
Dr. Gerhard Langemeyer, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, eröffnete das Hoesch-Museum 2005.
© Stadt Dortmund
„Die Namen Hoesch und Dortmund sind untrennbar miteinander verbunden. Durch das Museum halten wir diese Geschichte lebendig und blicken mit einem engagierten Musemsprogramm gleichzeitig auf Gegenwart und Zukunft“, sagt Stadtdirektor und Kulturdezernent Jörg Stüdemann. Auch auf dem Gelände Westfalenhütte wird weiter Stahlgeschichte geschrieben – im Kompetenzzentrum für kaltgewalzten und oberflächenveredelten Stahl von ThyssenKrupp.
„Das Hoesch-Museum erzählt nicht nur die Stahlgeschichte Dortmunds, sondern schafft auch Raum für einen lebendigen Dialog über den Wandel unserer Region. Wir schätzen das beeindruckende Engagement des Museumsteams und die positive Wirkung des Museums auf die Gemeinschaft im Viertel. Wir freuen uns auf viele weitere Jahre gemeinsamer Impulse und Begegnungen im Dortmunder Norden“, sagt Nicole Sommer, Leiterin Corporate Citizenship von thyssenkrupp Steel.
Nach vorne schauen
Als mit der Fusion von Hoesch und Thyssen im Jahr 1999 der Name „Hoesch“ aus dem Dortmunder Stadtbild zu verschwinden drohte, entstand der Wunsch, die Geschichte und Identität der Stahlstadt zu bewahren. „Das Hoesch-Museum ist mehr als ein Ort der Erinnerung – es ist ein Ort, an dem die Menschen die Geschichte ihrer Stadt lebendig halten“, sagt Isolde Parussel, Leiterin des Hoesch-Museums. „Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen und die Unterstützung durch unsere Partner wäre diese Erfolgsgeschichte nicht denkbar.“
Auch Dr. Karl Lauschke vom Trägerverein des Museums unterstreicht die Besonderheit dieses Hauses: „Wir versuchen auch zu thematisieren, wie die Perspektiven sind, nachdem hier kein Stahl mehr produziert wurde. Das finde ich sehr wichtig, und das habe ich in dieser Form anderswo noch nicht gesehen. Wir wollen mit unserem historischen Blick nach vorne schauen.”
Ehrenamt als Herzstück
Seit seiner Eröffnung ist das Hoesch-Museum ein Ort, der maßgeblich vom ehrenamtlichen Engagement lebt. Rund 70 Ehrenamtliche bilden heute das Rückgrat des Museumsbetriebs, viele davon mit direktem Bezug zur ehemaligen Hoesch AG. Insgesamt waren seit 2003 über 200 Freiwillige aktiv, darunter auch Familienmitglieder, die regelmäßig bei großen Veranstaltungen unterstützen. Etwa die Hälfte des Teams sind Frauen, das Durchschnittsalter liegt bei 70 Jahren – ein beeindruckendes Beispiel für gelebte Leidenschaft.
Wie bei Gisela Piechotta, die nach ihrem Arbeitsleben als Leiterin einer Grundschule im Team des Museums gelandet ist. Sie arbeitet im Service, in der Redaktion des Jahrbuchs und im Besucherdienst. Besonders schätzt sie den positiven Kontakt mit Gästen: „Wir können hier viel erzählen und zeigen zu der Stahlgeschichte der Stadt. Und das ist schön für mich: Ich bekomme eigentlich genauso viel aus dem Ehrenamt raus, wie ich reinstecke.”
Mit dabei sind auch ehemalige Hoeschianer wie Peter Kocbeck, dessen Leidenschaft Fotos sind, der sich aber auch inhaltlich und technisch einbringt. Oder Hans-Otto Wolf, der im Betriebsrat aktiv war. Sein technisches Know-How setzt er für allerlei Reparaturen, Holzarbeiten und technische Vorführungen ein. Beide gehören zu den zwölf verbliebenen Ehrenamtlichen, die seit der ersten Stunde dabei sind.
Im Jahresdurchschnitt leisteten die Ehrenamtlichen rund 11.000 Stunden Arbeit – das entspricht etwa sieben Vollzeitstellen.
Hintergrund: Vom Werkstor zum Museum – ein hart erkämpftes Stück Geschichte
Ende 2000 wandte sich der letzte Hoesch-Arbeitsdirektor Dr. Alfred Heese an Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer mit dem Vorschlag, ein Museum zu gründen. Dank des beharrlichen Einsatzes ehemaliger Hoeschianer*innen und der Unterstützung durch das Museum für Kunst und Kulturgeschichte konnte 2003 der Förderverein „Freunde des Hoesch-Museums e.V.“ gegründet werden. Er ist gleichzeitig Trägerverein und damit der entscheidende Grundstein für das heutige Haus.
Unterstützt von Expert*innen wie Dr. Gisela Framke oder Dr. Karl-Peter Ellerbrock wurden das Projekt professionalisiert, Fördermittel eingeworben und das ehemalige Pförtnerhaus restauriert. Neben der Stadt Dortmund steht thyssenkrupp Steel als zweiter starker Partner an der Seite des Trägervereins. Und so konnte bereits zwei Jahre später, am 23. Oktober 2005, das Museum feierlich eröffnen – begleitet von Musik, Grußworten und einer symbolischen Schlüsselübergabe durch den ehemaligen NRW-Minister Franz-Josef Kniola.
Das Museum arbeitet erfolgreich mit Museumssäulen
Das Hoesch-Museum arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich nach dem Prinzip der Museumssäulen: Sammeln, Bewahren, Forschen. Ausstellen und Vermitteln. Die Dauerausstellung, rund 70 Sonderausstellungen und ein umfangreicher Sammlungskatalog („Stahlzeit in Dortmund“) dokumentieren seit 2005 eindrucksvoll die industrielle Entwicklung der Stadt. Die Sammlung umfasst rund 13.000 Exponate, davon über 150 Regalmeter Archivmaterial. Die Hoesch-Themen gehen damit weit über Firma und Arbeit hinaus und machen die Arbeit spannend für alle, die irgendwann mit dem Namen Hoesch nichts mehr verknüpfen können. Auch in Netzwerken und im Stadtteil ist das Museum aktiv. Das Museum hat sich als fester Bestandteil der Dortmunder Museumslandschaft etabliert. Sein Alleinstellungsmerkmal ist die Verknüpfung von Stahl, Stadt und Mensch.
Wandel und Zukunft
Mit dem neuen Hoesch-Stahlhaus L141 von 1966, das im Mai 2025 eröffnet wurde, hat das Hoesch-Museum der Öffentlichkeit und sich ein großes Geburtstagsgeschenk gemacht. Es ist ein zusätzlicher Ort für Vermittlung und Begegnung für alle und der Ausgangspunkt für die Zukunft: Für die kommenden Jahre ist eine stärkere Ein- und Anbindung in den Stadtteil geplant und schließlich die Neukonzeption der Dauerausstellung mit neuen, auch digitalen Vermittlungsformen.