Nettes Repair Café „Hand in Hand“
seit einem Jahr am Start
Fast Jede und Jeder hat es zu Hause. Ein liebgewonnenes Alltags- und Nutzgerät oder ein Kleinmöbelstück, Gemeinsam ist Ihnen allen: Die Geräte sind irgendwo defekt, funktionieren nicht mehr und Reparaturen sind für den ungeübten Laien technisch/handwerklich nicht möglich oder zu teuer, um sie von Profis wieder funktionstüchtig zu machen.
Leider wird das Reparieren nicht immer leicht gemacht. Neue Dinge, die wir im Geschäft kaufen, sind oft nicht einfach reparierbar.
Sie werden hergestellt, um nur einige Jahre zu halten und danach ersetzt zu werden. Auch sind neue Produkte oft so billig, dass viele professionelle Reparateure nicht mehr über die Runden kommen können. So verschwindet Reparaturkenntnis aus der Gemeinschaft.
Dem wurde auch in Dortmund mit der Gründung des ersten Repair Cafés erfolgreich entgegen gewirkt.
Nettes Repair Café „Hand in Hand“ seit einem Jahr am Start
Auf ein erfolgreiches Jahr blicken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ersten Repair Cafés in Dortmund zurück.
„Mit einem solchen Zuspruch hätten wir im Traum nicht gerechnet, Wartezeiten für eine Reparatur von 3 und mehr Monaten sind die Folge“, so Thomas Brandt vom Seniorenbüro Mengede und einer der Mitinitiatoren des Repair Cafés Nette. Alle 6-7 Wochen heißt es für die 24 engagierten ehrenamtlichen Reparateure: Tische und Stühle rücken im Ev. Gemeindesaal in der Joachim Neander Str. 3-5, Verlegung der Verlängerungskabel, Aufbau von kleinen Lampen und sortieren des Werkzeugs bis die ersten angemeldeten Bürger kommen.
Und sie kommen: Aus dem gesamten Stadtgebiet und bisweilen weit darüber hinaus. Ense in der Nähe des Möhnesees war gleich zu Beginn der am weitesten gereiste Besucher, um seinen Cassettenrecorder wieder ans Laufen zu bekommen. Das Ergebnis aller Reparaturbemühungen, die stets mit dem Besitzer erfolgten, kann sich sehen lassen: An 8 Freitagnachmittagen/ Samstagvormittagen oder umgerechnet in 32 Stunden wurden 180 Geräte aufgeschraubt, inspiziert und nach Möglichkeit wieder repariert, was in 114 Fällen (!) gelang.
Dies geschah zum Teil in zeitaufwendigen Reparaturen, durch Einbau von Ersatzteilen, diese hatten eine Wiedervorstellung zur Folge. Manchmal musste aber auch nur geölt, gereinigt oder kräftig gepustet werden, um den Staubsauger, die Uhr oder die Kaffeemaschine wieder ans Laufen zu bringen.
In 30 Fällen konnten die Mitarbeiter eine Fachfirma empfehlen, in 36 weiteren lautete das Urteil: leider nicht reparabel.
Kleinere Wartezeiten konnten Dank der Unterstützung ebenfalls von Ehrenamtlichen, die sich um die Versorgung mit Kaffee, Kaltgetränken, Keksen, Kuchen oder Brötchen kümmerten, überbrückt werden. So blieb auch Zeit für persönliche Gespräche und Tipps konnten untereinander ausgetauscht werden.
Übrigens: Reparaturen in Repair Cafés sind kostenfrei, lediglich die Ersatzteile müssen gezahlt werden. Dennoch freut sich das Spendenschwein „Lisa“ am Ausgang stets über den ein oder anderen gespendeten Euro.
Die Initiatoren des Netter Repair Cafés Werner Schardien (Aktionsraumbeauftragter der Stadt Dortmund für Nette), Pfarrerin Renate Jäckel und Thomas Brandt schauen hoffnungsvoll in die Zukunft:
Eine Anfrage des WDR 5 anlässlich des Radiotages im Herbst in der DASA bescheren dem Netter Repair Café eine Zusatzschicht vor Ort (nähere Einzelheiten erfolgen in Kürze) und die TU Dortmund wählte das Repair Café neben 3 weiteren für eine Beteiligung im Rahmen einer Projektbeantragung aus. Hierbei geht es um den möglichen Einsatz von 3-D Druckern in Repair Cafés.
Die Idee hinter den – aus Holland stammenden Repair Cafés – ist recht schnell und einfach beschrieben:
Repariert wird – ohne Gewähr auf Erfolg – alles was mann/frau mit eigenen Kräften und Händen hintragen kann. Aufgeschraubt, nachgesehen und wenn möglich repariert wird zusammen, sprich: Besitzer/Besitzerin und Fachmann/-frau stellen sich gemeinsam dem Problem.
Denn wenn wir mehr reparieren statt wegzuwerfen, verursachen wir weniger Abfall, fördern wir die nachhaltige Verwendung kostbarer Rohstoffe und tragen wir zu Energieeinsparung und Verminderung des CO2-Ausstoßes bei.
Reparaturkenntnis verschwindet
So kostet – neben der Zeit – allenfalls das benötigte Neumaterial Geld und manchmal nicht mal dies, wenn z. B. nur eine Schraube angezogen werden muss, um ein Kabel in einem Schalter wieder zu festigen.
An folgenden Terminen:
Samstag, den 31. Oktober von 10.00 – 13.00 Uhr
Freitag, den 4. Dezember von 15.00 -18.00 Uhr
können Menschen u. a. ihre defekten Elektro-Kleingeräte, Handys, Fahrräder, Bilder (zum Team gehört eine Restaurateurin) ins Ev. Gemeindehaus Nette, Joachim Neander Str. 3 bringen.
Dabei gilt stets der Grundsatz: Alles was ich ohne Hilfe Dritter und ohne Transportmittel tragen kann wird im Repair Café unter die Lupe genommen. Garantien oder gar Haftungen bzw. Gewährleistungen auf die reparierten Geräte gibt es nicht. Besitzer und freiwillige Experten arbeiten gemeinsam an dem jeweils defekten Gerät.
Achtung! Da die Termine oft weit im Voraus ausgebucht sind, ist eine Voranmeldung unbedingt erforderlich.
Tel. 50-280 30 (Werner Schardien) oder
Tel. 47 70 77 60 (Thomas Brandt, montags von 10.00-12.00 Uhr)
Die Idee des Repair Café hat sich international durchgesetzt. Schon 750 Repair Cafés weltweit
Vor fünf Jahren gab es nur ein Repair Café, und zwar in Amsterdam. Jetzt sind es 750, verteilt über 18 Länder. Und die ehrenamtlichen Mitarbeiter all dieser Repair Cafés reparieren monatlich gut 13 000 Produkte!
Die Zahl der Repair Cafés wächst stetig. Die Länder, die als jüngste zur Repair Café-Weltkarte hinzugefügt werden konnten, sind China und Japan. Und wenn es an den Initiatoren in Ägypten liegt, werden demnächst in 19 Ländern unter der Flagge des Repair Cafés Reparaturen ausgeführt.
Mit der Anzahl der Repair Cafés wächst auch die Zahl ehrenamtlich reparierender Helfer und die der Besucher. Wenn die Ehrenamtlichen eines Repair Cafés im Monat durchschnittlich achtzehn Produkte reparieren, werden monatlich in Repair Cafés weltweit 13 500 Produkte vor der Müllhalde gerettet.