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Laetitia Colombani: Das Haus der Frauen

Mario Lars: Bücher

Nach dem Erfolgsroman „Der Zopf“ hat die Regisseurin und Schauspielerin Laetitia Colombani einen engagierten und packenden Roman veröffentlicht, der in zwei Erzählsträngen Entstehung und Gegenwart des „Palais de la Femme“ in der Pariser Rue de Charonne erzählt.

Das ehemalige Luxushotel Continental mit 743 Zimmern wurde von der Kommissärin der Heilsarmee, Blanche Peyron, gegen jede Wahrscheinlichkeit durch eine beispiellose Spendenaktion gekauft und in das erste Frauenhaus der Welt umgewandelt.

Die hartnäckige Peyron wird getrieben von der unfassbaren Not der Frauen im Paris zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Sechs Kinder bringt sie selbst in der Zeit ihres leidenschaftlichen Kampfes zur Welt. Zuerst verspottet und verlacht werden die Heilsarmisten schließlich, auch dank Peyrons Engagements, gewürdigt und unterstützt.
Im zweiten Handlungsstrang erleben wir, wie im Paris der Gegenwart die Staranwältin Solène nach dem Suizid eines ihrer Mandanten mit der Diagnose Burn-out krankgeschrieben wird. Mit Medikamenten und der Empfehlung, sich, um die Leere in ihrem Leben zu überwinden, ehrenamtlich zu engagieren, begibt sie sich als „öffentliche Schreiberin“ zu den im „Palais de la Femme“ untergekommenen Randexistenzen der französischen Leistungsgesellschaft. Sie schreibt für Analphabetinnen und Frauen, die die passenden Worte nicht finden, Anträge, Einsprüche, Liebesbriefe und Grüße in die langverlassene Heimat. Der Abwärtsstrudel aus Armut, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Drogen, Gewalt und Verzweiflung, in dem sich viele Bewohnerinnen befinden, verändert nicht nur Solènes Sicht auf das Leben. Auch unser Blick erweitert sich durch die sensibel und kraftvoll erzählten Lebensgeschichten.

Hella Koch – Buchhandlung am Amtshaus

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