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Juliet Grames:  Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna

Mario Lars: Bücher

Die Familiengeschichte der Fortunas reicht von ihren Wurzeln im bitterarmen Kalabrien Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Aufstieg in die amerikanische Mittelschicht einiger ihrer Mitglieder in der Gegenwart.

Literarisch braucht diese Geschichte der Frauen, des Überlebenswillens und der Kraft, der Verwurzelung und Auswanderung den Vergleich mit großen Namen wie Gabriel Garcia Marquez und Isabel Allende nicht zu scheuen. Gewalt und Unbildung in einer patriarchalen Gesellschaft, altes Unrecht und schuldhafter Tod durchziehen die komplexen Verästelungen der Familiensaga.

Erzählerin ist eine junge, erfolgreiche Frau, die die Geschichte ihrer Familie, vor allem die Geschichte ihrer Großmutter recherchiert und aufschreibt. Diese Fiktion führt den Leser durch eine überbordende Fülle an Episoden und Anekdoten, an Mehrfachbezügen und Erzählebenen. Magischer Realismus und Situationskomik, Gewalt gegen Frauen als allgemein akzeptierte Normalität und die Leichtigkeit einer Stereotypen traditioneller italo-amerikanischen Familiengeschichten aufgreifenden, eigene Familienlegenden verarbeitenden Romanerzählung – Juliet Grames verwebt alles dies zu einem Geschmacks- und Klangteppich, in dem wir (Maria)stellas Kampf um Autonomie, ihr spätes Beharren auf Wahrheit und die Lösung – fast aller – Familiengeheimnisse gebannt mitverfolgen.

Eine der großen Stärken des Romans ist die Balance der Stimme der Erzählerin zwischen liebevoller Empathie, zumindest der Darstellung des Handelns der Personen aus dem Zeitkontext, und klarer Stellungnahme und Benennung des Grauens, das den Frauen der Familie, allen voran Mariastella, widerfährt.

Hella Koch, Buchhandlung am Amtshaus

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