KI in der Berufsorientierung: Testphase soll nach den Sommerferien starten

Großes Interesse an der Podiumsdiskussion zu Künstlichen Intelligenz im Berufsinformationszentrum (BIZ)
© Stadt Dortmund / Leopold Achilles

Groß war das Interesse an der 2. Follow Up „Fokus Konferenz“ am vergangenen Dienstag (29. April). Die Plätze im Berufsinformationszentrum (BIZ) waren gut gefüllt, denn das Thema war extra spannend: Künstliche Intelligenz (KI) in der Berufsorientierung.

Friedrich-Wilhelm Corzilius (stellvertretender Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund) spricht bei der Podiumsdiskussion mit Martin Depenbrock und Heike Bettermann (r.) ins Mikro. Ganz links: Moderatorin Nadine Wecke.
© Stadt Dortmund / Leopold Achilles

Die Veranstaltung wurde stellvertretend für den Beirat „Regionales Übergangsmanagement Schule-Arbeitswelt“ vom Regionalen Bildungsbüro organisiert. KI wird die kommenden zehn Jahre prägen – da waren sich meisten Teilnehmer*innen der Fachkonferenz wohl einig. Martin Depenbrock, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamts und digitaler Fachmann bei der Stadt Dortmund, brachte es schon vor der Talkrunde auf den Punkt: „Ich bin mir sicher, es wird in Zukunft keinen Beruf geben, der nicht durch KI beeinflusst wird.“

Die Talkrunde selbst war mit Spannung erwartet worden, weil die Mitarbeiter*innen vom Regionalen Bildungsbüro einen sehr besonderen Gast eingeladen hatten: Clemens Clever ist ein KI-Voice-Bot, also eine spezialisierte computergesteuerte Internet-Suchmaschine, die „hören“ und „sprechen“ kann.

Moderatorin Nadine Wecke im Gespräch mit KI-Voice-Bot Clemens Clever.
© Stadt Dortmund / Leopold Achilles

Charmanter Plauderer: Clemens Clever

Herr Clever hat im Talk sehr offen über seine Stärken und Schwächen in der Berufsorientierung geplaudert: „Junge Menschen können von KI-gestützter Beratung profitieren, in dem sie eine Bestandsaufnahme ihrer Interessen, Stärken und Werte machen. KI kann dann auf Basis dieser Daten zusammen mit schulischen Leistungen und Interessenstests passende Berufe vorschlagen“, beschrieb er seine Arbeitsleistung selbst. Außerdem schwärmte er von KI-gesteuerten Job-Plattformen, die Praktika und Ausbildungsplätze vermitteln können.

Der KI-Bot kannte aber auch seine Grenzen: „Menschen können in der Berufsorientierung persönliche Erfahrungen, Empathie und Intuition einbringen. Sie können motivieren, inspirieren und individuelle Lebensumstände berücksichtigen. KI ist ein tolles Hilfsmittel, aber die menschliche Komponente ist unverzichtbar.“ Darüber waren sich auch Gastgeberin Heike Bettermann (Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Dortmund), Martin Depenbrock und Friedrich-Wilhelm Corzilius (stellvertretender Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund) einig.

Martin Depenbrock, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamts, spricht über die Zukunft mit KI.
© Stadt Dortmund / Leopold Achilles

Die nächste Generation

Daran wird auch die nächste Generation der KI-Bots nichts ändern. Sie wird gerade in Zusammenarbeit vom Regionalen Bildungsbüro, dem Projekt „Ausbildungspakt Dortmund“ und der xpand Deutschland GmbH entwickelt. Wenn alles glatt läuft, geht sie nach den Sommerferien in einen ersten Testlauf: Rund 200 Schüler*innen im Ausbildungspakt der 9. und 10. Klassen sollen die neue Version dann auf ihre iPads bekommen. Der Ausbildungspakt soll jungen Menschen helfen, den Übergang von Schule in einen Beruf zu meistern. Dafür arbeiten Dortmunder Betriebe, bislang drei verschiedene Schulen und verschiedene Institutionen Hand in Hand.

Pressefoto der Talkrundenteilnehmer*innen (v.l.): Heike Bettermann, (Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Dortmund), Clemens Clever (KI-Voice-Bot), Friedrich-Wilhelm Corzilius (stellvertretender Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund) und Martin Depenbrock (stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamts).
© Stadt Dortmund / Leopold Achilles

Klar ist schon jetzt, dass der Nachfolger von Herrn Clever ein Chatbot werden wird – also ein System, das über schriftliche Eingabe funktioniert. Klar ist auch, dass er nur lokal arbeiten soll. „Wir wollen eine KI-Unterstützung für Jugendliche schaffen, mit der sie ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechend passende Berufsfelder und Unternehmen aus Dortmund entdecken können“, sagt Simone Goßling, die im Regionalen Bildungsbüro mit dem Projekt betraut ist.

Die Datenbasis für den neuen KI-Bot wird deshalb eingeschränkt sein: Die Daten liefert Dortmund at work. Goßling: „So erreichen wir eine lokale Aussagefähigkeit. Und die Schüler*innen haben konkrete Ergebnisse aus ihrer Umgebung.“ Ihre Erfahrungen werden wiederum für die Entwicklungen der nächsten KI-Bots goldwert sein.

Heike Bettermann, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Dortmund: Jugendliche müssen KI-Ergebnisse kritisch hinterfragen.
©

KI kann nur Vorschläge machen

Klingt nach einem unschlagbaren System. Denn schon bald werden die KI-Bots den Schüler*innen passende Stellen suchen und auch direkt individualisierte Bewerbungen verschicken können. Heike Bettermann: „Medienkompetenz ist heute wichtiger denn je. Daher ist es notwendig, dass die Jugendlichen über die Funktionsweise von KI aufgeklärt werden, um kritisch damit umgehen zu können. Sie müssen die Ergebnisse von KI-Systemen hinterfragen. Und sie müssen wissen, dass die KI nur Vorschläge machen kann. Über ihre Berufswahl müssen die jungen Leute selbst entscheiden.“

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund