Unwürdiges Spiel mit Zahlen
Ein Kommentar
Perfider geht es kaum. Die Bild-Zeitung katapultiert ihr Lieblingsthema „Flüchtlingshilfe und Migration“ Tag für Tag in ihre Schlagzeilen und bedient damit bewusst oder unbewusst die Vorurteile ihrer rechtsverirrten Leserschaft. Jüngstes Thema: Die UN-Flüchtlingshilfe dramatisiere die Todesquote. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) wird für seine Aussage kritisiert, die Anzahl der auf dem Fluchtweg über das Mittelmeer ums Leben gekommenen Menschen sei eine alarmierende Quote. Er treibe Propaganda mit Zahlen toter Flüchtlinge im Mittelmeer.
Waren es im Jahre 2017 noch 8,01 Tote pro Tag, verringerte sich diese Zahl auf 6,23 im Jahre 2018. Suggestiv also die polemische Botschaft des Blattes, „…nur nicht übertreiben, wir sind auf einem guten Weg“. Passend dazu noch ein Zitat des CDU/-Innenexperten Christoph de Vries: „Das Rechenkonstrukt des Flüchtlingskommissars legt den Verdacht nahe, dass mit den Todeszahlen Schiffbrüchiger Politik gemacht werden soll.“
Natürlich werden als Beigabe im Kommentar dann noch ein paar Krokodilstränen abgedrückt und Gott gedankt, dass 2018 weniger Menschen gestorben sind. Unfassbar: 2275 mal in einem einzigen Jahr unendliches Menschenleid auf den auf hoher See orientierungslos treibenden übervollen Gummibooten, verzweifelte Eltern, die hilflos zusehen müssen, wie ihre Kinder in den Fluten versinken. Und ist es nicht unwürdig, seit Jahr und Tag diese grausamen Menschenschicksale in Statistiken zu verstecken? Einen Bruchteil der gezeigten Empathie bei der leider vergeblichen Bergung des kleinen im Bohrloch ums Leben gekommenen spanischen Jungen auch den namenlosen Mittelmeertoten zukommen zu lassen, wäre angemessener.