Linke in der Zwangs-Isolation – Eine Kolumne von Peter Grohmann

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Linke in der Zwangs-Isolation

von Peter Grohmann

Links ist da, wo der Daumen rechts ist. Wem das nicht reicht, dem steht frei, politisch zu handeln im Kontext der Menschenrechte. Bekanntlich herrscht weniger Redebedarf, aber großer Handlungsbedarf. Dieser Tage kann man auch traurig sein. In der Stuttgarter Königstraße versammelten sich dieser Tage unter einer Phalanx roter Fahnen 200 Menschen – ein geschlossener Kreis, kaum einsehbar für Vorübereilende oder Neugierige.

Dass es bei dieser Fahnenschau um das rassistische und erschütternde Attentat vor einem halben in Hanau ging, bekam die die Außenwelt allenfalls per Zufall mit. Erläutert wurde freilich, warum der Kapitalismus mehr als schlecht ist und dass es bessere Lösungen gibt. Es schien einmal mehr so, als ob man die hunderte und hunderte Menschen, die meisten mit “Sinneserfahrung”, nicht sieht, nicht braucht, nicht spürt. Aber sie sind mehr als andere “Zeugen der Wahrheit”. Das erwartet die Gesellschaft auch “von den Medien, von den Journalisten. Erwartet wird hier zu allererst, dass sie für “Aletheia” sorgen, dass sie das Verborgene aufdecken, dass sie den Teppich wegziehen, unter den Skandalöses gekehrt worden ist. Der Journalismus soll dubiose Waffengeschäfte enthüllen, er soll aufdecken, wo Reiche und Mächtige ihr Geld verstecken, um Steuern zu sparen, er soll politische Lüge und Korruption aufspüren. Die Wahrheit soll ans Licht”, schreibt Heribert Prantl.

Als, zum Beispiel, die Panama-Papers veröffentlicht wurden, war das so eine Licht- und Sternstunde. Diese Aufdeckungsarbeit aber ist es nicht allein. Aufdeckung geschieht nicht um der Erregung willen, sondern, nehmen wir ruhig dieses Wort, um der Treue zu Demokratie und Rechtsstaat willen.” Danke, Heribert Prantl, auch wenn ich mehr zitiert habe, als die Polizei erlaubt. Politisches Handeln muss nachdenken, soll vermitteln, soll der Aufklärung neue Freunde bringen, zum Handeln ermuntern. Wenn uns Politik und Praxis zu “unpolitisch” sind, können wir das ändern. Politisches Denken könnte »alle veralteten politischen Differenzierungen von rechts bis links entwerten und neben und über sie den politisch wesentlichsten Maßstab für die Beurteilung von Ereignissen in unserer Zeit einzuführen, nämlich: ob sie einer totalen Herrschaft dienen oder nicht,” formuluert Hannah Arendt. Das bezeichnet einen Standpunkt, den wir einnehmen können – jenseits aller Standards. Auch Linke waren in ihrer Geschichte oft antisemitisch oder rassistisch, gewaltbereit und autoritär. Es soll sogar Dumme gegeben haben und geben und welche, die Lukaschenko für das Opfer halten und nicht die Gefolterten. Alles sehr schade, aber zu ändern.

Peter Grohmann* ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. Wir danken Peter Grohmann für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
*peter-grohmann@die-anstifter.de

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