Schülerinnen und Schüler möchten in der Schwammstadt leben

Besondere Gäste
© Zukunftsinitiative Klima.Werk/EGLV

Die Stadt Gladbeck war Gastgeberin des 10. Klima.Werk-Forums der Zukunftsinitiative Klima.Werk. Netzwerk für Klimaanpassung von Kommunen und Emschergenossenschaft/Lippeverband

Plätze, Straßen, Gebäude so (um-)bauen, dass sie für Starkregen oder Hitzestress gewappnet sind und die Stadt lebenswert bleibt: Das ist das Ziel der Zukunftsinitiative Klima.Werk. Dafür müssen möglichst viele gewonnen werden, die mitmachen. Beim 10. Klima.Werk-Forum in Gladbeck ist das Netzwerk von Kommunen und Emschergenossenschaft/Lippeverband deshalb neue Wege gegangen und hat Schülerinnen und Schüler eingeladen. Wie sieht die klimarobuste Stadt von Morgen aus?

„Klimawandelanpassung: Einfach mal machen! Gemeinsam für eine klimaresiliente Region“ lautete das Motto des zweitägigen Forums in der Maschinenhalle in Gladbeck-Zweckel. An dem haben über 400 Fachleute aus den Bereichen Tiefbau, Stadtentwicklung, Umwelt, Entwässerung, Verkehr, Grünflächen oder Gesundheit aus den Kommunen der Emscher-Lippe-Region teilgenommen und mit Gästen aus Wissenschaft und Politik an der klimarobusten Stadt der Zukunft gearbeitet.

Vision 2040 für die Stadt der Zukunft
Neu in diesem Jahr: Rund 50 Schülerinnen und Schüler aus den Geografie-Leistungskursen von Ratsgymnasium, Riesener-Gymnasium und Heisenberg-Gymnasium waren am zweiten Tag mit dabei – zum Speeddating zu Berufsbildern der klimaresilienten Region und zum Austausch über ihre „Vision 2040“. Zuvor hatte es Unterrichtsbesuche in den Kursen gegeben, bei denen auch das Konzept der Schwammstadt vorgestellt wurde.

Grün, Trinkbrunnen und kostenloser Nahverkehr
Klimawandelanpassung: Einfach mal machen! Aber was? Die Schülerinnen und Schüler haben jedenfalls genaue Vorstellungen davon, wie ihre lebenswerte Stadt der Zukunft aussieht. Das ist eine Stadt, in der es kostenlosen öffentlichen Nahverkehr gibt, in der an und auf Gebäuden Dach- und Fassadenbegrünungen wachsen, in der es Trinkbrunnen gibt, mit Solarzellen angetriebene Autos oder überall eigene Spuren für E-Roller und Fahrräder. KI-generierte Bilder von den Ideen der jungen Leute zeigten ganz deutlich, wie sich Städte demnach verändern sollten. Ihre Vorstellungen diskutierten die Schülerinnen und Schüler mit dem Plenum und mit Dezernentinnen und Dezernenten für Stadtplanung, Tiefbau und Umwelt aus den Netzwerk-Kommunen. „Wir möchten gehört und einbezogen werden“, sagte eine Schülerin im Plenum, „bei einer Veranstaltung wie dieser passiert das, das finden wir gut“.

Austausch mit Führungskräften
Mitmachen, vernetzen, kennenlernen: Der persönliche Austausch – auch mit Führungskräften über Stadtgrenzen hinaus – ist immer ein wichtiger Teil des Klima.Werk-Forums, auch in diesem Jahr in Gladbeck. An Talkinseln mit der Gladbecker Bürgermeisterin Bettina Weist, mit Dezernent*innen aus weiteren Klima.Werk-Kommunen, darunter Klaus Müller, Technischer Beigeordneter aus Bottrop, oder Dr. Thomas Palotz aus Oberhausen sowie den drei Vorständen von Emschergenossenschaft/Lippeverband, Prof. Dr. Uli Paetzel, Prof. Dr. Frank Obenaus und Liana Weismüller, ging es um konkrete Fragestellungen, wie Klimaanpassung in den Städten gelingt. Sicher ist: Kommunen müssen mit dem Umbau ihrer Flächen mit gutem Beispiel vorangehen, aber genauso wichtig ist das Engagement von privaten Flächeneigentümer:innen, wozu auch Unternehmen gehören.

Stärkung des natürlichen Wasserkreislaufs
Schwammstadt – das bedeutet die Stärkung des natürlichen Wasserkreislaufs und ist damit eine Vorsorge für Wetterextreme: Regenwasser wird nicht mehr zusammen mit Schmutzwasser aus Haushalten und Unternehmen in die Kanalisation abgeleitet, sondern lokal zurückgehalten oder zwischengespeichert, damit es versickern oder verdunsten kann. So geht der Niederschlag ins Grundwasser, wird einem Gewässer zugeführt oder kann zur Bewässerung von Stadtgrün genutzt werden – das wiederum für Kühlung sorgt.

Video zeigt Projekte wasserbewusster Stadtentwicklung
Die Entsiegelung von Flächen, die Abkopplung der Niederschlagsentwässerung befestigter Flächen von der Kanalisation, der Bau von Versickerungsmulden, unterirdischen Speichern oder offenen Ableitungsrinnen oder Dach- und Fassadenbegrünungen: Einige dieser Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung zeigt auch ein Film (Projektfilm Zukunftsinitiative Klima.Werk: Gladbeck) mit anschaulichen Beispielen aus Gladbeck: Unter dem Sportpark Mottbruch speichert eine Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 900 Kubikmetern Regenwasser, das zur Bewässerung der Anlage verwendet wird. Unter dem Wittringer Wald gibt es einen Regenrückhalteraum, dorthin fließt das Regenwasser vom Jovyplatz, die Niederschlags-Entwässerung der umliegenden Flächen und Gebäude in dem Areal erfolgt getrennt von der Schmutzwasserkanalisation. Und im Physikerviertel geht kein Regenwasser in die Kanalisation, sondern kann über offene Rinnen ablaufen und in einem Grünzug versickern.

Beim Klima.Werk-Forum in Gladbeck arbeiteten die Teilnehmer*innen außerdem in Workshops konkret an Projekten und konnten bei Exkursionen gute Beispiele für Klimaanpassung entdecken: zum Beispiel die im Projektfilm gezeigten aus Gladbeck, eine Fassadenbegrünung an der Schalker-Meile in Gelsenkirchen, die Ewaldstraße in Herten (Innenstadt) oder das Wohngebiet Maybacher Heide und das Gelände des Prosper Hospitals in Recklinghausen.

Und es geht weiter: Das 11. Klima.Werk-Forum findet 2026 in Dorsten statt. Holger Lohse, Technischer Beigeordneter der Stadt Dorsten, nahm den Staffelstab in Empfang.

Schwammstadt-Projekte aus Gladbeck sind hier zu sehen: Projektfilm Zukunftsinitiative Klima.Werk: Gladbeck

Utopie zur Klimaanpassung: Visuelle Utopie Gladbeck

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk
In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten Emschergenossenschaft und Lippeverband gemeinsam mit Städten der Emscher-Lippe-Region an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu steigern. Der blau-grüne Umbau startete 2005 mit der Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) von Emschergenossenschaft, Emscher-Kommunen und dem Land NRW und entwickelte sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter, jetzt Zukunftsinitiative Klima.Werk.

Unter dem Dach des Klima.Werks wird das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Die Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei Emschergenossenschaft und Lippeverband setzt mit den Städten die Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung um. Weitere Informationen (auch zu Förderung von Projekten) auf www.klima-werk.de.