Projektträgerschaft verbessert die Abwasserinfrastruktur

 Zusammenarbeit von Stadt und Wirtschaft lässt Investitionsvolumen steigen – wie am Beispiel Mengede gezeigt werden kann

Zwei Millionen allein für Mengedes Kanalsystem

Das Zauberwort heißt Schlauchlining mit Wärmehärtung. Ein Verfahren, bei dem ein Kunststoffschlauch in eine Kanalröhre gepresst wird, dabei mit Kunstharz und Warmwasser (57 ° C) stabilisiert und nach der Montage mit Eisschnee wieder abgekühlt wird.
Wie eine Projektträgerschaft beitragen kann, die Abwasserinfrastruktur nachhaltig und kostengünstig zu verbessern, erläuterten Verantwortliche der Stadtentwässerung in einem Medientermin am 22. Oktober in der Paul-Gerhardt-Straße. Für technische Detailinformationen über das Verfahren standen Vertreter/innen der beteiligten Fachfirmen Rede und Antwort.
Die Pressestelle der Stadt Dortmund teilt hierzu mit:

Die Stadtentwässerung Dortmund begegnet dem anhaltend hohen Investitionsbedarf in die Abwasserinfrastruktur mit einer sogenannten Projektträgerschaft eines externen Partners zur Planung und Umsetzung von Kanalbaumaßnahmen.
Diese noch neue Form einer Zusammenarbeit zwischen Stadt und Wirtschaft wurde bereits im Jahre 2019 gemäß Beschluss des Rates in Form einer Rahmenvereinbarung abgeschlossen. Hierbei wird neben der originären Planungsleistung auch die eigenverantwortliche Leitung, Steuerung und Überwachung der Bauleistung samt aller für die Planung und den Bau notwendigen Nebenleistungen, wie Baugrundgutachten sowie Abstimmungen mit sachberührten Dritten vergeben.
Der Projektträger GELSENWASSER, gemeinsam mit STEIN Ingenieure, übernimmt dabei alle Bauherrenfunktionen vollumfänglich bis zur Fertigstellung der Kanalbaumaßnahmen und der Übergabe in das Eigentum des Eigenbetriebs Stadtentwässerung. Der Projektträger ist an das öffentliche Vergaberecht gebunden. 

Positives Fazit zur Zusammenarbeit zwischen Stadt und Wirtschaft
Bei der laufenden Rahmenvereinbarung sind nach weniger als 2 von 4 Jahren Laufzeit Projekte in Höhe von 20 Millionen Euro bereits abgerufen und befinden sich in der Umsetzung. Der Finanzierungsrahmen des laufenden Projektes ist damit ausgeschöpft. Dr. Christian Falk, Technischer Betriebsleiter der Stadtentwässerung zeigt sich hochzufrieden: „Die bundesweit erstmalige Vergabe einer Projektträgerschaft im Bereich der Abwasserbeseitigung, die durch eine Veränderung im Vergaberecht ermöglicht wurde, verläuft reibungslos. Die damit beabsichtige Steigerung der Investitionen wird in vollem Umfang erreicht.“
Hierbei ist sichergestellt, dass die Stadtentwässerung entsprechend des vom Rat zu beschließenden Wirtschaftsplans über Art, Umfang und Zeitpunkt einzelner Baumaßnahmen entscheidet. „Wichtig ist, dass die Stadtentwässerung zwar weitgehend die Aufgabe überträgt und damit entlastet wird, die Entscheidungshoheit, wann und wo Kanalbaumaßnahmen erfolgen, aber behält“, betont Mario Niggemann, Kaufmännischer Betriebsleiter der Stadtentwässerung. 

