
Katrin Riebling, Anne Neuser-Schulte, Patrick Schulz, Melanie Heierhoff, Beate Schwedler (v.l.n.r.) (Foto: Moritz Jankowsky)
Vor zwei Jahren öffnete das Kindertrauerzentrum MÖWE seine Türen – mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen in schweren Zeiten einen geschützten Raum zu geben. Heute, zwei Jahre später, blickt das Team mit großer Dankbarkeit und Freude auf das zurück, was in dieser kurzen Zeit gewachsen ist.
Die pädagogische Leitung, Katrin Riebling, fasst das Ziel zusammen: „Von Anfang bestand der Wunsch, einen Ort zu schaffen, in dem Kinder und Jugendliche ernst genommen werden im Erleben ihrer Trauer – ohne Tabus, ohne Zeitdruck, aber mit liebevoller Begleitung.“ Dass dies gelungen ist, zeigen die vielen Geschichten: Kinder, die zunächst still und zurückgezogen zur MÖWE kamen, haben hier Worte, Tränen und auch wieder ihr Lachen gefunden. Jugendliche, die dachten, mit ihrem Schmerz ganz allein zu sein, konnten erleben, dass andere ähnliche Erfahrungen teilen.
Mutigsein, Öffnen, Wünschen, Erinnern – ist das Motto des Kindertrauerzentrums. Denn es gehört Mut dazu, sich anderen gegenüber zu öffnen. Es geht darum, die Erinnerung an die Verstorbenen lebendig zu halten, genauso wie sich etwas für die Zukunft zu wünschen, die sich jetzt ganz anders gestaltet. Die ersten Kinder fühlten sich inzwischen so gestärkt, dass sie ohne Trauergruppe weitergehen wollten und haben sich verabschiedet.
„Besonders stolz sind wir auf die Gemeinschaft, die entstanden ist“, sagt Projektleiterin Beate Schwedler. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern auch Eltern, Angehörige, Ehrenamtliche und Fachkräfte sind Teil dieses lebendigen Ortes geworden. In den Gruppenstunden, bei kreativen Projekten oder Ausflügen – immer wieder zeigt sich, wie wichtig es ist, Trauer sichtbar und lebbar zu machen. „Dazu beigetragen haben vor allem auch die vielen Menschen, die uns mit Spenden unterstützt haben“, sagt Schwedler, „das sind einzelne Menschen, Stiftungen oder Unternehmen, die sich an unsere Seite gestellt haben.“ Besonders erfreulich ist auch die Unterstützung der Stadt Dortmund, die die MÖWE durch die Finanzierung einer halben Stelle für zwei Jahre unterstützt. Der Erzieher Patrick Schulz gehört hierdurch auch zum Team sowie Übungsleiterin Anne Neuser-Schulte und aktuell die Studentin Melanie Heierhoff, die hier ein Anerkennungspraktikum absolviert.
In den zwei Jahren konnte die MÖWE fünf Trauergruppen auf den Weg bringen, die sich vierzehntägig oder monatlich treffen: zwei Kindergruppen, eine Gruppe für Jugendliche sowie zwei Familiengruppen, in denen die Kinder unter sechs Jahren sind.
Etwas Besonderes ist das Angebot der MÖWE, auch die Eltern zu begleiten. Die Erfahrungen und aktuelle Studien der Trauerforschung zeigen, dass es den Kindern und Jugendlichen hilft, wenn die Eltern sich ebenfalls austauschen über ihre Gefühle und Erfahrungen.
Die MÖWE konnte viele Ehrenamtliche gewinnen, die mit Herz und Zeit unterstützen sowie ein großes Netzwerk aus Schulen, Kliniken und Beratungsstellen aufbauen. Bei besondere Veranstaltungen – wie dortbunt, dem Erntemarkt oder der akzenta- Adventsmarkt – ist wie selbstverständlich auch die MÖWE dabei und trägt eine Botschaft nach außen: „Der Tod gehört zum Leben.“
Katrin Riebling: „Unser größter Dank gilt den Familien, die uns ihr Vertrauen schenken. Ohne sie, ohne ihre Offenheit und ihre Bereitschaft, sich gemeinsam auf den Weg zu machen, gäbe es diesen Ort in seiner heutigen Form nicht.“
Nach zwei Jahren spürt man: Das Kindertrauerzentrum ist mehr als ein Haus – es ist ein Zuhause für Gefühle, für Erinnerungen und für neue Schritte ins Leben. Das Team der MÖWE freut sich auf alles, was kommt, und ist sich sicher: Die nächsten Jahre werden ebenso reich an Begegnungen, Mut und Hoffnung sein.