Stadt und Wohnungswirtschaft ziehen an
einem Strang
Das Amt für Wohnen und Stadterneuerung der Stadt Dortmund, das Quartiersmanagement sowie die Wohnungsunternehmen DOGEWO21, LEG, Spar- und Bauverein und Vonovia engagieren sich gemeinsam für die Entwicklung des Stadtteils Westerfilde.
Grundlage für das gemeinsame Engagement ist eine Kooperationsvereinbarung aus dem Jahr 2014. Darin heißt es u.a.:
„Der Wohnungsbestand soll im Rahmen des wirtschaftlichen Handlungsspielraums der jeweiligen Eigentümer/innen in den nächsten Jahren schrittweise an heutige Wohnansprüche und -standards angepasst werden, sofern noch nicht geschehen. Die Erneuerungsaktivitäten sollen durch die Stadtverwaltung unterstützt werden. (…) Ziel ist,
gemeinsam Strategien und Projekte zu entwickeln und umzusetzen und damit
einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Stadtteils Westerfilde/Bodelschwingh zu leisten. (…)
Bei allen Maßnahmen sollen die Mieter/innen bei der Planung und Umsetzung beteiligt werden.“
Dieses gemeinsame Engagement stand ja zunächst erst einmal nur auf dem Papier. Mancher war skeptisch und befürchtete, dass es bei der unterschiedlicher Interessenlage der Partner bei wohlklingenden Absichtserklärungen bleiben würde. Aber es scheint allen Beteiligten ernst zu sein, die Ziele der gemeinsamen Kooperationsvereinbarung zu erfüllen.
Über diese Kooperation, über geplante und bereits realisierte Projekte – von der neuen Gestaltung von Freiflächen bis zu Nachbarschaftsgesprächen – informierten die Beteiligten im Rahmen eines Pressegespräches, das in dieser Woche in den Räumen des Quartiermanagement in Westerfilde stattgefunden hat. (Zur Erinnerung: In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Mengede wurden die VertreterInnen der politischen EnscheidungsträgerInnen des Stadtbezirks bereits ausführlich informiert. Wir haben hierüber berichtet.)
An diesem Pressegespräch haben teilgenommen haben:
Ralf Peterhülseweh, Regionalleiter für den Bereich Dortmund bei Vonovia
Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender der Spar- und Bauverein eG
Thomas Schwarzenbacher, Geschäftsführer LEG Wohnen NRW GmbH,
Klaus Graniki, Geschäftsführer DOGEWO21,
Anja Laubrock, stellv. Leiterin des Amtes für Wohnen und Stadterneuerung,
Dazu aus der „Arbeitsebene“:
Susanne Linnebach, Stefanie Gerszewski, Eberhard Weisse (Amt für Wohnen
und Stadterneuerung),Nora Woker, Max Niklas Gille, (Vonovia), Florian Ebrecht (Spar- und Bauverein eG), Gabriele Zimmermann (LEG), Dirk Ruß (Quartiersmanagement Westerfilde/Bodelschwingh).
Angesichts dieser Runde kann man getrost von einer prominenten Besetzung sprechen, was auch auf als ein ernsthaftes Interesse aller Projektpartner schließen lässt. Hoffnungsvoll für die weitere Zusammenarbeit von Stadt und Wohnungsunternehmen stimmt auch die neue Ausrichtung der Wohnungsunternehmen. Heute agieren im Quartier keine Finanzinvestoren, die ihre Gewinne über kurzfristige Weiterverkäufe realisieren. Die heutigen Eigentümer haben die Bewirtschaftung ihrer
Wohnungsbestände auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.
Stand der Nachbarschaftsgespräche
Ausführlich wurde über die bisherigen Nachbarschaftsgespräche informiert.
Derzeit führt das Quartiermanagement gemeinsam mit den Wohnungsunternehmen Nachbarschaftsgespräche – bisher waren es zehn Gespräche – in den einzelnen Wohnbereichen. Hier können die Mieter direkt vor ihrer Haustür Wünsche, Bedarfe, Ideen und selbstverständlich auch Beschwerden äußern.
