Ziel ist, Klimaszenarien bis ins Jahr 2100 zu berechnen. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert das Forschungsprojekt von Emschergenossenschaft, Lippeverband und Wasserverband Eifel-Rur
Die Tendenzen in den beobachteten Klimavariablen und Hochwasserabflüssen der vergangenen Jahrzehnte zeigen, dass sich die Charakteristika von Hochwasserereignissen in Deutschland durch den Klimawandel bereits verändert haben. So kommt eine Studie unter anderem zu dem Ergebnis, dass sich die Wahrscheinlichkeit des Extremniederschlags, der die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 im Ahrtal und weiteren Einzugsgebieten auslöste, um einen Faktor zwischen 1.2 und 9 durch den Klimawandel erhöht hat. Aufgrund dieser festgestellten Trends sowie ihrer Projektionen für zukünftige Dekaden wird sich die Wahrscheinlichkeit für Extremniederschläge erhöhen. Dies erfordert eine dringende Neubewertung des statistischen Hochwasserrisikomanagements für die Gegenwart sowie für die Zukunft – unter Berücksichtigung sogenannter Niederschlagsänderungsfaktoren infolge der Auswirkungen des Klimawandels.
Für die Hochwasserbemessung, aber auch für andere wasserwirtschaftliche Fragestellungen wie z.B. die Bemessung und den Betrieb von Talsperren, werden nun mit langjährigen Daten der beteiligten Wasserverbände verschiedene Klimaszenarien für die Periode 2031-2060 und die Periode 2071-2100 entwickelt. Dabei werden mit Hilfe eines stochastischen Wettergenerators des GFZ Helmholtz-Zentrums für Geoforschung in Potsdam auch Temperaturveränderungen berücksichtigt – das bedeutet: Es soll die Wahrscheinlichkeit von höheren Niederschlagsintensitäten in einer wärmeren Zukunft abgebildet werden.
Ergebnisse sollen bis Ende 2026 vorliegen, solange läuft das Projekt. Gefördert wird es vom Land Nordrhein-Westfalen mit rund 500.000 Euro.
Hintergrund
Das NRW-Umweltministerium hat im Januar 2022 den 10-Punkte-Arbeitsplan „Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels“ aufgestellt. Er zielt darauf ab, das Hochwasserrisiko und die nachteiligen Auswirkungen für Leben, Gesundheit, Hab und Gut der Menschen in Nordrhein-Westfalen weiter zu reduzieren. Diese Aufgabe kann nur im Zusammenwirken zwischen allen relevanten Akteuren gelöst werden. Zu diesem Zweck wurde eine Hochwasserkommission eingerichtet. In der Kommission sind Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachrichtungen und Institutionen (Deutscher Wetterdienst, Branchenverbände, Wasserwirtschafts- und Deichverbände, kommunale Spitzenverbände, Naturschutzverbände, Hochschulallianz sowie sachkundige Einzelpersonen) vertreten.
Im Sommer 2023 verabschiedete die Hochwasserkommission des Landes NRW die Empfehlungen zur Verbesserung der Hochwasserstatistik. Zu diesen Empfehlungen zählt unter anderem die Erprobung von Methoden und die Erweiterung der hydrologischen Datenbasis. Hierunter fällt unter anderem auch die Bereitstellung von Daten, die für die Beurteilung der Auswirkungen von Klimaänderungen auf die Hochwasserstatistik benötigt werden. Um diese Grundlage in Bezug auf Niederschlagsdaten zu legen, wird nun im Rahmen einer Kooperation von EGLV und Wasserverband Eifel-Rur das Projekt „StatExNi“ als Förderprojekt des Landes NRW realisiert.
Emschergenossenschaft und Lippeverband
Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) sind öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen, die als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip leben. Die Aufgaben der 1899 gegründeten Emschergenossenschaft sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Der 1926 gegründete Lippeverband bewirtschaftet das Flusseinzugsgebiet der Lippe im nördlichen Ruhrgebiet und baute unter anderem den Lippe-Zufluss Seseke naturnah um. Gemeinsam haben Emschergenossenschaft und Lippeverband rund 1.800 Beschäftigte und sind Deutschlands größter Abwasserentsorger und Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken (rund 782 Kilometer Wasserläufe, rund 1533 Kilometer Abwasserkanäle, 546 Pumpwerke und 59 Kläranlagen). www.eglv.de
Wasserverband Eifel-Rur
Das Verbandsgebiet des WVER ist das deutsche Einzugsgebiet der Rur und erstreckt sich von der Eifel bis ins Heinsberger Land und von Düren (Verbandssitz) bis Aachen. Hauptnebengewässer der Rur sind Olef und Urft, Vicht und Inde und die Wurm. Der Verband ist zuständig für die Abwasserreinigung in 43 Kläranlagen und ca. 800 dazu gehörigen Sonderbauwerken, die Unterhaltung von ca. 1.900 km Gewässerstrecken und die naturnahe Entwicklung der Gewässer. Ebenso betreibt er sechs Talsperren in der Eifel und stützt mit diesen die Trinkwasserversorgung und den Rohwasserbedarf der Industrie. Die Stauseen dienen auch dem Hochwasserschutz; ebenso führt der Verband an den Fließgewässern Maßnahmen zum Hochwasserschutz durch und verfügt über Hochwasserrückhaltebecken und Deichanlagen. Er arbeitet eng mit den europäischen Nachbarn zusammen und ist im stetigen Austausch mit Lehre und Forschung. Der Verband beschäftigt über 700 Mitarbeitende. Der WVER versteht sich als moderner Dienstleister der Wasserwirtschaft für seine Mitglieder. Mit seiner Arbeit legt er die Grundlagen etwa für die kommunale und gewerbliche Entwicklung. Zudem trägt er zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für die Menschen bei, etwa auch durch sein Engagement für den Klimaschutz. www.wver.de, www.hochwassergefahrenvorbeugen.de