Wahr oder unwahr?

Kartoffelwerfen am Kanalimages_1351156204_m

Sitzen Männer im fortgeschrittenen Alter zusammen und trinken Bier, werden sie irgendwann über ihre sportliche Höchstleistungen in der Jugend sprechen. Ihr Erinnerungsvermögen über die persönlichen Bestleistungen längst vergangener Bundesjugendspiele ist erstaunlich. Es scheint damals nur Ehrenurkunden gegeben zu haben.

Wichtigste Disziplin noch vor Weitsprung und Laufen war der Schlagballweitwurf. Bis zur Mittellinie auf dem Fußballplatz war Pflicht. Hier zeigten alle Ehrgeiz, auch die Mädchen waren nicht schlecht. Wer das im Kopf hat und heute Bundesjugendspiele einer Grundschule beobachtet, wird sich erschrecken. Kinder, die beim Weitsprung einfach weiterlaufen, die 50m-Bahn nicht schaffen oder sich den Schlagball mit Karacho direkt vor die Füße werfen, sind nicht die Ausnahme. Aber das ist ein Kapitel für sich.

Auch unser Doppelkopfbruder, wie wir alle ein vielseitiger Sportler in seiner Jugend, war ein Meister im Schlagballweitwurf. Noch heute würde er einen Schlagball über den Kanal werfen, streute er beiläufig in die Kartenrunde. Ob er denn wisse, wie breit der Kanal sei und wann er denn das letzte Mal geworfen habe. Egal, er schaffe es. Das wollte keiner mehr vertiefen, auch aus Respekt vor seinem fortgeschrittenen Alter.

Beim nächsten Treffen ließ er nicht locker und legte noch einen drauf. Er wäre wohl der Einzige aus der Runde, der das noch schaffen würde. Das war nun doch zu viel. Die Wette steht. Im Sommer werden wir eine Kartenrunde an den Kanal verlegen. Dann kann er zeigen, was er noch drauf hat.

Was uns doch zu denken gibt: Unser Werfer scheint sich gewissenhaft auf diesen Termin vorzubereiten. Hat doch auf dem Markt ein paar Kilo Kartoffeln gekauft, einzeln abgewogen, 80 Gramm schwer.

Wer also in den nächsten Monaten einen Herrn mit Schlägermütze trifft, der vom Ufer mit Anlauf Kartoffeln in den Kanal wirft, muss sich nicht sorgen. Hier wird hart trainiert.

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