Internationaler Gedenktag gegen Menschenhandel am 30. 7. 23

Was kann die Dortmunder Mitternachtsmission zur Verbesserung der Lebenssituation

Im Gespräch mit den Medien v.l.: Andrea Hitzke, Heike Müller, Regine Rainalda, Laura Rudolf.

der vom Menschenhandel Betroffenen tun

Am 30.07. ist der Internationale Gedenktag gegen Menschenhandel. Aus diesem Anlass haben die Mitarbeiterinnen der Mitternachtsmission Überlegungen angestellt, wie sich die Lebenssituation der vom Menschenhandel betroffenen Hilfesuchenden in Dortmund aktuell darstellt und wie die Fachberaterinnen der Mitternachtsmission ihnen helfen könnten. 

Die Dortmunder Mitternachtsmission bietet seit 1995 im Rahmen eines spezialisierten Unterstützungskonzeptes Schutz und Hilfe für Opfer von Menschenhandel an. Und auch in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Prostitution gibt es immer wieder  Kontakt zu Mädchen, die von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung betroffen sind.      

Im Rahmen eines dezentralen Unterbringungskonzeptes und einer intensiven psychosozialen Beratung und Betreuung für Opfer von Menschenhandel kann überwiegend Frauen und Mädchen (zunehmend jungen Männern und Jungen) Schutz und umfassende Hilfe gewährt werden. Generell ist festzustellen,  dass immer mehr von Menschenhandel betroffene Frauen und Mädchen insbesondere aus westafrikanischen Ländern Zuflucht und Unterstützung in der Mitternachtsmission suchen.
So wurden 2022 392 Opfer von Menschenhandel betreut. Ein großer Teil der Frauen ist schwanger oder bringt kleine Kinder mit. So haben wir 2022 340 Kinder der von Menschenhandel betroffenen Frauen mit betreut.
„Von den 81 Kindern und Jugendlichen in der Prostitution, zu denen wir 2022 Kontakt hatten, wurden 25 als Opfer von Menschenhandel bereut. Die Gefahr, Opfer von Ausbeutung und Gewalt zu werden, ist für die jungen Mädchen, die sich prostituieren, sehr hoch. Dies betrifft zum Beispiel die Mädchen oder junge Frauen, die Opfer der sogenannten Loverboymethode werden. Viele der Mädchen werden durch Streetwork erreicht, andere erfahren von unserem Hilfeangebot durch die Präventionsarbeit z.B. an Schulen oder nehmen Kontakt über unser Onlineberatungsangebot zu uns auf“, so Andrea Hitzke.

Die hohen KlientInnenzahlen bedeuten für die Beratungsarbeit eine große Herausforderung. Der überwiegende Teil der von Menschenhandel betroffenen KlientInnen kommt aus westafrikanischen Ländern.
Schon bei dem ersten Kontaktgespräch ist es oft unerlässlich, Sprachmittlerinnen mit den entsprechenden Sprachkenntnissen und kulturellem Hintergrundwissen mit einzubeziehen, um herauszufinden, was der Hilfebedarf ist und dabei dringend notwendige Vertrauen aufzubauen. Glücklicherweise gibt es 4 Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen westafrikanischen Ländern (Guinea, Gambia, Ghana, Kongo), ohne die die Arbeit mit den Klientinnen kaum möglich wäre. Leider sind die Stellen im Rahmen des Projektes „Empowerment für Flüchtlingsfrauen“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration nur bis 2024 befristet. Danach ist das Projekt voraussichtlich beendet.

Bei den minderjährigen Mädchen, die sich prostituieren, muss auch zunächst Vertrauen aufgebaut werden, um Kontakt zu bekommen und weitergehende Schritte einleiten zu können. Dies bedarf einer extrem hohen Flexibilität der Mitarbeiterinnen. Das soziale Umfeld wie Familie, FreundInnen, LehrerInnen wissen häufig nicht, in welcher Situation sich die Mädchen befinden oder sie sind rat- und hilflos. Deshalb ist Information und Sensibilisierung zu der Problematik ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt.
Opfer von Menschenhandel, die oftmals in einem sehr schlechten physischen und psychischen Gesundheitszustand und durch ihre Erlebnisse schwer traumatisiert sind besonders vulnerabel, werden von den TäterInnen bedroht und brauchen daher Schutz und intensive Unterstützung. Sie haben besondere Schutzrechte, die den Aufenthalt und die Hilfe zum Lebensunterhalt und Krankenhilfe betreffen. Diese müssen aber oftmals in langwierigen Verhandlungen durchgesetzt werden. Ohne die Unterstützung durch die Fachberatungsstellen würden einige Frauen obdachlos werden oder verhungern. Hier ist eine Stärkung der Rechte der Betroffenen erforderlich, aber auch eine Stärkung der Hilfestrukturen notwendig, also der Fachberatungsstellen, aber auch der Polizei.

„Um Erfolge in diesem Arbeitsfeld erreichen zu können, ist eine gute Kooperation dringend notwendig. In Dortmund schätzen wir uns glücklich, dass wir verlässliche und engagierte KooperationspartnerInnen z.B. bei der Polizei, Ämtern, in der Jugendhilfe, bei anderen Beratungstellen und den Wohlfahrtsverbänden haben. Und wir wollen gerne unser Netzwerk weiter ausbauen“, so die einmütige Auffassung der Gesprächsteilnehmerinnen.
Aber auch auf Landes- und Bundesebene sind wir gut vernetzt, so z. B. in der NRW- Vernetzung Menschenhandel, im bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel-KOK e.V.  und bei Ecpat Deutschland e.V., der als einen wichtigen Schwerpunkt den Menschenhandel mit Minderjährigen bearbeitet“.  (Wird fortgesetzt)

Foto o.r.: K.N.; zur Vergrößerung des Fotos und der Flyer diese bitte anklicken!

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