Buchempfehlung des Monats

Emma Stonex: Die Leuchtturmwärter

Mario Lars Bücher

Am 30. Dezember 1972 wird der Maiden-Rock-Leuchtturm weit im Meer vor der englischen Kleinstadt Mortehaven verlassen aufgefunden. Die drei Leuchtturmwärter sind spurlos verschwunden. Rätselhaft und für viele Spekulationen gut sind die Umstände: eine von innen verschlossene Zugangstür, zwei gleichzeitig stehengebliebene Wanduhren, der Küchentisch noch für zwei gedeckt. Haben die drei den Leuchtturm freiwillig verlassen oder hat sie eine Welle ins Meer gerissen? Liegt ein Verbrechen vor, ist einer der drei ein Mörder?

Ein historischer Fall Ende des Jahres 1900 auf dem kleinen Eiland Eilean Mor nahe der schottischen Isle of Skye ist die Grundlage von Stonex großartigem Buch, in dem auch mit 20 Jahren Abstand immer noch die gleichen Fragen gestellt werden, vor allem aber die Frauen und Partnerinnen der spurlos Verschwundenen einen Weg suchen, mit dem Geschehen abzuschließen, wenn die Erinnerungen schwinden. Jede geht anders mit dem traumatischen Verlassenwerden ohne Abschied, ohne Gewissheit um. Eine Familiengründung mit einem ungeliebten Mann, Verbitterung oder lebenslanges Warten – der Schatten der Vergangenheit lässt kein gelingendes Leben zu.
In diversen Rückblenden erzählen die Männer ihre Wahrheit. Ihre Stimmen berichten von Lebensenttäuschungen und Einsamkeit, vor allem aber von Schuld. Die Sehnsucht der Beengtheit des Leuchtturms und dem eigenen kleinen Leben zu entfliehen, teilen alle drei. Lagenweise wird das Innerste der Männer enthüllt und man kann schließlich keine Freveltat mehr ausschließen. Mit großem Können und Feingefühl ist dies gemacht und mit ebenso viel Spannung. Wird das Rätsel gelöst? Auf jeden Fall lesen wir eine mögliche Geschichte. So könnte es gewesen sein. Vielleicht. Der historische Fall blieb ungeklärt.

Hella Koch – Buchhandlung am Amtshaus

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