Durch den Lürwald von Neheim-Hüsten nach Menden
Noch ist die Ruhrmündung als Ziel weit entfernt. Doch die Wandergruppe des Heimatvereins bewegt sich kontinuierlich in ihre Richtung. In der vergangenen Woche legten wir die dritte Etappe von Neheim-Hüsten nach Menden zurück.
Obwohl die Wetterprognosen mit 60% Wahrscheinlichkeit kräftige Regenschauer ankündigten, entschieden sich die 16 Wanderer für die verbliebenen 40 % und konnten so die 20 Kilometer lange Strecke ohne nennenswerte Niederschläge bewältigen. Mit nur wenigen Minuten Verspätung erreichten wir den Bahnhof Neheim-Hüsten.
Der erste Streckenabschnitt führte parallel zur Ruhr, gleichlaufend mit dem Ruhrtal-Radweg. Wo am Wochenende Massen von Radwanderern unterwegs sind, war es an diesem Donnerstagvormittag ausgesprochen ruhig, so dass wir ohne große Ausweichmanöver den Weg durch das Naturschutzgebiet am Ruhrufer genießen konnten. Ein paar hundert Meter nach Überquerung des Flusses auf einer Fußgängerbrücke ging es aufwärts. Und damit keiner auf den Gedanken kam, er wandere nur so zum Vergnügen mit, führte Wanderführer Diethelm die Gruppe nicht nur steil aufwärts, sondern dann auch auf dem gleichen Weg ein Stück zurück, weil er unten einen Abzweig verpasst hatte. Sein Fazit: „Schon die Geschichte hat gezeigt, dass man nicht blind einem Führer folgen soll. Jeder einzelne sollte also ruhig mal darauf achten, ob die Gruppe noch auf dem richtigen Weg ist.“
Nur war der richtige Weg an dieser Stelle, wie auch auf dem weiteren Wegverlauf bis kurz vor Menden, manchmal schwer zu erkennen. Die Wegmarkierung war nicht nur alt und teilweise verblasst, sondern wegen vieler geschlagener Bäume manchmal auch nicht mehr vorhanden. Wir bedauerten, dass Wanderscout Heinrich sich diesmal abgemeldet hatte. Denn normalerweise nimmt er bei fehlenden Zeichen „die Witterung auf“, bis er den richtigen Weg gefunden hat.
Trotz der kleinen Orientierungsprobleme: Der Weg durch das Naturschutzgebiet Lürwald war Wandergenuss pur. Über mehrere Kilometer war der Wald nicht durch Straßen zerschnitten. Der Zugang und das Verlassen eines durch Einzäunungen geschützten Wildgebietes erwies sich für Begleithund Cooper allerdings als schwierig, weil es keine
Tore gab, sondern nur ein Wildgatter in Form von Eisenbahnschienen, die mit großem Abstand und einer Kuhle darunter quer über den Weg verlegt waren. Den Zugang schaffte der Hund im artistischen Balanceakt, beim Ausgang haben wir ihn mit seinen 25 Kilo vorsichtshalber über das Hindernis getragen. Bei Oberoesbern verließen wir den Wald. Ein Beispiel für unsere ständige Überwachung lieferte Hartmuts Handy. Denn das fragte ihn kurz nachdem wir die freie Hochfläche erreicht hatten nach seiner Meinung über den Lürwald.
Am Hexenteich hatten wir bereits das Mendener Stadtgebiet erreicht. So mystisch wie der Name klingt, so geheimnisvoll und grausam ist die Geschichte des Hexenteiches tatsächlich. Während der Hexenverfolgung sollen an dieser Hinrichtungsstätte in den Jahren zwischen 1592 und 1631 angeblich überführte Frauen ertränkt und auch verbrannt worden sein. Rund um den Hexenteich findet man Baumskulpturen, die teilweise wie Totempfähle aussehen. Die Skulpturen wurden von dem serbischen Künstler Mile Prerad geschaffen.
Eine dieser skurrilen Holzfiguren nahmen wir als Hintergrund für ein Gruppenfoto. Inzwischen war die Wegmarkierung deutlich besser geworden. Auf einem gut geführten Weg erreichten wir noch vor 16.00 Uhr die Mendener Altstadt. Trotz der zurückgelegten 20 Kilometer wollten von uns einige nicht glauben, dass wir schon am Ziel waren. Mit dem Blick auf das alte Rathaus von 1911/1912 mit seinem mittig dominierenden Turm, stilistisch ist der gesamte Bau der zweiten Phase des Jugendstils zuzuordnen, ließen wir bei Kaffee und Kuchen die gelungene Wanderung ausklingen. Jetzt meldeten sich auch die 60% Regenwahrscheinlichkeit. Es prasselte der einzige Starkregenschauer des Tages herunter. Doch der konnte uns aber wegen der großen Schirme vor und der ausreichenden Menge an Plätzen im Inneren der Bäckerei nichts mehr anhaben.