Schwimmen im Freibad Ickern
von Kai Neuvians
Schade, dass die Freibadsaison vorbei ist. Jeden Mittwoch 7:00 Uhr am Becken. Wer hätte das gedacht. Für einen Ballsportler – mehr mit Auge als mit Kondition – ist Joggen, Fahrrad fahren und Schwimmen eigentlich ein Grauen.
Allerdings werden in die Einsatzmöglichkeiten bei den Ballsportarten immer geringer. Handball zu schnell, Fußballplatz zu groß, Tennis nur noch Doppel.
Wer kam da eigentlich auf die Idee, morgens vor der Arbeit schwimmen zu gehen? Mitten in der Nacht? Auch mit dem Kopf unter Wasser? Vorher kalt abduschen?
Na gut. Auf, zum Kacheln zählen. Werden wir sowieso nicht lange machen. Wohin? Klar, nach Ickern. Wie früher. Nach Waltrop über die Brücke war zu anstrengend. Nach Ickern mit Fahrrad und Sonnenbrandgarantie. In der langen Schlange vor der Pommesbude im Freibad stehen. Barfuß auf Matsche von Chlor, Mayo und Kartoffeln. Lecker Mini Milk oder Cola Pop. Also los.
Punkt 7: Vor dem Eingang stehen schon 30 Schwimmer. Man kennt sich. Mehr Frauen als Männer, 70 aufwärts. Eintritt 3 Euro. Alle gehen zügig zum Schwimmerbecken. 3 Omis mit Krücken in den Nichtschwimmer.
Ein Orthopäde hätte seine reine Freude. Alle körperlichen Fehlstellungen sind vertreten. Es kümmert keinen. Alle sind freundlich, sogar die Bademeister mit Kaffee in der Hand. Bademode aus dem letzten Jahrtausend, die Damen teilweise mit Gummibadekappen, einige Herren mit den grünen
Zechenbadeschlappen. Jetzt wird es ernst.
50-m-Bahn. Ganz schön lang. In der linken Hälfte schwimmen die Frauen nebeneinander. Rechts die Männer, jeder für sich, fast alle kraulen. Langsam rein ins Wasser. Das Duschen erst mal weglassen. Das Wasser ist einigermaßen warm. “25 Grad beheizt, wegen der Solaranlage”, sagt der Bademeister. Die erste Bahn mal lässig kraulen. Einmal tief Luft geholt, wild die Arme bewegt, der Beckenrand ist noch zu weit weg, unauffällig auf Brust gewechselt, viel entspannter.
Meine Ehefrau kommt mir schon wieder entgegen. Streber. Wettschwimmen lehne ich grundsätzlich ab. Halbe Stunde ist rum. Schnell unter die Dusche. Wassergeld sparen. Am Eingang kommt uns die Mittagsschicht entgegen.
Im nächsten Jahr geht’s weiter. Bis dahin mal sehen, wie es so in Nette ist.
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