Wie halten wir es mit den Baudenkmälern im Stadtbezirk Mengede (Folge 3): Die „Alte Apotheke“
Die Denkmalliste der Stadt Dortmund umfasst im Stadtbezirk Mengede 79 Baudenkmäler, darunter je 21 Wohnhäuser, Villen oder Wohnsiedlungen und landwirtschaftliche Gebäude, 16 Wohn- und Geschäftshäuser, je fünf öffentliche Gebäude und Kleindenkmäler, je drei Sakralbauten und Industrieanlagen, zwei Adelssitze sowie je einen Friedhof, ein Geschäftshaus und eine Verkehrsanlage. Absicht dieser Serie ist es, über die Baudenkmäler im Stadtbezirk Mengede zu informieren. Ein manchmal nicht ganz einfaches Unterfangen, weil es sich häufig um private Entscheidungen handelt, wie man mit einem Denkmal umgeht. Aber: Es gibt auch ein Denkmalschutzgesetz. Unsere Beiträge, die wir in loser Folge einstellen, sollen es dem Leser ermöglichen, das Denkmalschutzgesetz mit der Realität vor Ort zu vergleichen.
Und noch eine weitere Vorbemerkung: Baudenkmäler zu erhalten, ist in dieser Gesellschaft nicht einfach. Kapitalisten, Anarcho-Linke, Bürgerliche und vor allem Behörden sind gleichermaßen gefragt und stehen in der Verantwortung, eine dem Denkmal und damit einer Kultur des Stadtbezirks dienende Lösung zu finden.
In dieser Folge haben wir ein Baudenkmal, das zwar nicht in der Denkmalliste der Stadt Dortmund aufgeführt ist, aber dennoch zu den ältesten Gebäuden im Neuen Zentrum Mengedes zählt: Die „Alte Apotheke“ am Mengeder Bahnhof.
Erbaut wurde das Gebäude vom Apotheker Alfred Eick-Kerssenbrock. Der betrieb in Waltrop eine Apotheke, und einmal pro Woche kam er mit einem Pferdefuhrwerk nach Mengede, um hier Medikamente zu verkaufen. Das schien sich für ihn zu lohnen, denn er gab die Apotheke in Waltrop auf und eröffnete im Mai 1893 die Apotheke in der damaligen Bahnhofstraße. Ein Grund für diesen Ortswechsel wird sicher auch die Gründung der Zeche Adolf von Hansemann in unmittelbarer Nachbarschaft gewesen sein.
Das Gebäude musste mehrere Umbaumaßnahmen über sich ergehen lassen, zuletzt im Jahr 1962, als die Verkaufsräume vom 1. OG. ins Erdgeschoss verlegt wurden. Die Grundstruktur des Gebäudes ist aber im Wesentlichen erhalten geblieben. Die folgenden Fotos zeigen das Gebäude im Laufe der letzten 112 Jahre.
Die „Alte Apotheke“ in Mengede
zusammengestellt von Heinrich Veuhoff
Eugen Eick (vorher Apotheker in Waltrop) erhält am 4. Dezember 1893 die Concession zur Errichtung einer Apotheke in Mengede durch das Königliche Regierungs-Präsidium in Münster.
Damals durfte ein Apotheker keine zwei (oder mehr) Apotheken betreiben.
Am 20. Dezember 1872 eröffnete er seine erste Apotheke.
20 Jahre später bewog Ihn der wirtschaftliche Aufschwung im benachbarten Mengede, dort eine Apotheke einzurichten. Auf einem Grundstück an der Bahnhofstraße (heute: Am Amtshaus) ließ er ein stattliches Gebäude erstellen, in dem sich nach Umbauten, Erweiterungen und Renovierungen auch heute noch die „Alte Apotheke“ befindet, mehr als 100 Jahre im Dienste der Mengeder Bevölkerung.
Es war echter Pioniergeist, der Eugen Eick gerade diesen Bauplatz im Schatten des Mengeder Bahnhofs wählen ließ. Zwar fuhr die Köln-Mindener Eisenbahn schon seit 1847, aber das Emscherdorf Mengede – in Jahrhunderten von Landwirtschaft, Handwerk und Handel geprägt – war im wesentlichen auf das Gebiet um die altehrwürdige St. Remigius-Kirche begrenzt. Jenseits der Bahn begann die neue Zukunft. Hier wurde seit 1873 von der Mengeder Bergwerks-AG die Zeche Adolf von Hansemann abgeteuft, die Arbeit und Brot für viele hundert Arbeiter versprach. Hinzu kam noch die Zeche Westhausen im benachbarten Bodelschwingh, wo schon seit 1873 Steinkohle abgebaut wurde.
1893 kümmerten sich drei Ärzte in Mengede
Dr.Eduard Funcke (seit 1853) und
Dr. Emil Bück (seit 1888),
in Bodelschwingh: Dr. Heinrich Staupendahl (seit Mitte 1893).
Verordnete Arzneien mussten auf beschwerlichen Wegen aus der weiteren Nachbarschaft, so aus Waltrop, besorgt werden. Eick hatte vor seinem Umzug nach Mengede kranken Mengedern geholfen:
Um den Angehörigen den Fußweg nach Waltrop zu ersparen, hatte er am „Schlagbaum“ (heute: Shell-Tankstelle an der Waltroper Straße) einen Sammelkasten installiert , aus dem täglich ein Bote die Rezepte abholte, der dann auch die Medikamente ins Haus zustellte.
Nachweise, wie die Konzessionsübergabe in Waltrop erfolgte, liegen nicht vor. Amtmann Schragmüller berichtet nur kurz über den Apotheker Eugen Eick:“… zog am 14. Dezember 1894 von Waltrop zu.“ Im Vestischen Archiv zu Recklinghausen befindet sich der Nachlaß von Eugen Eick-Kerssenbrock, der aus historischen Gründen den Doppelnamen angenommen hatte, denn er erforschte leidenschaftlich die Familiengeschichte und war dabei auf einen Kerssenbrock gestoßen, der im Zuge der Münstersehen Wiedertäufer-Auseinandersetzungen erwähnt worden war.