Friedrich, mit graut vor Dir! – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Friedrich, mit graut vor Dir!

Von Peter Grohmann

Friedrich, dein Straßenbild täuscht! Hinter den Mauern, da wo euereins selten hinschaut, allenfalls aus weiter Ferne, herrscht Gewalt. Jeden zweiten Tag wird hinter den deutschen Gardinen einen Frau erschlagen: Von einem Mann. Das kann dir deine Familienministerin erzählen: Frauen, die Sexsklavinnen, Frauen, überproportional oft Opfer von Gewalt sind. Toxische Männlichkeit. Nie erreichte Gleichberechtigung. Widersprich mir nicht dauernd! Beim Thema echte gleiche Rechte standen in aller Regel eure Regierungen mit einem Nein auf der Matte. Kein Wunder – ihr steckt ja auch gesetzwidrigerweise Kinder in den Knast oder schiebt sie gleich ab ins Elend. Da hilft kein Klagen und kein Beten, weil’s stimmt!

Zugegeben, es sind die Kinder der anderen und ihre Eltern. Also die Kinder derer, die das gute alte deutsche Stadtbild zerstören. Welches Stadtbild? Nimm Dein Arnsberg und seinen Leerstand. Oder Gmund am Tegernsee, wo du dein Häuserl hat. „Im Ort finden Sie von liebevoll eingerichteten Dekorationsläden über Produkte des täglichen Bedarfs bis hin zu Trachten- und Kindermode alles, was das Herz begehrt“, heißt es auf der Website. Na also! Und wenig Migranten auf der Gass‘. Die schaffen Tag und Nacht in Kliniken, Pflegeheimen, als Müllmänner, als Nachtputzer in der Gastro oder als Reinigungskräfte der öffentlichen Toiletten. Aber viel legale Dekoration überall. 

Zum Stadtbild von Merz & Co gehören 1,9 Millionen leerstehende Wohnungen. Oder 5000 geschlossenen Postfilialen, der zugemachte Bäcker, Metzger, Apotheker. Oder 500 000 Obdachlose. Da schau her: Auch Blutsbrüder von dir und mir. Sollen die sich im Park verstecken, wenn die Regierungskolonnen anrollen? Reden wir nicht über die 10 000 unseriösen Klos in den Schulen – da kann man wenigstens noch im Stehen pinkeln, anders als in deinen Innen- und Außenstädten, wo die Scheißhäusle abmontiert wurden: Zu teuer im Unterhalt. Reden wir nicht , über deine unwirtlichen, dunklen und dreckigen Unterführungen. 

Ich glaube, die Fies- und Miesmacherei hat Methode. Sie kommt Götz Kubischek nahe, der heute im Rittergut von Schnellroda sinniert und morgen im Sportpalast gern jubeln tät. Er sagt: „Unser Ziel ist nicht die Beteiligung am Diskurs, sondern sein Ende als Konsensform, nicht ein Mitreden, sondern eine andere Sprache, nicht der Stehplatz im Salon, sondern die Beendigung der Party.“

Friedrich, entscheide dich!

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de