Überall blühen Rosen

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Wer augenblicklich einen Spaziergang durch unseren Stadtbezirk macht, wird sie überall sehen, die Rosen, die in diesen Tagen ihre volle Blütenpracht entfalten.

Für mich war das eine willkommene Gelegenheit, mich in den Gärten und Vorgärten der Nachbarschaft, in den Kleingartenanlagen und auf den Friedhöfen umzusehen und mit der Kamera diese Pracht einzufangen. Danach wollte ich wissen, was in Poesie, Literatur und Musik über die „Königin der Blumen“ zu finden ist. Aus der immensen Fülle habe ich eine winzig kleine, zugegebenermaßen subjektive, Auswahl zusammengestellt.

Du hast Glück, es geht Dir gut, doch ein Dichter hat geschrieben:
Alles Schöne, was wir lieben, muss vergehn.
Ja, das Unglück schreitet schnell, schon siehst Du am Tag Gespenster,
Graue Schatten vor dem Fenster, doch Du weisst:
Überall blühen Rosen, überall blühen Rosen, überall blühen Rosen für Dich.
Nimm dir Zeit, sie zu sehen, eh die Tage vergehen
überall blühen Rosen für dich.

Gilbert Becaud (1927-2001)
war ein französischer Chansonnier. Er wurde wegen seines Temperaments auch „Monsieur 100.000 Volt“ genannt. Gustav Heinemann verlieh ihm 1973 das Bundesverdienstkreuz.


Der Rose süßer Duft genügt, 
Man braucht sie nicht zu brechen – 
Und wer sich mit dem Duft begnügt, 
Den wird ihr Dorn nicht stechen.

Friedrich von Bodenstedt (1819-1892)
war ein deutscher Schriftsteller und Theaterintendant. Berühmt wurde er mit dem Buch Tausend und ein Tag im Orient (1850), in dem er seine Reiseerlebnisse in Kaukasien und Armenien schildert.


Flammende Rose, Zierde der Erden, 
Glänzender Gärten bezaubernde Pracht! 
Augen, die deine Vortrefflichkeit sehen, 
Müssten vor Anmut erstaunet gestehen, 
Dass dich ein göttlicher Finger gemacht.

Barthold Hinrich Brockes (1680-1747)
war ein deutscher Schriftsteller der frühen deutschen Aufklärung. Sein Hauptwerk ist die naturlyrische Gedichtsammlung „Irdisches Vergnügen in Gott“, in der die Natur in ihrer Schönheit und Nützlichkeit als Mittler zwischen Mensch und Gott beschrieben wird.


Rose, Rose, Knospe
 gestern schliefst du noch in moos’ger Hülle, 
Heute prangst in Schönheitsfülle 
Du vor allen deinen Schwestern. 

Adelbert von Chamisso (1781-1838)
war ein deutscher Naturforscher und Dichter französischer Herkunft. Man bezeichnet ihn als „frühen Bürger Europas“, der „die Gegensätze zweier Nationen erfahren und in seinem Leben zu vereinen“ gesucht habe.


Was bedeuten gelbe Rosen? 
Liebe, die mit Ärger kämpft, 
Ärger, der die Liebe dämpft, 
Lieben – und sich dabei erbosen.

Heine, Heinrich (1797-1856) 
war einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts. Er gilt als einer der letzten Vertreter und zugleich als Überwinder der Romantik. Am bekanntesten dürfte sein Lied von der Loreley sein, das Mark Twain ins Englische übertrug.


Es stand eine Rose im tief tiefen Grund
Von Liebe und Sehnsucht durchglühet,
Kam keiner, der ihre Schönheit begehrt,
Ist einsam und traurig verblüht.

Ich weiß eine Seele, die glühte so heiß,
Die Liebe, das Glück zu umfangen,
Kam keiner, der ihre Blüte begehrt,
Ist einsam zu Grunde gegangen.

Anna Ritter (1865-1921), 
war deutsche Dichterin und Novellistin. Sie war Mitarbeiterin der „Gartenlaube“, dem ersten erfolgreichen deutschen Massenblatt. Ihr berühmtestes Gedicht ist: „Denkt euch, ich habe das Christkind gesehn“


In unserm Garten blühen Rosen,
in gelb und rosa und in weiß.
Es ist ein Sommer wie vor Jahren.
Die Sonne brennt vom Himmel heiß.
Die bunten Schmetterlinge kommen,
und kleine Bienen machen Rast.
Ja alle kommen, alle gehen, 
nur du bist hier so selten Gast.

Artur Beul (1915-2010)
war ein Schweizer Liederkomponist. Er war mit der deutschen Lili Marleen Interpretin Lale Andersen von 1949 bis zu ihrem Tode im Jahre 1972 verheiratet. Für sie schrieb er auch das obige Lied, das aus einem Brief entstand. Es gehörte zu Lales Lieblingsliedern.


Mit sechzehn, sagte ich still
„Ich will
Will groß sein, will siegen
Will froh sein, nie lügen”
Mit sechzehn, sagte ich still
„Ich will
Will alles oder nichts”Für mich soll’s rote Rosen regnen
Mir sollten sämtliche Wunder begegnen
Die Welt sollte sich umgestalten
Und ihre Sorgen für sich behalten.

Hildegard Knef (1925 bis 2002)
war eine deutsche Schauspielerin, Synchronsprecherin, Chansonsängerin und Autorin. Sie schrieb viele ihrer Songtexte selbst und feierte auch am Broadway große Erfolge als „beste Sängerin ohne Gesangsstimme.“ Ihr berühmtestes Buch war ihre Autobiographie „Der geschenkte Gaul“.

Nachbetrachtungen

Überall blühen Rosen? Nein, überall nun wirklich nicht. Nicht nur in Südamerika und auf dem Balkan blüht die Korruption. Rot blüht in Afghanistan, in Südostasien in vielen armen Ländern der Welt der Schlafmohn, der als Grundstoff für zahlreiche Drogen dient, die die einen reich machen und den andern millionenfaches Leid bringen. Kriege, Flucht, Grausamkeiten, Morde, Rassendiskriminierungen und Pandemien. Alles andere als rosige Zeiten, in denen wir leben. 

Und doch: Halten wir uns an das französische Original. „L’important, c’est la rose – wichtig ist die Rose.“ Lasst uns bei all den schrecklichen Dingen nicht den Blick auf die schönen Dinge im Leben verlieren. Und dazu gehören die Rosen. Selbst wenn sie schon bald verblüht sind, im Herbst blühen sie noch einmal. Und ganz bestimmt im nächsten Jahr. „L’important c’est la rose, crois moi – glaub es mir.“

Fotos: Diethelm Textoris

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