Festakt zur Eröffnung des Hoesch-Stahlhaus L141 am Hoesch-Museum – „Tag der offenen Tür“ am Sonntag
Das Hoesch-Stahlhaus L141 von 1966 steht auf dem Museumsgelände im Dortmunder Norden und zeigt eine neue Ausstellung: über das Werkswohnen, die Forschungsarbeit der Firma Hoesch und über die Geschichte der Stahlhäuser der Moderne.
Ein wertvolles Stück Industriekultur
In einem Festakt mit rund 180 geladenen Gästen am 6. Mai begrüßte Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal den Umzug ans Museum. Für ihn ist der Stahlbungalow ein wichtiges Stück Stadtgeschichte. „L141 ist nicht nur ein Beispiel für innovative Architektur, sondern auch ein wertvolles Stück unserer Industriegeschichte. Der erfolgreiche Abschluss dieses Projekts ist das Ergebnis einer großartigen Zusammenarbeit zwischen der Stadt Dortmund, den Förderern und dem Verein der Freunde des Hoesch-Museums. Der Stahlbungalow wird künftig nicht nur das Museum bereichern, sondern auch als kultureller Treffpunkt für die Menschen unserer Stadt dienen.“
Dabei ist das Haus auch selbst ein Museumsstück. Neben den Ausstellungsräumen sind das Badezimmer und die Küche teilweise im Originalzustand erhalten. In den Räumen sind kleine Inszenierungen des Alltagslebens der 1970er-Jahre zu entdecken.
Das Hoesch-Stahlhaus L141 – ein „Unikat aus dem Ruhrgebiet“
1964 errichtete Hoesch in Dortmund-Hombruch die Werkssiedlung „Kleinholthausen“, in der unterschiedliche Gebäudetypen wie Punkthäuser und Bungalows realisiert wurden. Sechs Stahlbungalows entstanden in Eigenproduktion: fünf vom Typ 109 und ein einzelnes Exemplar des Typs L141 – die erste und letzte Fertigung dieses Modells. „Ein Haus ganz aus Stahl – und dazu ein echtes Unikat: So etwas kann nur im Ruhrgebiet entstehen. Diese architektonische Besonderheit macht die Industriegeschichte der Region nicht nur sichtbar, sondern buchstäblich greifbar. Als Stiftung tragen wir dieses Projekt mit großer Überzeugung und Herzblut. Die kulturelle Erinnerung an eine Region im Wandel zu bewahren, sehen wir als wichtige Verantwortung“, so Prof. Ursula Gather, Kuratoriumsvorsitzende der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.
Versetzen, um zu bewahren
Das L-förmige Haus L141 wurde ab 1977 von Hans-Hubert Hoff, dem Leiter des Bereichs Werkstoffe bei Hoesch, mit seiner Familie bewohnt. Nach seinem Tod 2012 schenkte die Familie das Haus dem Hoesch-Museum. 2022 startete dann der Umzug des Gebäudes auf zwei LKWs in die Dortmunder Nordstadt zum Hoesch-Museum.
Für die Freunde des Hoesch-Museums e.V. (FdHM) als Trägerverein des Hoesch-Museums in Dortmund stand dieses aufwändige Projekt unter dem Motto: versetzen, um zu bewahren. Dazu Dr. Karl Lauschke, Vorsitzender FdHM: „Wir sind glücklich und dankbar, dass wir damit unsere zahlreichen Sponsoren sowie die Stadt Dortmund und die thyssenkrupp Steel Europe AG überzeugen konnten, an der Musealisierung eines denkmalwürdigen Hoesch-Stahlhauses aus dem Jahre 1966 mitzuwirken. Besonderer Dank gilt der Familie Hoff/Woerner, die in Zukunft ihr Elternhaus als Museumsobjekt besuchen kann.“
In ihrer Festrede würdigte Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Vizepräsidentin der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, die Arbeit des Hoesch-Museums: „In der Geschichte der Fertighäuser spielt das L114 der Hoesch AG eine besondere Rolle. Bei seiner Entwicklung wurde eng mit namhaften Architekten zusammengearbeitet, um eine gute und zeitgemäße Lösung zu finden. Dass dies gelungen ist, können die Bürger*innen jetzt beim Besuch des Hoesch-Museums sehen. Mit der Umsetzung ist der Stahl-Bungalow für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht worden!“
Marcus van Marwick, Leiter Kommunikation thyssenkrupp Steel Europe: „Das Stahlhaus war damals Symbol für die Innovationskraft des Unternehmens, es vereint zeitgemäße Baukunst mit dem innovativen und vielfältigen Werkstoff Stahl. Am Standort Dortmund haben wir mit der 2022 in Betrieb genommenen Feuerbeschichtungsanlage mehr als eine Viertelmilliarde Euro investiert, um seine Zukunft als Kompetenzzentrum für Feuerverzinkung und Oberflächentechnologien zu festigen. Als nach wie vor größter industrieller Arbeitgeber der Stadt sehen wir uns auch als Partner, der aktiv mit lokalen Projekten die Gemeinschaft unterstützt.“
Die Hoesch-Stahlhäuser
In den 1950er-Jahren entwickelte die Firma Hoesch das Material Platal – ein mit PVC beschichtetes Stahlblech, das vor allem in der Bauindustrie Verwendung fand. Anfang der 1960er-Jahre griff Hoesch den Trend der Fertighäuser auf und begann mit der Produktion eigener Stahlhäuser. Wände, Dach und Türen bestanden aus dem Verbundwerkstoff Platal. Trotz eines geplanten Jahresziels von 5.000 Einheiten wurden in fünf Jahren nur etwa 200 Häuser errichtet. Die Produktion wurde 1966 eingestellt, nachdem vier Modelle auf den Markt gekommen waren: Typ 55, 109, 146 und L141.
