Denkmäler, Bauten und Geschichten aus dem Stadtbezirk * ( 2 )

 Westfalenhof Mengeder Straße 686 –
Gastwirtschaft, Gartenwirtschaft, Freiluftkegelbahn, Saal, Wohnung, Brauerei und Eiskeller alles zusammen

Von Franz-Heinrich Veuhoff

Die Bebauung der südlichen Ortslage – Gerichtsherrschaft der Herren von Bodelschwingh – erfolgte im frühen 14. Jahrhundert. Um diese Zeit wird auch das erste Gebäude errichtet worden sein, auf dessen Grundmauern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert die ehemalige Gaststätte „Haus Krampe“, „Schimmel“, „Kaffsack“ bzw. „Westfalenhof“ entstand.
Gerichtshaus und auch Rathaus des Bodelschwing‘schen Anteils im Kirchdorf war Haus Krampe. Vorgelagert lag über mehrere Jahrhunderte bis zur Einrichtung des heutigen Mengeder Marktes (1915) der Marktplatz des alten Mengede. Die drei Familien Krampe (bis 1755), Schimmel (bis 1907) und Kaffsack (bis 2012) boten in ihrem Lokal Bier und Branntwein, Veranstaltungsflächen für Theater, Versammlungen und Feierlichkeiten in einem großen Saal und in den herrlichen Gartenanlagen u.a. auch eine Freiluft-Kegelbahn an. 

Um 1880 wird noch eine Hausbrauerei mit einem Kühlschiff in der Gebäudesteuerrolle des Amtes geführt. Das Wasser zum Brauen konnte lange Zeit direkt der Emscher entnommen werden, die die unmittelbar am Grundstück vorbeiführende Umflut und damit den kleinen Stichkanal zum Brauhaus speiste. Für die Kühlung von Speisen und Getränken wurde im Winter aus Teichen Eis gesägt und in dem hauseigenen Felsenkeller, der in der Nähe der heutigen Spinne am ev. Friedhof lag, für die wärmere Zeit vorgehalten.

Die Stallungen des Hauses nutzte das Königlich Westfälische Landgestüt zu Warendorf Ende des 19. Jh. bis zum ersten Weltkrieg als Deckstation mit 2 Hengsten (belgischer bzw. rheinisch-belgischer Rasse) für die Aufzucht der in Mengede eingesetzten Pferderassen. Wirt Schimmel war es auch, der Ende des 19. Jh. durch die Mengeder Firma Stein in seinem Gasthof die Petroleumbeleuchtung durch eine moderne Karbid (Acetylen) Beleuchtung ersetzte. Dieses „erste helle Licht“ in Mengede wurde wie ein Wunder von den Bürgern bestaunt.
Die Ruhrbesetzung 1923 – 1927 beendete alle Aktivitäten der früheren Besitzer.

1927 wurde nach Abzug der Franzosen der zerstörte Saal durch einen Neubau ersetzt. Eine Umnutzung des Saales zu einem Lichtspieltheater erfolgte 1946 als „Metro-Filmtheater“, später bis 1961 „Schauburg“ und ab 1961 bis zum Abbruch 1996 diente der Saal verschiedenen Gewerbetreibenden als Lager.
Seit dem 11. November 1983 steht das Wohngebäude unter Denkmalschutz.
Karin und Bodo Kaffsack waren die letzten Konzessionsinhaber zum Betrieb des „Westfalenhofes“ und Bodo Kaffsack drehte den Zapfhahn am 24. Februar 2012 für immer hoch.

Am 23. Februar 2012 erwarben Claudia und Peter Hemels das bebaute Grundstück und renovierten das Gebäude denkmalgerecht. Die alte Gaststätte verschwand und die Räume dienen nun als Wohnung für die Eigentümerfamilie, der letztlich für die Erhaltung dieses Schmuckstücks im alten Mengede zu danken ist.

 

Hinweis:
Fotos: Heimatverein Mengede. Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!
*Der vorstehende Beitrag wurde als Nr. 1 für die Schaukästen des Heimatvereins Mengede geschrieben.
MIT bedankt sich für die Zustimmung zum Nachdruck des Beitrags. 

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