Seit zwei Jahren arbeiten Stadtverwaltung und Polizei im Sonderstab „Ordnung und Stadtleben“ an einer attraktiven, sauberen und sicheren Stadt. Das Ziel ist eine City, die allen Bürger*innen Aufenthaltsqualität bietet. Dabei gilt es, ein ausgewogenes Maß zwischen Repressionen sowie Präventions- und Hilfsangeboten zu finden.
Hier die neuesten Maßnahmen im Überblick:
Aktuelle Bilanz der Entlastungsfläche
Das Gesundheitsamt betreibt seit Anfang Februar 2025 erfolgreich die Entlastungsfläche am Grafenhof / Ecke Martinstraße. Anwohnende und Anlieger sind seitdem deutlich entlastet. Etwa 20 bis 30, in Spitzenzeiten bis zu 40 schwerstkranke Drogenabhängige halten sich dort regelmäßig gleichzeitig auf, um nach dem Konsum zur Ruhe zu kommen, soziale Kontakte zu pflegen oder auf einen freien Konsumplatz in der Drogenhilfeeinrichtung „kick“ zu warten. Auf der Fläche sind sie für Sozialarbeiter*innen gut ansprechbar. Es gibt inzwischen deutlich weniger Konflikte, Störungen oder Beschwerden im Quartier.
Zwei Sicherheitsleute sorgen dafür, dass die Regeln eingehalten werden und lotsen die Abhängigen auf die Fläche. Alle drei Wochen tauschen sich alle beteiligten Akteure aus: Gesundheitsamt, Polizei, Ordnungsamt, Sicherheitsdienst und das Hilfesystem. Auch mit Anwohnerschaft und den Gewerbetreibenden gab es inzwischen zwei Austauschtermine. Die Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung ein. Zum Schutz vor extremer Hitze und Sonneneinstrahlung wurden zuletzt zwei Sonnenschirme errichtet.
Neuer Entlastungsstandort an der Rheinischen Straße
Die Stadt Dortmund möchte den Drogenkonsumraum vorübergehend durch einen zweiten Standort entlasten. Dieser soll an der Rheinischen Straße 111 entstehen und nach Instandsetzungsarbeiten im Dezember 2025 an den Start gehen. Abhängige sollen hier – ebenso wie im bestehenden Drogenkonsumraum – die Möglichkeit haben, unter Aufsicht ihre Drogen zu konsumieren. Soziale Angebote ergänzen das Portfolio.
Um die Nachbarschaft im Unionviertel bestmöglich einzubinden, hat die Stadt zu bislang zwei Dialog-Veranstaltungen eingeladen. Nach dem ersten Termin wurde der zweite nach den Bedürfnissen der Nachbar*innen neu konzipiert: Nach einer Einführung gab es zwei moderierte Quartiersrundgänge sowie eine anschließende Auswertung im Plenum.
Die Stadt Dortmund, die Polizei und die aidshilfe Dortmund e.V. nehmen die Sorgen, etwa über einen möglichen Anstieg der Kriminalitätsrate, sehr ernst. Das Feedback aus beiden Veranstaltungen geht nun in die weitere Planung ein:
- In einer Liste werden alle Orte und Missstände erfasst, die die Teilnehmenden gemeldeten haben.
- Das Kommunale Lagezentrum der Stadt Dortmund nimmt Kontakt mit den zuständigen Fachbereichen auf, um schnell Abhilfe zu schaffen, wo es möglich ist – beispielsweise bei der Müllbeseitigung.
- Mittelfristige Maßnahmen landen in der Aufgabenliste des Sonderstabs. Die Ergebnisse werden stetig evaluiert.
Neues Übernachtungsangebot eröffnet an der Treibstraße
Der Rat der Stadt Dortmund hat im Februar 2025 beschlossen, vorerst für drei Jahre ein ergänzendes, niedrigschwelliges Übernachtungsangebot für Obdachlose an zwei Standorten zu ermöglichen. Ziel ist es, das Campieren im öffentlichen Raum zu reduzieren. Eine erste Fläche wurde nun am Hauptbahnhof an der Treibstraße gefunden. Im September 2025 wird die rund 300 Quadratmeter große Fläche oberhalb des Hauptbahnhofs dafür hergerichtet. Zehn Container werden dort Aufenthalts- und Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu 30 Menschen bieten. Weitere Container stehen dem rund um die Uhr tätigen Wachdienst sowie als Materiallager zur Verfügung. Die Fläche wird beleuchtet und durch Zäune, einen Sichtschutz und zwei Tore eingefriedet.
Damit der neue Ort akzeptiert wird, soll er auch Menschen ohne Sozialleistungsansprüchen zur Verfügung stehen. Alkohol soll dort erlaubt werden. Der Sicherheitsdienst achtet auf die Einhaltung der Hausordnung.