Erste Maßnahmen im Rahmen der Projektträgerschaft
Nach erfolgter Vergabe an qualifizierte Baufirmen beginnen nun die ersten Baustellen, drei Maßnahmen davon allein im Stadtbezirk Mengede.
Dabei handelt es sich um die Abdichtung und Ertüchtigung vorhandener Kanäle in sogenannter geschlossener Bauweise. Dafür werden für den konkreten Einsatzfall dimensionierte sogenannte Liner, das sind Schlauchrohre aus speziellem Kunststoff, in die Kanäle eingebaut und diese damit für die nächsten Jahrzehnte betriebssicher gemacht. Der Einbau der Liner erfolgt dabei über die vorhandenen Schachtdeckel in den Fahrbahn- und Gehwegflächen.
Tiefbauarbeiten mit hohem Störfaktor sowohl für den Straßenverkehr als auch für die betroffenen Anlieger werden auf diese Weise weitestgehend vermieden.

(Fachliche) Details zu den Arbeiten in Mengede
In die unterirdische Infrastruktur in Mengede fließen aktuell mehr als 2 Millionen Euro.
Typische Schäden, die zu beheben sind: Oberflächenschäden (Innenkorrosion) als Streckenschaden, Längsrisse, Verkrustungen, Wurzeleinwüchse, geschädigte Anschlüsse und Rohrbrüche.
Die Gesamtkosten teilen sich auf drei Bau-Lose auf: 

Los 1
Los 1 erstreckt sich von Norden (Mengeder Heide) nördlich der A2 bis südlich zum Bahnhof Mengede
Liste aller betroffenen Straßen: 

Am Hohen Teich, Bürenstraße, Burgring, Freihofstraße., Goslarstraße, Groppenbrucher Straße, Jonathanstraße, Kleine Riedbruchstraße, Mengeder Straße, Remigiusstraße, Siegenstraße, Stünkedestraße, Williburgstraße, Wipperkamp 
ï 39 Haltungen (Haltung = Strecke zwischen zwei Schächten) und 49 Schächte (Schacht = Zugang zum Abwassersystem)
ï Haltungslängen: 5 bis 62 m; Gesamtlänge rund 1570 m
ï Durchmesser:
o Kreisprofil: 300 bis 800 Millimeter
o Eiprofil (Eiprofil = Querschnitt der Abwasserleitung entspricht der Form eines umgedrehten Eis): 300/450 und 500/750 Millimeter

Los 2
Los 2 erstreckt sich von Westen (Auf dem Brauck) bis nach Osten (Dönnstraße) und beinhaltet Königshalt und weitere Straßen 
Liste aller betroffenen Straßen:
Auf dem Brauck, Bussardstraße, Dönnstraße, Droste-zu-Vischering-Siedlung, Emsinghofstraße, Habichtstraße, Hugostraße, Im Kallenrott, Im Schlingen, Kalmeichweg, Oestricher Straße, Schragmüllerstraße, Schwalbenbrink, Sperberstraße, Uhustraße, Volksbundstraße 
ï 47 Haltungen und 65 Schächte
ï Haltungslängen: 4 bis 60 m; Gesamtlänge rund 1700 m
ï Durchmesser:
o Kreisprofil: 250 bis 700 Millimeter
o Eiprofil: 600/900 Millimeter 

Los 3
Los 3 erstreckt sich von Süden (Haberlandstraße) im Osten (Ammerstraße) und rund um den Bahnhof Nette/Oestrich
Liste aller betroffenen Straßen:
Ammerstraße, Breisenbachstraße, Castroper Straße, Deininghauser Straße, Eugen-Richter-Straße, Göllenkamp, Haberlandstraße, Hansemannstraße, Herkulesstraße, Kammerstück, Paul-Gerhardt-Straße, Richterstraße, Walter-Schücking-Straße, Wodanstraße
ï 33 Haltungen und 48 Schächte
ï Haltungslängen: 13 bis 75 m; Gesamtlänge rund 1590 m
ï Durchmesser:
o Kreisprofil: 250 bis 500 Millimeter
o Eiprofil: 500/750 Millimeter

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund; Fotos Nr. 1 u. 2: Gaye-Suse Kromer, Dortmund-Agentur). Fotos Nr. 3 u. 4: Cawi Schmälter

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