Der Glockenturm in Nette

Es ist vollbracht (Joh. 19, Vers 30)

Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ew’ger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell. 

 (Friedrich von Schiller, Das Lied von der Glocke) Ersehnt, geplant, gebaut, geliebt, verteidigt und dann zerstört: Unsere evangelische Kirche mit ihrem den Heimatort Nette prägenden Wahrzeichen Glockenturm. Ein Gebäude, dass in seiner Substanz in der Lage gewesen wäre, den Kölner Dom zu überdauern. Ein Turm, errichtet für die Ewigkeit, doch seine Ewigkeit dauerte nur 53 Jahre.
Sein Kreuz darbt nun mit einer Minimalchance auf Wiederverwendung als Friedhofsdekoration auf irgendeinem Bauhof, seine Glocken, so sagt man, sollen am Sankt Nimmerleinstag das Geläut der katholischen Kirche ersetzen und sein zu Staub gemahlenes Mauerwerk wird sicher auch irgendeine Verwendung finden.
Eine Epoche findet ihr gewaltsames Ende in der unser Turm mit seinem Geläut Gebete begleitet, Taufen und Hochzeiten einen festlichen Rahmen gegeben oder plakativ Friedensbotschaften verkündet hatte.

Aber auch seine weltlichen Funktionen waren nicht unwichtig: Der Ort verfügte mit dem Turm über eine Landmarke, die auch Ortskundigen den richtigen Weg wies. Dem Funk diente eine Antennenstation und der unmittelbaren Umgebung gewährte er Schutz vor Blitzeinschlägen. Sogar die Geodäten wussten seine Weithinsichtbarkeit für ihre Triangulationsvermessungen zu nutzen.
Mehr als zwei Monate brauchten nun bis zu drei Abrissbagger, um alles in Schutt und Asche zu legen. Grund genug, mit einem Bruchstück der Turmmauern (s. Foto oben) an diese Epoche zu erinnern.

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