Gesundheit statt Stigma – Sommertour der GRÜNE Ratsfraktion

GRÜNE Ratsfraktion besucht Diamorphin-Ambulanz

Im Rahmen ihrer Sommertour hat die GRÜNE Ratsfraktion die vor wenigen Monaten neu eröffnete Diamorphin-Ambulanz in der Westhoffstraße besucht und sich über die Arbeit der ersten Monate informiert. Diamorphin ist künstlich hergestelltes Heroin und wird nach strengen Kriterien an schwerstabhängige Drogenkonsument*innen ausgegeben, die in der Ambulanz auch direkt konsumieren.

Die Diamorphin-Ambulanz ist ein bisher noch fehlender Baustein in der guten Dortmunder Drogen- und Suchthilfe. Und sie ist dringend notwendig. Bereits vor über zehn Jahren haben wir GRÜNE die Einrichtung einer solchen Ambulanz angeregt und gefordert und immer wieder auf die Einrichtung gedrängt. Deswegen freuen wir uns besonders, dass nun endlich schwerst opioidabhängigen Menschen geholfen wird – mit medizinischer Versorgung und psychosozialer Betreuung“, bewertet Benjamin Beckmann, Ratsmitglied der GRÜNEN, die Arbeit der Einrichtung.

Die Diamorphin-Ambulanz – oder genauer: das Medizinisch Soziale Zentrum (MVZ) Diamorphin-Dortmund gGmbH – ist eine gemeinnützige Gesellschaft, an der die Stadt Dortmund als Gesellschafterin beteiligt ist. Die Einrichtung ist eine hausärztliche Praxis mit suchtmedizinischer Ausrichtung, die zusätzlich zu Diamorphin-Behandlungen berechtigt ist.

„Weil wir damit eine Arztpraxis sind, haben wir auch einen Versorgungsauftrag. Das bedeutet, dass jeder und jede Betroffene zu uns kommen kann, wenn es eine gültige Krankenversicherung gibt“, erläuterte beim Besuch der GRÜNEN der Geschäftsführer der Diamorphin Ambulanz, Michael Gierse.

Nach mehreren abgelehnten Anträgen der GRÜNEN Fraktion auf Einrichtung einer Ambulanz, hatte der Rat 2022 nach einer Machbarkeitsstudie dann doch einen Beschluss zur Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft zur Umsetzung einer Diamorphinambulanz gefasst.

Benjamin Beckmann: „Uns war dabei wichtig, dass eine solche Einrichtung nicht privatwirtschaftlich organisiert wird, sondern sich bestmöglich in das bestehende Hilfesystem mit der Ausrichtung am Wohl der Patient*innen einfügt. Deshalb sind wir froh darüber, dass die Ambulanz als gemeinnützige GmbH unter Beteiligung der Stadt geführt wird.“

Bereits nach wenigen Wochen wird die Einrichtung regelmäßig von aktuell 12 Personen genutzt, ausgelegt ist die Ambulanz für 50 bis 70 Patient*innen.  Der Konsum erfolgt dabei bis zu dreimal täglich, das Diamorphin wird dabei häufig intramuskulär gespritzt. Eine Ärztin und drei medizinisch – technische Assistent*innen sind bei der Vergabe anwesend, führen notwendige Untersuchungen durch, gewährleisten den sterilen Konsum und unterstützen die suchtmedizinische Begleitung der Patient*innen.

„Damit kommen die betroffenen Menschen aus dem Kreislauf der ständigen Beschaffung von Heroin heraus, der häufig Beschaffungskriminalität oder auch Prostitution beinhaltet. Neben der Verbesserung des Gesundheitszustandes führt das im besten Fall zu einer Stabilisierung der sozialen und finanziellen Situation sowie sogar teilweise zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit“, erläuterten beim Besuch der GRÜNEN der Geschäftsführer der Ambulanz, Michael Gierse sowie die medizinische Leiterin der Einrichtung, Dr. Heike Rauser-Boldt.

Personell ist die Einrichtung allerdings noch unterbesetzt. Es fehlt ein zweiter Arzt/eine zweite Ärztin sowie eine kontinuierliche psychotherapeutische Begleitung der Patient*innen.

„Deutlich geworden ist bei unserem Besuch auch, dass es Mängel in der räumlichen Ausstattung der Einrichtung gibt. Anfang des kommenden Jahres soll es eine erste Evaluation der Arbeit der Ambulanz für den Rat geben. Wir werden dann als GRÜNE Fraktion die notwendigen zusätzlichen Maßnahmen thematisieren“, so Benjamin Beckmann abschließend.

Quelle: Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN