Buchempfehlung des Monats

Bonnie Garmus:  Eine Frage der Chemie

Mario Lars Bücher

Anfang der 60er „als Frauen Hemdblusenkleider trugen und Gartenvereinen beitraten und zahllose Kinder bedenkenlos in Autos ohne Sicherheitsgurte herumkutschierten; damals, bevor überhaupt jemand ahnte, dass es eine 68er-Bewegung geben würde…; damals, als die großen Kriege vorbei waren und die geheimen Kriege gerade begonnen hatten und die Menschen anfingen, neu zu denken“, stand die 30jährige Elizabeth Zott „jeden Morgen auf und war sich nur einer Sache sicher: Ihr Leben war vorbei.“

Anschließend brachte der Star der TV-Kochsendung „Essen um sechs“ – jeden Tag der amerikanischen Nation bei, wie man den Gesetzmäßigkeiten der Chemie zufolge vernünftig kocht. Die brillante Wissenschaftlerin und alleinerziehende Mutter interessierten jedoch weniger die kulinarischen Genüsse ihres Publikums, sondern es ging ihr um Wertschätzung und – Gleichberechtigung. 

Eine wissenschaftliche Karriere hing zu der Zeit nicht von Fähigkeiten und Leistungen ab, sondern vom Geschlecht. Elizabeths Forschungen wurden von Kollegen torpediert und von männlichen Vorgesetzen unter eigenem Namen veröffentlicht, wobei sie als unverheiratete Mutter permanent intellektuellen Herabwürdigungen ausgesetzt. Eheliche Gewalt und Vergewaltigung im akademischen Umfeld waren Alltag und als sie eher zufällig beim Fernsehen landet, ist Elizabeth zwar erstmals finanziell gut gestellt, aber ausgesprochen unglücklich mit dieser Aufgabe. Die leidenschaftliche Wissenschaftlerin ermutigt indes ihr in erster Linie weibliches Publikum, durch Chemie zu begreifen, wie alles zusammenwirkt. „Wenn Frauen diese grundlegenden Konzepte der physikalischen Welt von Atomen und Molekülen verstehen, können sie allmählich die falschen Grenzen erkennen, die ihnen von künstlichen kulturellen und religiösen Normen auferlegt sind.“ 

Das ganze Buch ist ein großes Lob der Wissenschaft als Heilmittel gegen den Hunger in der Welt, das Artensterben, Krankheiten und Kriege. – Was könnte aktueller sein.

Hella Koch – Buchhandlung am Amtshaus

Kommentare sind geschlossen.