„Auffallend ist, wie rege sich die Bewohnerschaft an diesen Nachbarschaftsgesprächen beteiligt. Wir erreichen meistens über die Hälfte der angesprochenen Haushalte. Die Menschen bringen aber nicht nur ihre Beschwerden vor, sondern haben selbst viele Ideen, wie die Nachbarschaft
und das Zusammenleben beispielsweise durch kleine Hoffeste oder andere gemeinsame Aktivitäten verbessert werden kann. Diese sehr positiven Ansätze gilt es, in den nächsten Jahren weiter zu verfolgen und zu stärken“, sagt Quartiermanager Dirk Ruß.
Wie wichtig auch für die Wohnungsunternehmen ein gutes Zusammenleben im
Quartier ist, macht Klaus Graniki, Geschäftsführer DOGEWO21 deutlich:
„Gute Nachbarschaft ist – genau wie ein gut bewirtschafteter Bestand –
natürlich auch in Westerfilde wichtig. Wir unterstützen
selbstverständlich die Aktivitäten der Kooperation auch zu diesem Thema.“
Freiflächenkonzept: Stadtteil der 1000 Gärten
Im Mai 2015 hat der Rat der Stadt die Verwaltung beauftragt, in Kooperation mit den Wohnungsunternehmen vor Ort ein Freiraumkonzept für die Großsiedlungsbestände im Quartier Westerfilde/Bodelschwingh zu erarbeiten und umzusetzen.
Unter dem Motto „Stadtteil der 1000 Gärten“ ist ein Konzept erarbeitet worden, das in den nächsten Jahren mit den Wohnungsunternehmen Schritt für Schritt umgesetzt wird. Vonovia, LEG und der Spar- und Bauverein als große, im Zentrum des Quartiers vertretene Wohnungsunternehmen, richten ihre eigenen geplanten Maßnahmen zur Wohnumfeldgestaltung auf dieses übergreifende Freiflächenkonzept aus und orientieren sich daran.
Nach Vorstellung des Freiraumkonzeptes hat beispielsweise die LEG gemeinsam mit der Stadt Dortmund das LEG-Pilotprojekt „Am Kirchenfeld 3+5“ abgestimmt. Neben umfangreichen
Modernisierungsarbeiten an dem Objekt Am Kirchenfeld 3+5 wurde für 8 Mietparteien jeweils ein Mietergarten angelegt. Die Erdgeschosswohnungen haben zusätzlich einen direkten Zugang vom Balkon in den Mietergarten erhalten.
So wie am Kirchfeld soll sich das äußere Erscheinungsbild der Wohnanlagen in den nächsten Jahren deutlich verbessern. Zudem werden bestimmte gemeinsame Qualitäten und Standards gesetzt und wichtige Verbindungen zwischen Häusern, Flächen und Plätzen durch zusammenhängende
Wegeverbindungen gestärkt.
Persönliche Anmerkung:
Das alles hört sich gut an, und es gibt derzeit keinen Anlass, an dem guten Willen der „Macher“ zu zweifeln. Aber die gewünschten Ergebnisse stellen sich nicht von heute auf morgen ein. Es ist ein langer Atem gefragt. Und es würde die Bemühungen unterstützen, wenn es gelänge, die Bewohner – wie geplant – tatsächlich mit ins Boot zu nehmen. Die Pläne zur Entwicklung des Stadtteils Westerfilde verdienen es, allseits unterstützt zu werden.
Entscheidend wird allerdings sein, wie die Kommunen in den nächsten Jahren mit zunehmender sozialer Ungerechtigkeit, d.h. mit steigender Armut umgehen werden. Sind die politischen Entscheidungsträger auch dann bereit, weiterhin Finanzmittel in dem notwendigen Umfang für den früher vernachlässigten Dortmund Norden zur Verfügung zu stellen?