Borussia Dortmund – Aktionärsversammlung 2018

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“Echte Liebe” – zu Fans aber auch zu Aktionären

Hans-Joachim Watzke: Der BVB wird jede Art von Rassismus und Homophobie bekämpfen.

Am letzten Wochenende (25./26. November) fanden in der Messe Westfalenhallen die Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund e.V. und der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA statt. Leser werden sich möglicherweise fragen: “Warum finden denn zwei getrennte Versammlungen statt? Wo ist der Unterschied?” Die Fragen sind leicht an der “Firmenbezeichnung” BVB e.V. und BVB & Co. KGaA zu beantworten. Erstere ist die Versammlung des Fußballvereins – ähnlich der von Mengede 08/20. Letztere ist die Hauptversammlung aller Menschen und Institutionen, die BVB-Aktien in Ihren Depots halten.

Versammlungsleiter: Der Aufsichtsratsvorsitzende Gerd Pieper

Während sich die Besucher der Vereinsversammlung in der BVB-Familie geborgen fühlten – die aktuellen sportlichen Erfolge trugen bestimmt dazu bei -, haben Aktionäre eine andere Erwartung, obwohl auch dort die besondere Bedeutung der BVB-Gemeinschaft ganz oben stand. Wie sieht die Finanzlage des Unternehmens BVB aus? Stimmt die Strategie mit den Interessen der Kapitalgeber überein? Wie sind die Aussichten auch auf zukünftig sprießende Dividendenausschüttungen?

Kann ein Fußballverein Dividenden ausschütten?

Mit Ovationen empfangen: Trainer Lucien Favre, Michael Zorc und der Mannschaftsrat (nicht im Bild).

Bei einem Fußballverein – egal in welcher Rechtsform – ist der sportliche Erfolg nicht vom wirtschaftlichen Erfolg zu trennen. Aktuell könnte das heißen, dass im Falle sportlicher Erfolge auch die Aktionäre auf Ihre Kosten kommen. Seit 3 Geschäftsabschlüssen beträgt die Dividende 6 Cent je Stückaktie. Bei 92 Millionen Aktien entspricht das einer Ausschüttung von gut 5.5 Millionen Euro. Natürlich sahnen die Großaktionäre, die ca. 40 Prozent des Aktienkapitals besitzen, am meisten ab (u.a. Evonik, Puma, Signal-Iduna). Gemessen an dem Bilanzgewinn von 28,5 Millionen Euro scheint die Dividende ausbaufähig. Ein Antragsteller forderte, die Dividende auf 10 Prozent aufzustocken. Die große Mehrheit der Stimmberechtigten lehnten den Vorschlag jedoch im Sinne der angestrebten Dividendenkontinuität ab. “Vor wenigen Jahren haben Finanzanalysten behauptet, eine Dividendenzahlung von einem Fußballverein ist illusorisch”, begründete Hans-Joachim Watzke.

In seiner Rede nannte er drei Treiber, die zukünftig das angestrebte Wachstumsziel von 500 Millionen Euro bis 2025 (ohne Transfererlöse) erreichen sollen:

  • Sponsoring
  • Internationalisierung
  • Digitalisierung

Mögen Fanclubs beispielhaft die Internationalisierung kritisch beurteilen, weil sie den Fokus nicht mehr ausschließlich auf die heimischen Wachstumspotentiale gerichtet sehen und die hiesigen Fans nicht mehr an erster Stelle stehen, so kontert Watzke mit der Zahl von 155 Millionen BVB-Interessierten weltweit, deren Erwartungen man auch bedienen müsse. Das bedeutet: Es wird wieder in den Sommerpausen z.B. ab nach Japan, Malaysia, China oder in die USA gehen.

Bau eines Fan- und Jugendhauses

Zum Thema Nachhaltigkeit gibt Watzke bekannt: Ein Fan- und Jugendhaus größeren Ausmaßes an der Strobelallee ist bereits konkret geplant und wird in absehbarer Zeit umgesetzt. Die BVB-Fußballschulen, die es bereits in 10 Ländern gibt, haben 30.000 Kinder besucht. Vielleicht können dadurch neue Talente entdeckt werden.

Zahlen sind das eine – gesellschaftliches Bekenntnis das andere

Abseits der Zahlen, die eine Hauptversammlung überfrachten können, gibt Watzke sein ausdrückliches parteiunabhängigen Bekenntnis, sich als Verein und als KGaA gegen jede Art von Rassismus und Homophobie zu wehren. Viel Durchsetzungsvermögen sei ihm bei der Bekämpfung neu aufgeflammter Neonazistischer- und Hooligansaktivitäten auf der Südtribühne zu wünschen.

Abschied vom Bergbau

Das Ende des Bergbaus mit den Errungenschaften für das Revier, seiner positiven Ausstrahlung, die von Solidarität und Zusammenhalt geprägt war, wird der BVB mit seiner Trikotaktion “Danke Kumpel” würdigen. Im letzten Spiel der Rückrunde gegen Borussia Mönchengladbach werden die Profis mit diesen Trikots auflaufen. Ein gutes Bekenntnis im Einklang zur Tradition des BVB, der aus der Arbeiterbewegung entstanden ist.

Aktuell bestehen keine Zweifel, dass der BVB, sei es als Verein oder als Aktiengesellschaft, neben den Erwartungen der Aktionäre auch seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden kann. Die Manager sollten sich aber auch der Grenzen des Wachstums bewusst sein. Überbordendes Gewinnstreben und das Diktat des Shareholdervalue könnten verhindern, dass die “Echte Liebe” bei den “echten Fans” auf Dauer besteht.

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