Gedanken zu einem Essay über unseren Heimatort

Pascal Richmann:  OH MENGEDE, DASS DU AN DER EMSCHER LIEGST

Mario Lars: Bücher

Von Eva Latterner

Ist das lediglich der Titel seines Essays oder gleichzeitig ein Seufzer des Schriftstellers Pascal Richmann?

Mit seinem lebendig erzählten Text über den Vorort an der Emscher nimmt der junge Autor die LeserInnen sofort mit in die frühen 1980-er Jahre,  als ein anderer, damals junger Autor Passagen über Mengede und die Emscher schrieb: Michael Holzach. Seine Geschichte dürfte vielen Menschen bekannt sein.
Sie ist für Richmann Ausgangspunkt und Leitfaden für einen kunstvoll gewebten Gedankenteppich mit reichen, sehr unterschiedlichen und mitunter verwirrenden Mustern. Muster, die sich teilweise erst beim zweiten, genaueren Hinsehen erschließen.
Immer wieder lässt Richmann seine genaue Kenntnis, seine Kindheit und Jugend im Vorort an der Emscher deutlich werden, doch geht seine Erzählung weit über  eine  Ortsbeschreibung hinaus.

Wenn er auf seiner Gedankenreise im Rhein-Emscher-Express vom amerikanischen Westen in den Dortmunder Westen unterwegs ist, wenn er Menschen beobachtet oder mit ihnen spricht, hebt er die jeweiligen Grenzen zwischen Zeit und Raum auf. Er stellt Verbindungen her zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen dem Abwasserfluss mit seiner todbringenden Geschichte und den uns heute alltäglich gewordenen und überall wahrnehmbaren Beeinträchtigungen durch einen zerstörerischen Lebensstil. Gleichzeitig fragt er nach der Wirksamkeit von Warnungen, nach einer Kommunikationsform, die unmittelbar verstanden wird. So, wie die Emscher damals in ihrer Hässlichkeit und mit ihrem Gestank für ihn ausreichende Warnung war.

Pascal Richmann erzählt keine Geschichte über einen Ort an einem renaturierten Fluss. Er erzählt in vielen Gedankensprüngen von den Gefahren einer menschengemachten Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, über die auch eine nun oberflächlich saubere Emscher nicht hinwegtäuschen kann.

Richmanns Essay ist einer von vielen Webfäden in dem magischen Teppich, den die Schriftstellerin und Dramatikerin Enis Maci vorstellt. In der von ihr herausgegebenen  kleinen Sammlung: Filamentous Magic Carpets, erschienen 2022 im März Verlag, präsentiert sie spannende und lesenswerte Texte junger, sehr unterschiedlicher Autorinnen und Autoren. Infos unter: https://www.maerzverlag.de/shop/buecher/literatur/filamentous-magic-carpets/

 

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