunft für bis zu 550 Menschen im Stadtbezirk ist zur Aufnahme der ersten Bewohner bereit. Am Donnerstag wurde die Einrichtung an der Breisenbachstraße in Oestrich der Öffentlichkeit vorgestellt. Viele Bürger nutzten die Gelegenheit, um einen Blick in die Räume zu werfen.
Die Wohnanlage wird von den Johannitern betreut, die hier rund um die Uhr Personal einsetzen. Ihr Fachbereichsleiter Andreas Kleff erläuterte die Konditionen, unter denen das Zusammenleben auf relativ engem Raum organisiert werden soll und beantwortete Fragen. Die Räume, die für jeweils bis zu sechs Personen auf unbestimmte Zeit das Zuhause ersetzen, wirken vor allem funktional: Betten, Tische, Stühle. Eher karg als kuschelig, jedoch auf jeden Fall sauber und praktisch.
In den Wohnräumen sollen entweder Familien mit Kindern oder aber Männer bzw. die wenigen allein reisenden Frauen getrennt untergebracht werden. Auf jeder Etage gibt es zudem auch die entsprechenden Sanitärbereiche. Außerdem stehen Gemeinschaftsküchen, Räume für Waschmaschinen und Trockner sowie größere Aufenthaltsräume zur Verfügung.
Den Betreibern ist es wichtig, dass die Bewohner sich selbst versorgen. Sie sollen einkaufen, ihre Mahlzeiten selbst zubereiten, selbst waschen und auch ihren Wohnbereich putzen. Der Einsatz eines Reinigungsdienstes ist nur für die Flure und anderen Gemeinschaftsflächen vorgesehen. Andreas Kleff: “Es wird eine Hausordnung geben, wie in der Jugendherberge.“ Ziel sei eine möglichst schnelle Integration. Weitgehende Selbständigkeit, die Möglichkeit, den Alltag zu organisieren und mit dem zur Verfügung stehenden Geld klarzukommen, seien dabei wesentlich.
Kleff räumte ein, dass es in der jetzt bevorstehenden Übergangsphase noch beengt zugehen werde, was einige provisorische Lösungen nötig machte. Bereits im April werden ca. 120 Flüchtlinge erwartet. Im Laufe des Sommers, wenn alles fertig ist, sollen bis zu 550 Personen in den Gebäuden Platz finden. Andreas Kleff: „Erfahrungsgemäß werden wir diese Zahl kaum jemals erreichen.“ Nicht alle Sechs-Betten-Zimmer würden komplett belegt. Der nach außen noch recht trostlose Anblick des Geländes werde im Laufe der nächsten Monate in Ordnung gebracht, die improvisierte Umzäunung ersetzt und Rasen eingesät.
Im Erdgeschoss werden zudem barrierefreie Bereiche für Rollstuhlfahrer eingerichtet. Kleff: „Das man so etwas braucht, macht man sich nicht klar. Es kommen nicht nur junge, gesunde Menschen, sondern auch Personen mit Behinderungen und Krankheiten.“ Auf die Frage, an wen man sich wenden könne, um zu spenden, verwies der Johanniter auf den gemeinnützigen Verein „Mengede hilft“, mit dem man bereits guten Kontakt habe.
Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch, selbst Mitglied bei „Mengede hilft“, betonte, dass derzeit vor allem Menschen mit arabischen Sprachkenntnissen gesucht seien, die sich stundenweise als Übersetzer zur Verfügung stellen können. Augenblicklich verfüge der Verein in dem ehemaligen Rewe-Gebäude an der Dörwer Straße noch über Lagerflächen für Kleidung, Kinderspielzeug und Möbel. Diese Möglichkeit bestehe jedoch nur bis Ende des Jahres. Daher seien neue Räumlichkeiten dringend gesucht. „Damit könnte man uns wirklich weiterhelfen.“