Völkische Beobachter – Eine Kolumne von Peter Grohmann

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Völkische Beobachter

Eine Kolumne von Peter Grohmann

KONTEXT:Wochenzeitung vom 17.07.2019

Wenn Ohm Höcke im Gau Brandenburg die Hosen runterlässt, weiß man, was auf das Reich zukommt: Deutsch und frei woll’n mer se! Ostpreußen zurück, Schlesien, Pommern, Togo. Zu allem Unglück fordern nun auch die Hohenzollern: Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wiederhaben. Wenn sich die Mumie nicht finden lässt, nimmt man nach Gutsherrenart mit dem Tafelsilber vorlieb: Schlösser. Bei den kommenden Wahlen wird sich zeigen, dass solche Ideen noch keine Mehrheit finden. Schwarzbraun ist die Haselnuss!

Apropos braun: Wernher von Braun, einer der vielen Nazis aus gutem Hause, machte ja nach der Schlappe von Weltkrieg Zwo mit 1000 deutschen Kameraden in den USA Karriere. Die Armee der hinterlistigen Sieger hatte die deutschen Raketen-Experten nach ’45 in die Staaten deportiert, mit gefälschten Papieren ausgestattet und die Familien-Zusammenführung arrangiert. Ohne die schwerbelasteten moralischen Blindgänger wären die Amis nie auf dem Mond gelandet. Es ist uns eine Ehre, 50 Jahre später daran zu erinnern.

Wissenschaft an sich besitzt keine moralische Dimension, das wissen auch unsere deutschen Frauen: Julia Klöckner, die Königin der Herbizide, Ursula von der Leyen, Chefin der Feldjäger, und Angela Merkel, die Freundin des französischen Präsidenten: Das christlich-soziale Dreigestirn gemeinsam mit Macron unterwegs zum Mond – und wetten: Die Populisten gucken in die Röhre!

Der wahren Mehrheit unserer Mitmenschen geht das alles vermutlich am Allerwertesten vorbei. Denn die meisten Menschen unter uns kaufen nie ein Buch (gibt es überhaupt noch Buchhandlungen?) und gehen auch nie wählen. Vielen hat man unter der Herrschaft der Demokratie sogar das Meckern verboten. Fritz Pleitgen, einst Hohepriester beim WDR, unterstützt diese These indirekt. Dieser Tage zog der Alte Fritz mal so richtig vom Leder. Die Berichterstattung im Lande werde immer homogener, die Meinungsvielfalt gerate in Gefahr. Hannelore Elsner hatte schon 1989 gedroht, man werde entweder Anarchistin oder Nonne. Das hätte meiner Omi Glimbzsch in Zittau gefallen, aber sie wusste nichts davon, kannte nur das Neue Deutschland und wollte auch nie Nonne werden.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter
Die KONTEXT:Wochenzeitung ist eine Internet-Zeitung aus Stuttgart, die seit mehr als 7 Jahren wöchentlich mittwochs ins Netz gestellt wird. Zusätzlich liegt sie als Printausgabe der Wochenendausgabe der taz bei. Wir danken der Redaktion und Peter Grohmann für die Zustimmung zum Abdruck der Kolumne. Näheres unter https://www.kontextwochenzeitung.de/kolumne/433/voelkische-beobachter-6063.html

 

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