Gaza: Kinder zuerst – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Gaza: Kinder zuerst

Von Peter Grohmann

Im Sommer 2025 versammelte der Herr im Himmel, Spiritus Rector für die alle, die glauben oder wissen, die toten Kinder aus Gaza um sich. „Die an Hunger gestorben sind, mögen sich rechts von mir aufstellen“, bat er, „auch die Verdursteten. Die erschossen wurden oder verschüttet, bitte nach links. Die durch Bomben oder Granaten, Gift oder Gas, durch mangelnde Medikamente, mangelnde Vorsicht oder Nachsicht in den Tod geschickt wurden, die verbrannt wurden, erschlagen, treten hinter mich, ebenso alle, die als Kinder eines natürlichen Todes das Leben gaben.“ Letztere waren die wenigsten.

Dann bat er alle, die eine jüdische Mutter hatten, alle, die aus christlichem Hause kamen, aus humanistischen Milieus, Getaufte und Wiedertäufer, die aus den Zelten, den Slums und Elendsquartieren, die aus den bombensicheren Bunkern, aus den Krankenstationen, aus friedlichen Häusern, die von Soldatenbräuten Gezeugten, Atheisten und Ungläubige, Muslime, Hindus, Buddhisten, alle, die noch weinen konnten, vor die Kameras, selbst Antisemiten und Semiten. Die Kameras allerdings blieben einstweilen abgeschaltet.

Netanjahu und die israelische Armee haben die Bewohner:innen Gazas zur Flucht aufgefordert – eine Vorwarnung vor einer Bodenoffensive, die längst stattfindet. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist der Gazastreifen ein verzweifelter Ort. Bombardierungen, Hunger und Flucht bestimmen den Alltag.

Gemeldet wird, dass Aktionen aus der Zivilgesellschaft die Lage nur verschärfen könnten. Sie würden überdies und naturgemäß an der Situation der toten Kinder nichts ändern, so ein Sprecher der Regierenden.

Die nicht genannten Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de