Volles Haus beim Frühjahrskonzert des HHG
Seit einigen Jahren ist das Frühjahrskonzert im Heinrich-Heine-Gymnasium eine feste kulturelle Größe im Stadtbezirk. Am vergangenen Donnerstag öffnete das HHG wieder seine Türen für Angehörige der Schule und Musikbegeisterte im weiten Umkreis, von denen viele inzwischen zum Stammpublikum gehören. Die Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Gruppen und Jahrgänge boten auch in diesem Jahr wieder ein Konzert, das die jugendliche Frische und Spielfreude eines Schülerkonzerts mit dem nach harter Probenarbeit erlangten musikalischen Reifegrad verband.
Geboten wurde dem Publikum im rappelvollen Pädagogischen Zentrum die volle Bandbreite eines Programms, das den Bogen von der Klassik zum Pop, also vom Barock bis zum heutigen Raprock spannte. Nach einer erfreulich kurzen Begrüßung durch die beteiligten Musikpädagogen ging’s auch schon los. Auch langatmige Moderationen gab es nicht. In kurzen Videoeinspielungen stellten sich die Solisten oder Formationen vor und gaben manchmal noch kurze Statements für ihren Motivationen und Beiträgen ab. „Wenn du einmal drin bist, kommst du nicht mehr raus“, begründete Micha Rieger als erster Solist seinen Beitrag mit „Waterfall“ von John Smith an. Das hatte durchaus programmatisch Züge: Das Publikum war bis zum Schluss fasziniert von den Beiträgen des dreistündigen Programms, das wahre Kaskaden musikalischer Vielfalt bot, vom lautstarken und mitreißendem Strom bis zum ruhig dahin fließenden Fahrwasser.
Das „Ensemble Langrock“ machte weiter mit „Oye como va“, wobei aber nicht wie bei Carlos Santana die Gitarre die erste Geige spielte, sondern die Violine und die Flöten. Danach gab es das Gleiche nochmal, aber ganz anders. Unter dem zutreffenden Titel „Chameleon“ sorgten jetzt die Percussion-Instrumente für überraschende Klangerlebnisse. Ein ungewohntes Klangerlebnis war auch das Walzerlied, vorgetragen von Katharina und Angelina Beichel, bei dem der zarte Klang der Geige sich mit dem hämmernden Klang des Flügels arrangieren musste.
Musikpädagoge Udo Brenk bot mit seinem Freund Claes Schirm einen Ausflug in die Welt des Folk-Rock-Blues, bei der nach der Eigenkomposition von Schirm der „San Francisco Bay Blues“ von Jesse Fuller folgte, der auch von Eric Clapton gecovert wurde. Instrumental und gesanglich wurde dieser Titel so mitreißend vorgetragen, dass nicht nur für die in Erinnerungen schwelgenden „älteren Semester“ sondern auch für die vielen jungen Leute im Publikum „die Post so richtig abging“ und rhythmisches Mitmachen angesagt war.
Bewusst als Kontrast gesetzt folgte das „Air“ von Bach. Manchem Zuhörer tat es sicher gut, das Stück einmal nicht als Orgelspiel bei einer Beerdigung, sondern vorgetragen von einem Streicherensemble in einem anderen Arrangement zu hören.
Mit einer gefühlstriefenden Ballade wurde vom HHG- und Profilchor darauf hingewiesen, dass Udo Brenk, der vor Jahren mit der damaligen Schulpflegschaftsvorsitzenden Christel Majewski den Grundstein für die Konzerte legte, in Pension geht: „Good Bye, you ever in my heart.“ Beim „Ave verum corpus“ von Mozart zeigten das Streicherensemble und der Lehrerchor musikalisch volle Harmonie zwischen PädagogInnen und SchülerInnen.
Bei „All of me“, am Klavier vorgetragen von den Geschwistern Julia und Paul Bioska und dem Profilchor ging es noch einmal besinnlich zu, doch dann wurde zum Finale des ersten Teils gewaltig aufgedreht. Sänger Jakob Graudenz zeigte bei „I’m still standing“ von Elton John nicht nur Gesangs- sondern auch Entertainerqualitäten, bei Feel Good Inc. bildete er mit Rapper Moritz Bouchard ein kontrastreiches Duo. Danach wurde es gruselig. Der Literaturkurs Q 1 brachten zwei Titel aus einem an die Rocky Horror Show angelehnten Musical, bei dem Sänger Moritz wieder glänzen konnte, zusammen mit Jordis Boog, Jana Zeuke und Lena Pruß und einer ganzen Schar von masken- und kostümmäßig prächtig ausgestatteten Gruselgestalten. Und mit Nele Textoris und Micha Rieger als „gegenpolige“ Normalmenschen.
Der exzentrische außerirdische Wissenschaftler Dr. Frank N. Furter als Protagonist hätte an den Darbietungen seine Freude gehabt. Diese Auszüge machten großen Appetit auf das gesamte Bühnenstück, das die AG im Juni aufführen wird.
Nach der Pause wurde Ergebnisse von Schülerarbeiten nach einer langen Arbeitsphase bei Arrangements, Umsetzung und Probenarbeit präsentiert. Da gab es „Rumour has it“ von Adele (Annika Hildebrecht), „Ride into obsession“ (Jessica Rombs) und ein beeindruckedes „Green Day-Medley“ von Mary Zedler u.a., um nur einige Beiträge zu nennen. Mit vorprogrammierte Beleuchtungseinstellungen und professionell gefahrener Videoeinspielungen und Tonausteuerungen hatte ein zehnköpfiges Schülertechnikteam gesorgt. (Niklas, Alix, Jasou, Elias, Felix, Daniel, Lennart, Jenny, Jeremy, Jana) Erfreulich, dass bei den Programmbeiträgen die LehrerInnen die Unterstützung gegeben hatten, die notwendig war, im Übrigen aber den SchülerInnen das Terrain überließen.
Dafür durfte die Lehrerband beim Ausklang voll aufdrehen. „Bei Radar Love“ der „Golden Earing“ stieg das Stimmungsbarometer mindestens genauso hoch wie gut 40 Jahre früher beim Live Auftritt der holländischen Band in der nur einen Kilometer vom HHG entfernten damaligen Diskothek Bonanza. Und mit „Cause I’m Happy“ wurden dann die Gäste in fröhlicher Stimmung nach Hause geschickt. Zuschauerin Karin Lehnert war zum ersten Mal dabei: „Beeindruckend, was da auf die Beine gestellt wurde. Ich bin total begeistert, vor allem von der Vielseitigkeit. Am meisten hat mich die Percussion-Version „Chameleon“ beeindruckt. Beim nächsten Konzert werde ich wieder dabei sein.“