Mitarbeitende des Sozialamts stehen im ständigen Kontakt zur Zielgruppe und werden die Menschen rechtzeitig und gezielt ansprechen, um sie zur Nutzung des Angebotes zu motivieren. Streetwork, Sicherheitsdienst, Kommunaler Ordnungsdienst und andere Beteiligte sind stetig im Austausch und werden etwaige Fehlentwicklungen frühzeitig abstellen. Das Konzept wird fortlaufend evaluiert.
Nachtcafé am Schwanenwall schließt eine Lücke
Mit dem neuen „Nachtcafé“ hat der Sonderstab einen weiteren Meilenstein erreicht. Das Café am Schwanenwall 42 schließt eine Lücke zwischen Sucht- und Drogenhilfe sowie Wohnungs- und Obdachlosenhilfe. Volljährige Drogenabhängige ohne Wohnung oder Zugang zu einer Notschlafstelle werden hier während der Nacht mit kostenlosen Speisen und Getränken in geschützter Umgebung versorgt. Es bietet Platz für etwa 30 Personen. Die Gäste können Toiletten und andere Hygieneangebote nutzen, sich im Winter wärmen und Bedarf weitere Hilfen erhalten. Das Nachtcafé möchte Menschen mit einer zunehmenden Verelendung Schutz, Stabilität und Hilfsperspektiven bieten. Gleichzeitig entlastet es den öffentlichen Raum. In der Einrichtung ist kein Drogenkonsum gestattet. Es gibt jedoch eine Raucherkabine für Tabakkonsum, um eine höhere Geräuschkulisse für die Anwohnerschaft zu verhindern.
Das Café hat am 20. August den Betrieb aufgenommen. Im August hat es zunächst mittwochs und donnerstags von 22 bis 6 Uhr geöffnet, ab September auch dienstags. Sobald weiteres Personal vorhanden ist, wird das Café täglich öffnen. „Die ersten Öffnungstage verliefen vielversprechend. Die Einrichtung ist direkt von mehreren Personen angenommen worden. Sie zeigten sich dankbar und zugänglich für weitere Hilfsangebote“, bilanziert Oberbürgermeister Thomas Westphal die ersten Erfahrungen.
Polizei Dortmund: Keine ausgeprägten Brennpunkte mehr im Stadtgebiet
Bereits seit Juli 2023 setzt das Polizeipräsidium Dortmund die im Rahmen der Präsenzkonzeption Fokus durch das Ministerium des Inneren NRW zugewiesenen zusätzlichen Einsatzkräfte mit Schwerpunkt in der Innenstadt und in der Nordstadt ein.
Stand Juli 2025 wurden in nunmehr 622 Schwerpunkteinsätzen im Bereich der Innenstadt und der Nordstadt 47.646 Personalstunden eingesetzt (12.873 Personalstunden Januar bis Juli 2025). Der stetige Kontrolldruck spiegelt sich nicht nur in den Zahlen wider: 709 freiheitsentziehende Maßnahmen, davon 160 Ingewahrsamnahmen, 269 vorläufige Festnahmen, 280 vollstreckte Haftbefehle und 7958 Platzverweisungen haben dazu beigetragen, Straftaten im öffentlichen Raum zu verhindern (Januar bis Juli 2025: 150 Freiheitsentziehungen, davon 35 Ingewahrsamnahmen, 46 vorläufige Festnahmen, 69 vollstreckte Haftbefehle, 2.053 Platzverweisungen). 16 Bereichsbetretungsverbote, die ausgesprochen werden, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigten, dass eine Person in einem bestimmten örtlichen Bereich eine Straftat begehen will, wurden bereits ausgesprochen. Die Verhängung weiterer Verbote, wird fortlaufend geprüft.
Dies verdrängt den öffentlich-sichtbaren Drogenkonsum von der Straße weg, in die von der Stadt angebotenen Einrichtungen und Hilfestellen. Das Zusammenspiel aus Hilfsangebot und polizeilicher Präsenz scheint zu funktionieren. Nennenswerte und ausgeprägte Brennpunkte sind aus polizeilicher Sicht im Stadtgebiet nicht mehr vorhanden.
Der permanente und fortgesetzte Kontrolldruck hat dazu geführt, dass die festgestellten Drogendelikte rückläufig sind. Während im Vorjahr im Wachbereich Mitte noch 605 Rauschgiftdelikte festgestellt wurden, sind es 2025 von Januar bis Juli nur noch 444. Ein Rückgang um 26,6 % (Quelle: PKS).
Wo Straftaten nicht verhindert werden können, muss die Strafverfolgung einsetzen. Seit Beginn der Maßnahmen wurden 2.124 Strafverfahren und 2.145 Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. 1.613 mal wurden Messer, Schusswaffen, Betäubungsmittel oder Bargeld sichergestellt bzw. beschlagnahmt. Das Geld summiert sich mittlerweile auf 170.958,- Euro (Januar bis Juli 2025: 599 Strafanzeigen, 550 Ordnungswidrigkeitenanzeigen, 535 Sicherstellungen, 71.433,05 Euro sichergestellt).
