Neue Kooperation für verbesserten Hochwasserschutz

Kooperationsvereinbarung zum Hochwasserschutz
© Roland Gorecki/Stadt Dortmund

Emschergenossenschaft/Lippeverband und Stadt Dortmund unterzeichnen Vereinbarung: 50 Millionen Euro für Bauprojekte, die Überflutungen verhindern

Der Hochwasser- und Starkregenschutz ist für alle Städte eine große Aufgabe – Dortmund ist da keine Ausnahme. In den vergangenen Jahren wurden schon viele Verbesserungen umgesetzt. Stadt und Emschergenossenschaft/Lippeverband (EGLV) haben nun eine neue Kooperation beschlossen, um das Ausbau-Tempo in Dortmund noch einmal zu erhöhen.

„Den Starkregen im Juli 2021, als in NRW und Deutschland ganze Regionen überflutet wurden, haben wir in Dortmund relativ unbeschadet überstanden. Das lag an unserem Phoenix See. Denn der ist nicht nur Freizeitziel, er ist technisch gesehen unser größtes Hochwasserrückhaltebecken. Er hat also genau das für alle geleistet, was er sollte, nämlich Überflutungen verhindern. Darauf können wir als Stadt Dortmund und Emschergenossenschaft besonders stolz sein. Aber wir haben am nächsten Tag auch den Bereich Bevölkerungsschutz in der Verwaltung neu aufgestellt und angefangen, systematisch für alle möglichen Szenarien Gegenmaßnahmen zu entwickeln – von Stromausfall bis Hitzewelle, und auch Hochwasser. Jetzt sind wir in der Umsetzung“, so Oberbürgermeister Thomas Westphal. „Konkret investieren wir 50 Millionen Euro und beschleunigen das mit unseren Partnern Emschergenossenschaft und Lippeverband. Neue Dämme, weitere Rückhaltebecken und Flächen entstehen. Denn Sicherheit geht vor, aber wir können sie eben auch klug als Erholungsraum gestalten und das wollen wir heute zeigen.“

Bei der Auswahl der Projekte ist die Stadtentwässerung federführend. Hier wird genau geschaut, welche Maßnahme wo den größten Nutzen bringt. EGLV verfügen über einzigartige Expertise und Erfahrungen im Bereich der Wasserwirtschaft, die sie zum Wohle der Menschen im Einzugsgebiet von Emscher und Lippe einsetzen. Hinzu kommen die personelle Ausstattung und das fachliche Know-How.

Infrastruktur-Dienstleister
„Im Zuge der Kooperation unterstützen wir unser kommunales Mitglied als Infrastruktur-Dienstleister. Davon profitieren alle Seiten, denn eine Verbesserung des städtischen Hochwasserschutzes bedeutet gleichermaßen eine Entlastung des Hochwasserschutzes in den Einzugsgebieten unserer beiden Verbände – denn: Hochwasser macht nicht an Zuständigkeitsgrenzen Halt“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft/Lippeverband. Das Prinzip dabei ist ganz einfach: Werden im Falle eines Starkregens die Wassermassen an geeigneter Stelle zurückgehalten, steht weniger Wasser für die Überflutung vulnerabler Bereiche zur Verfügung – Schäden können gemindert oder gar ganz verhindert werden. Der Hochwasserschutz in Dortmund hat somit auch einen strategischen Effekt für weite Teile der Region.

In ihrem Einzugsgebiet unterhält die Emschergenossenschaft zahlreiche Hochwasserrückhaltebecken – auch auf Dortmunder Stadtgebiet: z.B. an der Vieselerhofstraße in Aplerbeck, am Nagelpötchen in Schüren oder an den Emscher-Auen in Mengede. Das wohl bekannteste Hochwasserrückhaltebecken der Emschergenossenschaft ist der Phoenix See in Hörde. Er fasst im Trockenwetterfall rund 600.000 Kubikmeter. Im Starkregenfall kann die am See vorbeifließende Emscher in den See entlasten – zirka 240.000 weitere Kubikmeter Wasser könnten somit aufgenommen und der Seewasserspiegel um knapp einen Meter angehoben werden.

Stadt Dortmund und EGLV arbeiten schon seit vielen Jahren eng und erfolgreich zusammen. Erst im vergangenen Jahr wurde eine Kooperation über 100 Mio. Euro vereinbart, die Dortmunds Weg zur Schwammstadt beschleunigen und die Stadt resilienter gegen Hitze machen soll.

Rund 1.500 Gewässerdurchlässe werden überprüft
Über die neue Kooperation hat der Rat der Stadt Dortmund im März 2025 abgestimmt. Die Projekte dienen dem Hochwasserschutz und dem geregelten Hochwasserabfluss. Was konkret umgesetzt wird, steht heute noch nicht fest – die Projekte werden von der Stadtentwässerung noch entwickelt. Hierzu zählen:

  • Gewässerausbau,
  • Management-Pläne zu Hochwasserrisiken, die sich aus den bereits in Bearbeitung befindlichen Hochwassergefahrenkarten ableiten,
  • Bau und Ertüchtigung von Hochwasserrückhaltebecken,
  • wasserbauliche Maßnahmen wie der Bau oder die Ertüchtigung von Deichen und Dämmen,
  • stadtweite Erschließung von Retentionsflächen, um Hochwasser vorzubeugen und
  • Zustandserfassung und Sanierung der rund 1.500 Gewässerdurchlässe unter öffentlichen Verkehrsanlagen (vor allem Straßen) und Grünflächen.

Die Kooperation betrifft das gesamte Stadtgebiet mit Ausnahme des wasserwirtschaftlichen Einzugsbereichs der Ruhr. Dort bleibt die Stadtentwässerung wie bisher eigenständig tätig. Die Finanzierung erfolgt nicht über Abwassergebühren. Bauwerke, die im Zuge der Kooperation neu entstehen, werden ins Anlagevermögen der Stadt Dortmund übertragen.

Emschergenossenschaft
Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden in enger Kooperation mit den kommunalen Partnern über 360 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de