Alt-Mengede zum Fühlen, Sehen und Begreifen

Der alte Ortskern von Mengede entsteht  als Bronzerelief

Von Diethelm Textoris

Seit einigen Jahren setzt sich der Heimatverein Mengede für die Aufstellung von Kunstobjekten an markanten Orten im „öffentlichen Raum“ ein. Sie alle haben einen Bezug  zum Stadtbezirk Mengede. So steht im Schragmüllerpark eine von Detlef Bechinie von Lazan in Zusammenarbeit mit Schülern der Wilhelm-Rein-Schule geschaffene Holzskulptur, die an den Pfingststurm von 2014 erinnert, der im Volksgarten verheerende Schäden anrichtete. 

An die legendäre Straßenbahnlinie 5, die an der Dortmunder Nicolaikirche begann und am evangelischen Friedhof endete, erinnern gleich zwei Kunstwerke im Kreuzungsbereich der früheren „Mengeder Spinne“. Geplant ist jetzt ein neues Projekt, das handwerkliche Kunst mit einem historischen Rückblick verbindet.

Wenn alles planmäßig läuft, wird in etwa 10 Monaten die feierliche Eröffnung sein. Dann steht vor der evangelischen St. Remigius Kirche ein 120 Kilo schweres Bronze-Relief, das den historischen Mengeder Ortskern von 1848 darstellt. Heimatvereinsvorsitzender Hans-Ulrich Peuser erläuterte am vergangenen Dienstag (12.8.) in einem Pressegespräch Inhalt und Ziel des Projektes: „Es wird ein Modell sein zum ‚Fühlen, Sehen und Begreifen‘, wobei letztere Eigenschaft durchaus doppeldeutig zu verstehen ist. Begreifen mit den Händen und letztendlich auch mental im Kopf.“

Bei einem Besuch in der Kaiserstadt Aachen entdeckte er eine solche Bronze Skulptur. Ein ähnliches Modell fand er an zentraler Stelle in Lüdinghausen. Er forschte nach den Künstlern und bekam heraus, dass eines ihrer Kunstwerk eher versteckt am Dortmunder Gänsemarkt steht. Sehr schnell nahm er zu ihnen Kontakt auf. Einen passenden Ort in Mengedes idyllischem  Bereich am Widum hatte er auch schon gefunden. Zu klären waren danach die Kosten und als nächste Hürde die Finanzierung.

Fündig wurde er beim Heimatfonds des Landes NRW 2025, der lokal und regional prägende Objekte fördert und nach seinen Richtlinien 50% der Kosten übernimmt, 10% bringt die Stabsstelle Heimatförderung der Stadt Dortmund auf, die restlichen 40% übernehmen mit Spendengeldern zu gleichen Teilen die Sparkasse Dortmund und die Volksbank Dortmund-Nordwest, denen er hierfür ausdrücklich dankte. Danach wurden erforderliche Genehmigungen eingeholt und mit der Stadt Dortmund ein Sondernutzungsvertrag für das Grundstück abgeschlossen.

 

Der Künstler Felix Broerken aus Welver, der zusammen mit seinem Vater Egbert das Modell aus Goldbronze erstellen wird, erläuterte den Anwesenden den aufwendigen Entstehungsprozess. Er ging auf die einzelnen Arbeitsschritte ein und auch auf die verwendeten Materialien der einzelnen Anfertigungsstufen. Ausgehend von einem historischen Modell, alten bildlichen Darstellungen von Gebäuden und Häuserzeilen, über den Bau von maßstabgetreuen architektonischen Modellen, dem künstlerischen Modellieren von Wachsmodellen bis hin zum Bronzeguss besteht alles aus handwerklicher Arbeit.

Besonders viel handwerkliches Können fließt bei der Einarbeitung von Feinheiten wie Häuser- und Fensterprofile ein. Negativformen für den Guss sind notwendig und zum Schluss erfolgt der Bronzeguss in einer  Spezial-Gießerei in Münster. Als letzter Arbeitsschritt wird das gesamte Relief mit einer dünnen Wachsschicht überzogen. Die soll vor  Beschädigungen schützen und auch im Falle von Vandalismus Sprühfarben leicht entfernen lassen. Das Besondere ist, dass  die Skulptur mit textlichen Erläuterungen sowohl in Normalschrift als aus in Blindenschrift versehen wird. Damit bietet man auch Menschen ohne Sehvermögen eine Teilhabe. 

Das 1X1,20 m große Kunstwerk wird auf einen Steinsockel  so fest verankert, dass potentielle Metalldiebe keinen Erfolg haben werden. Mehr als 250 solcher oder ähnlicher Modelle sind im Laufe der Jahre in der Kunstwerkstatt von Felix und Egbert Broerken entstanden. Sie wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit und auf anderen Kontinenten aufgestellt.

Die Anwesenden, Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Dortmund, der mitfinanzierenden Banken sowie Heimatvereinsmitglieder waren sichtlich angetan von dem neuen Projekt. Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann fragte  zustimmend: „Wo nimmt der Heimatvereinsvorsitzende Peuser nur all die kreativen Ideen her?“  Denn weitere Projekte sind bereits angedacht. So sollen Teile der denkmalsgeschützten Brücke in Schwieringhausen nach ihrer Demontage auf der Verkehrsinsel bei der Ortseinfahrt Mengede als weiteres Kunstwerk die ankommenden Autofahrer begrüßen.

Fotos: Diethelm Textoris