Nachdenken statt Querdenken – Eine Kolumne von Diethelm Textoris

Nachdenken statt Querdenken

Eine Kolumne von Diethelm Textoris

Manchmal ertappe ich mich beim Querdenken. Nicht, dass ich Corona in Frage stellen möchte oder zusammen mit Verfassungsgegnern unsere freiheitlich demokratische Grundordnung verteidigen will. Und an durch Impfen implantierte Chips glaube ich schon gar nicht. Nein, ich bin dann eher ein Linksdenker wie der legendäre Münchner Komiker Karl Valentin. Ich verstehe dann einfach alles falsch, manchmal bewusst und ich habe meinen Spaß daran, manchmal leiten mich meine Gedanken auch ohne mein Zutun in die falsche Richtung. 

Jüngstes Beispiel. Da las ich in dieser Woche in der Lüner Lokalausgabe der Zeitung, die als einzige von vielen noch übrig geblieben ist, die Überschrift: „Katzenstreu ist das neue Klopapier.“ Sofort stellte ich mir die Frage, wie das denn technisch überhaupt möglich ist. Katzenstreu hat keine Konsistenz, ist körnig und rau und wird nicht nur Befürworter von dreilagigem weichem Papier nicht überzeugen können. Aber vielleicht lässt es sich ja recyceln  und aufbereiten zu einem papierähnlichen Stoff. Geht aber wohl auch nicht, denn wie will man es in Zellstoff umwandeln. Das ginge ja höchstens mit Beimengung zu einer Zellstoffmasse. Ein letzter Gedanke  beschäftigte sich mit dem Einsatz in Trockenklosetts und in Wohnmobilen. 

Dann machte es Klick, und ich erkannte, dass mit der Aussage wie beim erwähnten Toilettenpapier zum Beginn der Coronakrise eine mögliche Knappheit gemeint sein könnte. Beim Faktenscheck half dann das Lesen des Artikels. Ich stellte fest, die erwähnten Gedankengänge dauerten nur wenige Sekunden und schon war die richtige Erkenntnis da. Querdenker, Coronaleugner und Impfgegner hatten schon viele Monate Zeit, das Querdenken durch Nachdenken zu ersetzen. Bisher leider ohne sichtbaren Erfolg.
Und wer sich den sogenannten Spaziergängern in ihrer Protesthaltung anschließen will, sollte an die alte Erkenntnis denken: Wer hinter anderen her trotte(l)t, sieht vor sich doch nur gut verpackte Arschlöcher.

Fotos: Archiv MIT

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