Bezogen auf die Sicherstellungen von Messern zeigt sich zunehmend auch der Erfolg der ausgesprochenen Messertrageverbote. Seit Beginn der Maßnahme im April 2024 wurde gegen 179 Personen ein derartiges Verbot ausgesprochen. In 44 Fällen wurden Verstöße mit der Zahlung von 250,- Euro Zwangsgeld geahndet. Aber: nunmehr 138 mal kam es zu einer Kontrolle von einer Person mit gültiger Verbotsverfügung, ohne dass ein Verstoß festgestellt wurde. Der offensichtliche Erfolg der Maßnahmen manifestiert sich auch in den aktuellen Zahlen zur Messerkriminalität. Noch 2022 (211 Vorgänge) bis 2023 (270 Vorgänge) kam es (im Vergleichszeitraum Januar bis Juli) zu einem Anstieg um 28%. Mit Beginn der Maßnahmen in 2024 (280 Vorgänge) ging der bisherige Wert für Januar bis Juli 2025 (255 Vorgänge) um 8,9% zurück. Dies lässt bis zum Jahresende auf eine weitere positive Entwicklung hoffen.
Nachdem es noch 2022 (436 Vorgänge) auf 2023 (497 Vorgänge) zu einem Anstieg von 13,99% kam, wurde der Abwärtstrend 2024 (482 Vorgänge) mit -3,02% bereits eingeleitet. Der bisherige Wert für Januar bis Juli 2025 (255 Vorgänge) lässt bis zum Jahresende auf eine weitere positive Entwicklung hoffen.
Hierzu Polizeipräsident Gregor Lange: „Der konstante Einsatz von zusätzlichen Kräften, die Anwendung unserer Maßnahmenkonzepte, das Zusammenspiel mit unseren Kooperationspartnern – all das führt lang- und mittelfristig auch zu spürbar mehr Sicherheit. Objektiv in der Entwicklung der Fallzahlen, dann aber auch subjektiv im Empfinden der Dortmunder Bürger und Besucher unserer Innenstadt. So stellen wir in der Innenstadt beim Raub, Laden- und Taschendiebstahl, Diebstahl aus Kfz und Sachbeschädigungen und damit bei der Straßenkriminalität insgesamt einen signifikanten Rückgang fest.
Der Erfolg unserer Schwerpunkteinsätze und Maßnahmenkonzepte liegt nicht zuletzt auch in der Zusammensetzung der beteiligten Dienststellen und der direktionsübergreifenden Strategie begründet. Außerdem ist die enge Zusammenarbeit mit der Stadt im Sonderstab mit einer umfassenden Strategie ein wichtiger Erfolgsfaktor. Durch ein hohes Maß an Flexibilität reagieren die Polizeibeamtinnen und -beamten schnell auf sich ändernde Begebenheiten. Seien es andere Örtlichkeiten oder andere Vorgehensweisen. PK Fokus wird fortgesetzt. Messertrageverbote werden weiter verhängt. Wir sind auf einem guten Weg.“
PKS-Zahlen von Januar bis Juli 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2024 für den Wachbereich Mitte:
- 12,9% Raubdelikte
- 28,3% Ladendiebstahl
- 2,2% Diebstahl aus Kfz
- 13,7% Taschendiebstahl
- 26.5% Sachbeschädigungen
- 17,4% Straßenkriminalität insgesamt
- 10,6% Gewaltkriminalität insgesamt
- 13,2% Gesamtkriminalität
„Unser Plan, mit Kontrolldruck und intensiven Ermittlungen – in Kooperation mit unseren Netzwerkpartnern – die Situation in der Innenstadt nachhaltig zu verbessern, trägt nunmehr Früchte. Wir wollen, dass die Kaufleute und Gastronomen in unserer City gute Geschäfte machen können und dass die Menschen und Besucherinnen und Besucher sich in Dortmund wohl fühlen. Dieses vernetzte Vorgehen im Verbund mit den Akteuren der Stadt Dortmund ist ein absolutes Erfolgsrezept. Das muss fortgesetzt werden“ so Polizeipräsident Gregor Lange weiter.
Zum Sonderstab „Ordnung und Stadtleben“
Der Sonderstab „Ordnung und Stadtleben“ existiert seit Sommer 2023. Damit reagieren Stadt Dortmund und Polizei Dortmund gemeinsam auf die Verbreitung der Droge Crack, die für eine zunehmende Verwahrlosung der Drogenkonsumierenden sorgt, begleitet von einem aggressiven Auftreten in der Öffentlichkeit sowie verstärkter Bettelei.
Der Stab arbeitet in Arbeitsgruppen, um die vom Verwaltungsvorstand beschlossenen Ziele zu erreichen:
- Sucht vermeiden
- Suchthilfe weiterentwickeln
- Campieren reduzieren
- Belästigung bekämpfen
- Stadtraum verschönern