Das Stahlhaus als Museum
Heute zeigt das Stahlhaus eine kulturhistorische Ausstellung. Themen sind unter anderen die Neue Sachlichkeit als architektonischer Hintergrund und das bürgerliche Leben im Ruhrgebiet, das Werkswohnungswesen der Konzerne, die Geschichte der Stahlhäuser seit 1900 und die Entwicklung des Werkstoffs Platal und der Hoesch-Stahlhäuser. Das Haus regt auch zu Zukunftsfragen an: Die Welt ändert sich, wie wird sich das Wohnen verändern? Welche Materialien und Bauweisen setzen sich durch? Welche Rolle spielt Stahl in der zukünftigen Bauindustrie und Architektur?
Die Terrasse bietet einen Blick auf das Hauptgebäude des Hoesch-Museums sowie das neu entstehende Karlsquartier und den Grünen Ring als neuen Park. In diesem Zug bekommt auch der Stahlbungalow einen eigenen Museumsgarten. Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe: „Mit der Versetzung des Stahlhauses ist dem Hoesch-Museum ein besonderer Coup gelungen: Das Gebäude stammt aus der Hoesch-Produktpalette und zeigt modernes Wohnen in den 1960er- Jahren. Zugleich gewinnt das Museum einen Veranstaltungs- und Begegnungsraum für die Ausweitung seiner Vermittlungsarbeit und Etablierung im neu entstehenden Nordstadt-Quartier. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat dieses Projekt sehr gerne beratend und fördernd unterstützt.“
Auch Dirk Schaufelberger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund, freut sich über das Projekt: „Als Sparkasse sind wir eng mit der Region und ihrer Geschichte verbunden. Das Hoesch-Stahlhaus ist ein eindrucksvolles Zeugnis des industriellen Wandels. Mit der Eröffnung gewinnt das Museum einen einzigartigen Ort, der die Geschichte der Stahlindustrie hautnah erleben lässt. Doch Westfalen steht nicht nur für seine Vergangenheit – die Region ist bis heute ein Ort des Fortschritts. Das sollte uns Mut machen: Innovation war und ist hier zu Hause.“
Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, schickte ein Grußwort zur Eröffnung des neuen begehbaren Ausstellungsstücks am Hoesch-Museum: „Wir fördern, was Menschen verbindet: Das Hoesch-Stahlfertighaus L141 erzählt auf einmalige Weise von der Geschichte der Stahlindustrie im Ruhrgebiet, vom Wohnbau der 1960er-Jahre und von den Menschen, die ihr Zuhause in einem Stahlhaus hatten. Am neuen Standort kann der Stahlbungalow nun mit der kulturhistorischen Ausstellung zum Ort der lebendigen Erinnerungskultur werden. Ein starkes Stück Heimat in Dortmund – gefördert mit 250.000 Euro aus der Heimat-Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen.“
Hoesch-Museum ist nach Sanierung ab dem 11. Mai geöffnet
Mit der Eröffnung des Stahlhauses wird gleichzeitig das Hoesch-Museum mit seiner Dauerausstellung „Stahlzeit in Dortmund“ nach den Sanierungsarbeiten ab dem 11. Mai wieder geöffnet. Neu entdecken kann man hier die freigelegten Wandfliesen von 1914 im ehemaligen Speisesaal des Portierhauses. Die Fliesen waren bisher für nur für die Belegschaftsmitglieder zu sehen, die über diesen Zugang ihren Arbeitsplatz im Eisen- und Stahlwerk Hoesch betraten oder in der angrenzenden Lohnstube ihr Geld ausbezahlt bekamen. Das denkmalgeschützte Gebäude des Portierhauses ist seit 2005 die Heimat des Hoesch-Museums Dortmund.
Programm am Tag der Offenen Tür am Sonntag, 11. Mai:
von 10 bis 17 Uhr, Hoesch-Museum Eberhardstr. 12, 44145 Dortmund
11 – 11:30 Uhr: Begrüßung und Einführung (PD Dr. Karl Lauschke, Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums e.V. und Isolde Parussel, Leiterin des Hoesch-Museums)
12:30 – 13 Uhr: Talk: Zeitzeug*innen-Gespräch zum Wohnen in einem Stahlhaus
12 – 16 Uhr: Kurzführungen durch das Stahlhaus und das Hoesch-Museum
12 – 16 Uhr: Filmvorführung zu Wohnen, Stahlhäusern und mehr
Wiedereröffnung der Dauerausstellung: „Stahlzeit in Dortmund“ im Hoesch-Museum
Sonderausstellung: „Wir machen blau! Cyanotypie-Kunstwerke von Jugendlichen“ (Laufzeit 11.5.–1.6.2025)
Getränke und Snacks (Einnahmen gehen an den Trägerverein)
Das Projekt „Stahlhaus“ des Hoesch-Museum wird unterstützt durch das Förderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW, die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, den Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die Gemeinwohl-Stiftung der Sparkasse Dortmund sowie durch thyssenkrupp Steel Europe und die Stadt Dortmund.
Weitere Informationen unter dortmund.de/hoeschmuseum