Wertschätzung kultureller Aktivitäten in unserer Nachbarschaft

Der Kulturpreis 2022 der Stadt Lünen.

Stadt Lünen verleiht Kulturpreis und Förderpreis

„Kultur ist ein Fundament, kein Ornament.“ Diese Worte des ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, gesprochen bei seinem Besuch zum 60-jährigen Bestehen des Heinz-Hilpert-Theaters im Jahre 2018, griff der Lüner Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns als Grundsatzfeststellung bei der Verleihung der Kulturpreise 2022 in der vergangenen Woche auf. Deshalb sei es wichtig, dass Persönlichkeiten mit herausragenden Leistungen auch gewürdigt würden. 

Bügermeister Jürgen Kleine-Frauns (li) überreicht den Kulturpreis.

Ausgezeichnet wurde der Autor und Wissenschaftsjournalist Dirk Husemann, der in Lünen geboren wurde, dort zur Schule gegangen ist, dort gelebt, mehrere Jahre als Lokaljournalist gearbeitet und als Verfasser heimatkundlicher Werke gewirkt hat. Inzwischen landen seine Romane regelmäßig in den Bestsellerlisten. Sie wurden in 9 Sprachen übersetzt. In Tschechien gehört Husemann zu den gefragtesten Romanautoren. Aber auch in Mengede ist er kein Unbekannter. Im März dieses Jahres bot er bei einer Lesung in der Buchhandlung am Amtshaus einen informativen, spannenden und unterhaltsamen Abend, der das Publikum begeisterte. Dabei zeigte er sich als Autor mit vielen Seiten und lüftete die Geheimnisse seiner Pseudonyme Thilo Winter und Luca Fontanella. Auch Christine Early und Michael Nau als Veranstalter zeigten sich angetan von Ihrem Referenten: „Ein sympathischer Autor, vielseitig mit einem fundierten Wissen in allen Bereichen.

 Die ehemalige Lokal- und Kulturredakteurin Barbara Höpping, mit Husemann seit vielen Jahren kollegial und freundschaftlich verbunden, schilderte ihn bei der Preisverelihung in Lünen als harten und disziplinierten Arbeiter, der lange um den Erfolg und Anerkennung bei den Verlagen kämpfen musste: „Inzwischen veröffentlicht er drei  umfangreiche Romane pro Jahr. Er schreibt so emsig, dass die Tastatur auf seinem Computer schon abgewetzt ist und die Buchstaben kaum noch zu erkennen sind. Immer noch schreibt er neben den Romanen zusätzlich wissenschaftliche Abhandlungen und über Themen, die ihn interessieren.“ Barbara Höpping vergaß auch nicht Jutta Wieloch als Frau an seiner Seite zu erwähnen. Sie sei Kritikerin, erste Lektorin, Anregungen- und Ideengeberin und als Mitautorin der Toskana-Krimis die Hälfte von Luca Fontanella.

Ausgezeichnete, Laudatoren und Vertreter der Stadt Lünen bei der Preisverleihung.

Dirk Husemann bedankte sich dafür, dass er mit dieser Auszeichnung in die Reihe der großen Kulturschaffenden seiner Heimatstadt aufgenommen worden ist. Die Frage seines Neffen, ob er morgens vor dem Schreiben erst mal eine Flasche Whisky leeren müsse, damit ihm etwas einfällt, nahm er als Aufhänger, um mit Mythen um den Schriftstellerberuf aufzuräumen. Sein analoger Zettelkasten, in dem er die Ideen sammelt, quillt oft über. „Das Schreiben ist kein einsames Geschäft, sondern ein Fest der Gemeinschaft. Bis ein Buch erscheint, bedarf es einer engen Zusammenarbeit aller Beteiligten, ein ständiger Gedankenaustausch mit Lektoren und Entscheidungsträgern beim Verlag ist notwendig. Ich berausche mich am Schreiben. Ich überlasse Ihnen die Entscheidung, ob ich da noch einen Whisky brauche.“  

Nico Wellers (li) sorgte mit seinen Studienkollegen von der Folkwang Universität der Künste für den musikalischen Rahmen der Feierstunde.

Seit 2017 verleiht die Stadt Lünen auch einen Förderpreis an junge, herausragende Nachwuchskünstler und Künstlerinnen. Den erhielt diesmal der Trompeter Nico Wellers, der trotz seines jugendlichen Alters von 23 Jahren schon viele Auszeichnungen bekommen hat und der augenblicklich an der Folkwang Universität der Künste in Essen studiert. Die Laudatio für ihn hielt sein ehemaliger Schulleiter Dr. Jürgen Czischke, der schon früh auf seine Talente aufmerksam wurde, der als Musikinteressierter und den Jazz-Verehrer auch sein ständig wachsendes künstlerisches Volumen beobachten konnte: „Inzwischen ist er zum Nationalspieler aufgestiegen, denn seit Januar 2023 gehört er zum Bundesjazzorchester. Mehr geht nicht.“ Nico Wellers bedankte sich sichtlich gerührt für die „unfassbare Ehre“, die ihm durch die Auszeichnung erwiesen wurde. Besonderen Dank richtete er an seine Eltern Guido Wellers und Sandra Horn, die ihn seit seiner Kindheit an ihrem eigenen künstlerischen Wirken haben teilhaben lassen, bei denen er seine Liebe zur Musik und auch die Aneignung und den Ausbau der eigenen musikalischen Fähigkeiten ohne Zwang habe entwickeln können. Noch etwas Besonderes gab es bei dieser Feierstunde: Der Ausgezeichnete selbst hatte Studienkollegen der Folkwang Schule mitgebracht, mit denen er die Feierstunde musikalisch untermalte. Für eine Feierstunde recht ungewöhnlich war auch die Musikauswahl. Da waren das Pinocchio-Thema aus dem gleichnamigen Film und das Klagelied von Kermet dem Frosch, „It’s not easy to be green“ in mal sentimentalen, mal fetzigen Jazz-Variationen zu hören. Dabei glänzte Wellers mit Trompetensoli und Improvisationen und stellte so sein Können auch für die vielleicht letzten Zweifelnden unter Beweis.

Dirk Husemann bei seiner Lesung in Mengede im angeregten Gespräch mit Pfarrer i.R. Reinhard Hoch.

Info:
Die lieferbaren Titel der Werke von Dirk Husemann sind in der Buchhandlung am Amtshaus vorrätig bzw. können innerhalb von 24 Stunden beschafft werden. Für die ganz Schnellen hat das Team der Buchhandlung noch eine Überraschung bereit. Von Husemanns letztem Besuch sind noch einige handsignierte Exemplare vorrätig, die, natürlich ohne Aufpreis, erworben werden können.  

Fotos: Diethelm Textoris; zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!

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