Advent in Coronazeiten ( 11 )

Bäume erzählen ihre Geschichte

In der adventlichen Zeit der Vorfreude verabschieden wir uns aus der Mengeder Ortsmitte

Gerd Latterner

Wir hatten viele Freunde, die sich über unser Grün mit den optischen und klimatischen Auswirkungen freuten. Wir selbst fühlten uns hier zwischen der Jonathanstraße und der Adalmundstraße wohl und waren kerngesund. Eine geringfügige Kronenpflege über die Jahre hätte uns sogar noch gefördert.
Mit schriftlicher Ankündigung Ende August 2015 wurde uns vier Linden mitgeteilt, dass wir eine Verkehrssicherheitsgefahr darstellen. Mit Markierungen wurde angekündigt: „Es kommt der Tag, da wird die Säge sägen.“

Von einem “Bündnisgrünen“ erfuhren wir, dass wir Drehrisse in den Kronen hätten, die unser Fällen erforderlich machten. Bis – einmal- kurz vor unserem Ende, Anfang Dezember 2020, hörten wir dann aus den Reihen der “Grünen“ nichts mehr.

Wundersam und völlig unerwartet wurden eines Tages die Markierungen entfernt und wir erhielten einen nicht erforderlichen, unfachmännischen “Starkrückschnitt“.
Wie schon gesagt: Wir Linden waren gesund und stark und haben uns trotz dieses widersinnigen Rückschnitts wieder sehr gut erholt.

Im April 2018 wurde die Umgestaltung des Platzes Jonathanstraße/ Adalmundstraße in der Bezirksvertretung Mengede beschlossen.
Da wir und unsere nun ebenfalls betroffene Nachbarin – eine Platane – in allen Unterlagen nicht erwähnt wurden, fragten wir noch vor der entsprechenden Bezirksvertretungssitzung bei allen örtlichen Bezirksvertretern nach, ob wir fünf Bäume mit ihrer Zustimmung im Rahmen der Baumaßnahme gefällt werden würden. Eine Antwort erhielten wir nicht.

Auf neuerliche Anfragen Ende August und Ende September 2019 wurde ebenfalls nicht geantwortet. Unsere Nachbarin, der Platane, kam Mitte 2020 die Idee, um nicht die letzte Chance verstreichen zu lassen, die Aufsichtsbehörde zu kontaktieren.

Daraufhin fand die Verwaltung, vermutlich auch im Sinne der Ortspolitik, die sich ja zu dem Fällen von uns Bäumen bisher überhaupt nicht geäußert hatte, die für uns nicht begreifbare und nicht nachvollziehbare Begründung für das Fällen unserer Baumgruppe: „Die Entscheidung erfolgte unter Abwägung aller relevanten Faktoren. Es wurden ausführliche Bewertungen der Situation vor Ort durch die zuständigen Fachämter erstellt mit dem Ergebnis, dass die fünf Bäume aufgrund ihres Standortes, der zu erwartenden Reststandzeit und ihres allgemeinen Zustandes der geplanten Umbaumaßnahme unterzuordnen sind. Ein dauerhafter Erhalt der fünf Bäume kann nicht gewährleistet werden.“

Wir jedenfalls können dies nicht verstehen.

Wir Linden werden uralt, wir sind sehr beliebte Bäume, wir werden am häufigsten in Liedern und Gedichten erwähnt, wir erfüllen unsere Umgebung mit Blütenduft und wir sind eine sehr gute Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und viele andere Insekten. Wir sind sehr traurig und verabschieden uns von unseren Freunden.

Das war’s dann wohl

Zu fällen einen schönen Baum
braucht’s eine halbe Stunde kaum.
Zu wachsen, bis man ihn bewundert,
braucht er – bedenk es – ein Jahrhundert.

                                                   Eugen Roth

Die Idee zu „Advent in Coronazeiten”
Die Pandemie hat uns immer noch im Griff… .
Wegen Corona fallen nicht nur sämtliche größeren Kulturereignisse aus, auch die vielfältigen Aktivitäten der örtlichen Vereine und Gruppen sind zum Erliegen gekommen und können praktisch durch nichts ersetzt werden. Aber mit Hilfe des Netzes können zumindest weitere solidarische Signale an die Menschen um uns herum versendet werden. MIT wird in der bevorstehenden Advents- und Weihnachtszeit  auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, an dieser Stelle eine zusätzliche Plattform zum Info-Austausch zu bieten. Also: Wer Lust und Zeit hat, darf sich gerne beteiligen.
Es ist mit Sicherheit kein adäquater Ersatz für das soziale Miteinander,  für den Gedankenaustausch und das gemütliche Beisammensein. Aber sicher ist auch: Wenn wir durchhalten wollen, geht das viel besser gemeinsam. (K.N.)

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