Unterwegs im Stadtbezirk – Dönnstraße

Die Mauer muss weg!

Die Ortspresse hatte bereits ausführlich darüber berichtet: Ein tonnenschwerer „Findling“ war bei Kanalbauarbeiten unkontrolliert aus einer Baggerschaufel gerutscht und habe einen Teil der Dönnstraßen-Grenzmauer weggerissen. Wobei in diesem Falle bei der Interpretation des Begriffs „Findling“ wohl schon ein wenig Fantasie vonnöten ist. Ob auf einem Gelände, dass durch industrielle Manipulationen im vergangenen Jahrhundert mehrfach großflächig umgewühlt wurde, ein mehrere Kubikmeter großer Stein, geformt in der letzten Eiszeit, oberflächennah bislang unbemerkt geblieben war, sei dahingestellt.

Wie dem auch sei: Zuerst die gute Nachricht: Es gab bei dem Zwischenfall (fast) keine Verletzten. Bis auf ein Kind, das buchstäblich mit einem blauen Flecken davon kam, blieben andere in der Nähe verweilenden Passanten von einem schmerzlichen, möglich auch tödlichem Kontakt verschont.
Nun aber auch die schlechte Nachricht: Das Loch im wohl hässlichsten baulichen Gebilde des gesamten Stadtbezirks wurde provisorisch mit einer Plane verhüllt, statt mit dem wenn auch ungewollten Abriss auf gesamter Länge gleich weiterzumachen. Und das nicht nur, weil die ehemalige Funktion des hunderte Meter langen Ungetüms, nämlich die Abschirmung des früheren Zechengeländes, völlig unbedeutend geworden ist, sondern auch, weil die Mauer schon immer in der Bevölkerung Assoziationen an den inzwischen nicht mehr vorhandenen „antifaschistischen Schutzwall“ in Berlin erweckte.
Und noch ein gewichtiger Grund für eine Entfernung: Die Mauer ist durch den Erddruck des dahinter liegenden, fast vier Meter höheren Geländes, noch verstärkt durch die Wurzelkraft der wild gewachsenen Bäume und Sträucher, derart marode, dass ein weiteres plötzliches Einstürzen – auch ohne die Zuhilfenahme von Baggern oder „Findlingen“ – eine ständige Gefahr für die  Nutzer des Geh- und Radwegs bedeutet.

Bei den Kosten für die notwendigen Umbauten des Kanalsystems unter der Dönnstraßen-Eisenbahnbrücke wären die Abbruchkosten marginal. Zudem böte sich gleichzeitig die Chance, anschließend das gesamte, derzeit hinter dem Mauerkonstrukt versteckt liegende Areal zu überplanen und neu zu ordnen. Aber das ist ein anderes Thema.

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