Eine Stadtbahn-Linie von und nach Kirchlinde: Schon 2008 fand sich dieser Vorschlag im Stadtbahnentwicklungskonzept (StEK 2008) wieder. Er ist zudem auch Teil des derzeit gültigen ÖPNV-Bedarfsplans NRW. Bisher ist Kirchlinde über verschiedene Buslinien zu erreichen. Mit der Linie 460 z.B. gelangen Fahrgäste in rund 21 Minuten in die City ab Kirchlinde Zentrum. Mit der RB43 können Reisende bis zum Bahnhof Marten fahren und dort in einen Bus nach Kirchlinde umsteigen.
Eine Anbindung Kirchlindes an das Stadtbahnnetz würde eine Vielzahl weiterer Verknüpfungen und Umsteigemöglichkeiten eröffnen. Das wäre ein zusätzlicher Anreiz, aufs Auto zu verzichten und stattdessen den ÖPNV zu nutzen. Die Mobilitätsansprüche haben sich seit dem ersten Planungsansatz jedoch weiterentwickelt. Deshalb soll offen auch nach neuen Möglichkeiten zur Erschließung von Kirchlinde mit der Stadtbahn gesucht werden.
Bisherige Planung sieht sechs oberirdische Haltestellen vor
In seiner Juli-Sitzung wird der Rat darüber abstimmen, ob eine Machbarkeitsstudie und die dazu notwendigen Leistungen mit einem prognostizierten Auftragsvolumen in Höhe von 550.000 Euro bei einem externen Büro in Auftrag gegeben werden sollen. Ein wichtiges Ziel der Studie soll sein, auch Alternativen zu der bisher angedachten Trassenführung zu finden.
Der im StEK 2008 vorgeschlagene Trassenverlauf beinhaltet folgende oberirdische Haltestellen ab dem Haltepunkt „Huckarde Bushof“ der U47: Varziner Straße, Aspeystraße, Jungferntalstraße, Bothestraße, Kirchlinde Krankenhaus, Siepmannsiedlung und Schulzentrum Bockenfelder Straße (als Endhaltestelle). In einem engen Zusammenhang mit einer möglichen Weiterführung der Stadtbahn über Huckarde nach Kirchlinde steht auch die perspektivische Entwicklung des Bushof Huckarde.
Die damalige Planung wurde nach dem Verfahren der „Standardisierten Bewertung“ untersucht und mit einem positiven Kosten-Nutzen-Faktor bewertet. Vor allem wegen der prognostizierten Folgekosten wurde sie bisher jedoch nicht umgesetzt. Im „Sachstandsbericht zum Stadtbahnentwicklungskonzept 2021“ findet sich die Anbindung weiterhin.
Planungen von DB und VRR: RB43 könnte zur S43 werden
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) stellt zurzeit den bisherigen VRR-Nahverkehrsplan 2025 neu auf. Darin ist auch Kirchlinde ein Thema, denn die Deutsche Bahn prüft derzeit, die Linie RB43 im Abschnitt Herne – Dortmund in eine S-Bahn-Strecke umzuwandeln und auszubauen.
Sollte dies tatsächlich so kommen, so sieht der VRR nur eine geringe Chance, eine parallel zur S-Bahn verlaufende Stadtbahnverbindung umzusetzen. Eine Stadtbahn nach Kirchlinde mit der im StEK 2008 enthaltenen Trassierung stünde in Konkurrenz zu den Plänen von VRR und DB.
Der VRR als Aufgabenträger und Koordinierungsstelle für die ÖPNV-Fördermittel empfiehlt daher, eine Anbindung von Kirchlinde durch die Stadtbahn neu zu untersuchen. Dies soll die neue Machbarkeitsstudie leisten.
Es gibt zudem betriebliche Gründe, die gegen die bisherige Trassenplanung und für eine neue Untersuchung sprechen. So ist schon jetzt der Tunnel 1 im Innenstadtbereich (Stadtbahnlinien U41, U45, U47 und U49) stark ausgelastet, da diese Linien überwiegend im 10-Minuten-Takt fahren. Eine neue Stadtbahnlinie, die in Huckarde von der bisherigen Strecke der Linie U47 in Richtung Kirchlinde abzweigen würde, zöge eine weitere Belastung des hochfrequentieren Tunnels nach sich. Außerdem würde sich – unter der Annahme eines 10-Minuten-Taktes der neuen Stadtbahnlinie in Richtung Kirchlinde – ein 5-Minuten-Takt in Richtung Huckarde ergeben. Dieser ist verkehrlich nicht notwendig und nicht wirtschaftlich.
Erst ab einer getrennten Linienführung hinter der Haltestelle Huckarde Bushof ergäbe sich ein tatsächlicher verkehrlicher Mehrwert.