KLARE KANTE! im Dortmunder U

Letzte Woche der eindrucksvollen Ausstellung der BBK-Landeskunstschau NRW

Das Jahr 2923 beginnt mit einem Countdown: Die eindrucksvolle Ausstellung der BBK-Landeskunstschau NRW endet am Sonntag, 8. Januar 2023. 127 Künstlerinnen und Künstler aller Kunstsparten zeigten KLARE KANTE!. Wie in einem Kaleidoskop: bunt, verrückt, eindringlich die Themen. Quasi ein Jahresrückblick im Zeitraffer auf 1000 Quadratmetern.

Drei lebensgroße Coronakinder – die Verlierer des Lookdowns? – von MARION MÜLLER-SCHROLL sind umringt von Besucher*innen. Von EVA VAHJEN (to be) ein überdimensioniertes Kleid, zerbrechlich zart; eine geklebte Collage aus Kassenbons unseres Konsumverhaltens.

Oder der opulent gedeckte Tisch von ANNE THOSS Nein, eure Suppe ess ich nicht … Mutig, anklagend die Arbeiten der aus dem Iran stammenden Künstler*innen: MARZIYEH ABBAS ZADEH (geb. 1988), Architektin und Mosaikmalerin, zeigt mit ihrem Mosaik „Traum von Freiheit“ Zerrissenheit und Verletzlichkeit speziell der Frauen. Der in Dortmund lebende Davoud Sarfaraz musste selbst unter der Schah-Regierung am Krieg gegen den Irak teilnehmen, emigrierte 1986 nach Deutschland. Seine Arbeit zeigt die Bewunderung für die Frauen aber auch ihren Mut. Er prangert immer wieder das Mullah-Regime an – in heller, fast positiver Malerei – doch die inhaltliche Brutalität ist nicht zu übersehen (das Blut, der Krieger im Hintergrund). Staunend stehen die Besucher vor einem filigranen Gitter von NADIA PEREIRA BENAVENTE, dass nicht aus Stahl montiert wurde, sondern aus Porzellan gebrannt ist. Faszinierend das kinetische Objekt von ROLAND HERMANNS mit Wortmetamorphosen. Oder die vielen eindringlichen Videos, die nicht nur KLAR Kante beziehen, sondern selbst Statements der Betrachter einfordern.

Es gibt kaum ein Thema, das nicht besetzt ist. Reaktionen, Reflexionen auf umwelt- und gesellschaftspolitische Krisen und Herausforderungen, aber auch hoffnungssuchende Arbeiten. Es ist schon erstaunlich, dass diese Bandbreite von Themen, die unterschiedlichen Formate und Kunstsparten in einer Schau zu integrieren waren. Ein Kompliment an die Kuratorin Dr. Natalie Gutgesell, die die 127 künstlerischen Positionen in sechs Kapitel zusammenfasste und die Inhalte fast logisch den Raumabfolgen einpasste.

Schade, dass diese gut besuchte, kostenfreie Werkschau nicht verlängert werden kann. In der nächsten Woche ist letztmalig eine gute Gelegenheit die Ausstellung zu besuchen.
Empfehlenswert ist der 200-seitige Katalog!

Öffnungszeiten ab 3. Januar 2023: Di, Mi, Sa, So 11-18 Uhr, Do und Fr 11-20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Dortmunder U: Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund

Quelle: Rita-Maria Schwalgin, Presse BBK Westfalen. Fotos: Karl-Ulrich Peisker und Rita-Maria Schwalgin

 

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