Von Schwalben und anderen Vögeln

Ehrlich währt am längsten !?

Eine Kolumne von Heinrich Werbedes

Prost Stammtischbrüder!

Samstag saß ich vor der Flimmerkiste und habe mir das Spiel RB Leipzig gegen Schalke 04 angesehen. RB steht – glaube ich – für Rasen-Ball und nicht – wie Schlingel vermuten – für Red
Bull. Letzteres hat die moralische Fußballinstanz – der DFB – verboten.

Schon nach wenigen Sekunden sah ich eine wundervolle Hirundinidae. Dieser Begriff steht laut Wikipedia für Schwalbe. Den „fälligen“ Elfmeter verwandelte der Verursacher, Timo Werner, ganz cool selbst. Nach dem Spiel war die Empörung der scheinheiligen Moralapostel, die von solchen Ereignissen leben, riesengroß.
Es wurden Fragen gestellt:
Hätte der Schiedsrichter Timo Werner befragen müssen? Hätte dieser die Wahrheit gesagt?
Hätte er sich selbst melden und sagen müssen, dass es eine Schwalbe war?

Den Vogel schoss im wahrsten Sinne des Wortes, der Ex-Schiedsrichter Heinemann ab, indem er fragte: Hätte sich der Schalker Torwart Fährmann auch gemeldet, wenn er Werner gefoult hätte?
Liebe Stammtischbrüder und Heiligenscheinträger und Herr Heinemann. Schwalben sind ja in Mitteleuropa Zugvögel. Ich zitiere nun Wikipedia:
„Ob ein Vogel zieht, wohin er zieht und wann bei ihm die Zugunruhe einsetzt ist genetisch festgelegt. Sowohl die Flugrichtung, als auch die Flugdauer sind angeboren.“
Resümee kann nur sein: Der 20-jährige Timo Werner ist unschuldig, weil „genetisch festgelegt“ und „angeboren“.

Hypothetisch gesehen wäre Fußball-Deutschland 1974 (Hölzenbein-Schwalbe) und 1990 (Völler-Schwalbe) wahrscheinlich nicht Weltmeister geworden, Borussia Dortmund in der Saison 1994/1995 ohne die berühmte Möller-Schwalbe auch nicht Deutscher Meister.

Mir fallen noch zig Beispiele ein. Also muss der Videobeweis her. Der so genannte Videoschiedsrichter. Doch wer soll das sein? Ehemalige Schwalbenkönige? Oder ehemalige Schiedsrichter? Wie Dr. Merk, der ständig von Tatsachenentscheidungen brabbelt? Oder jemand der bereit ist, seine ehemaligen Tatsachen entscheidenden Kollegen in die Pfanne zu hauen? Ich weiß es nicht!

Allerdings weiß ich, dass eine tiefe Sehnsucht nach Ehrlichkeit in uns allen schlummert. Doch diese auch zu leben, ist gar nicht so einfach, lieber Herr Heinemann.

Sonntag beispielsweise, bin ich mit vierzig Stundenkilometern über die Straße “Am Hohen Teich” in Mengede gefahren, obwohl dort nur 30  erlaubt sind. Natürlich ist das nicht korrekt. Also fuhr ich zur Polizeiwache “Am Amtshaus”, um mich selbst anzuzeigen. Der diensthabende Beamte war sehr irritiert, als ich mein Anliegen vorbrachte. Er fragte mich, ob ich etwas getrunken oder Drogen genommen hätte. Eine anschließende Blutprobe musste ich über mich ergehen lassen. Zu meiner und zur Überraschung des Polizisten war ich clean.

Auf meiner Selbstanzeige bestand ich weiterhin und begründete das noch mit dem nahenden Weihnachtsfest. „ Ich möchte ehrlicher werden,“ sagte ich nachdrücklich.
„Und ich, Herr Werbedes, rufe jetzt ihre Frau an. Die soll Sie mal in Augenschein nehmen, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist. Sie fahren nicht mehr!“, sagte der Beamte. Er murmelte noch: „Bin ja auch kein Psychologe.“
Meine gebeutelte Frau erschien nach zwanzig Minuten um mich abzuholen. Sie trat souverän auf, entschuldigte sich kopfschüttelnd und bat darum mich frei zu lassen. Ich sei immer so, meinte sie. Der Polizist sah sie bedauernd an und ließ mich mit ihr nach Hause fahren.

Natürlich nur unter dem Versprechen am Montag einen Neurologen aufzusuchen.
So viel zur Ehrlichkeit!

Euer
Heinrich Werbedes!

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