Pecunia non olet („Geld stinkt nicht“)

"Noah-Abbruch" führt zu Trauer, Ergriffenheit und Unverständnis

„Lieber Gott, mach mich blind, dass ich alles prima find!“ Dieses Stoßgebet zierte vor Jahren den Glockenturm der evangelischen Kirche in Nette. Und es gilt als ziemlich sicher, dass es der damalige Ortsgeistliche Dieter Kanstein höchstpersönlich war, der diesen Graffiti-Spruch mit roter Farbe auf die westliche Turmwand gepinselt hatte. War es bereits eine Vorahnung?

Jugendliche brachten am Bauzaun ihr Unverständnis zum Ausdruck

Der Abbruchhammer jedenfalls macht derzeit mit dem „Finger Gottes“ kurzen Prozess. Der Stolz der Gemeinde, das Lebenswerk des ehemaligen Gemeindepfarrers Kurt Stork und die wichtigste und weithin sichtbare Landmarke des Ortsteils muss weichen.

Trauer und Ergriffenheit und Unverständnis auch bei den Menschen. Eine Gruppe Jugendlicher hatte sich gleich am Abend des ersten Abbruchtages eingefunden, um mit Grablichtern und am Bauzaun befestigten Botschaften ihr Unverständnis auszudrücken.

 

Es bedarf in der Tat schon einer Menge an Optimismus, dass nun endlich alles prima werde. Selbst ein Blinder erkennt, dass es ausschließlich finanzielle Überlegungen waren, den evangelischen Christinnen und Christen in Nette ihr Gotteshaus zu nehmen. Nach mehr als 3-jährigem Schweigen der Kirchenverantwortlichen zur Zukunft des ehemaligen Kirchengrundstücks wurde die „Noah-Katze“ aus dem Sack gelassen und die diffus im Orte wabernden Gerüchte endlich konkretisiert. Zum moralischen Deckmäntelchen „notwendiger Neubau eines Kindergartens“ kommen nun zusätzlich zwei Baublocks mit insgesamt 28 Wohneinheiten hinzu. Ob diese bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von geschätzt gerade einmal 40 m² auch für Familien mit Kindern geeignet sind, sei dahingestellt.

Kommentare sind geschlossen.